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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 103)

Rupert Feuchtmüller 
EG__ON SCHIELES 
STADTEBILDER VON 
STEIN AN DER DONAU 
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Egnn schiene Stein an der Donau. Ol au! Leinwand, 
sasxaas cm. Sigm: Egon Schiele 1913. Privnbesilz 
USA (Kallir, (Euvrevevz. Nr.1B7) 
igegn an der Donau von Süden (Verglainhsblld zu 
. a) 
Das Jahr 1968 brachte für Niederösterreich zwei 
Gedenktage bedeutender Künstler. Martin Jo- 
hann Schmidts Geburtstag jährte sich zum 
250. Male, und Egon Schieles Todestag kehrte 
zum 50. Male wieder. Da über beide Maler 
umfassende Monographien existieren, kann die 
Aufgabe dieser Zeilen nur darin bestehen, 
auf einige neue Gesichtspunkte hinzuweisen. Für 
Martin Johann Schmidt geschah es durch eine 
Publikation der in den letzten Jahren neu ent- 
deckten Werke, bei Egon Schiele sollen seine 
4 Städtebilder von Stein an der Donau einer 
näheren Untersuchung unterzogen werden. 
Dabei ergibt sich eine sehr glückliche - frei- 
lich rein äußerliche Beziehung zu dem Jubiläum 
des niederösterreichischen Barockmalers, han- 
delt es sich doch um jene Stadt, in der dieser 
lebte und schuf, in der er im hohen Alter von 
83 Jahren starb. Doch es existieren noch 
wichtigere Gründe. Niederösterreichische Städte- 
bilder Egon Schieles sind nicht sehr häufig. 
Außer einer sehr fraglichen Farbskizze von 
Mödling kennen wir nur die schöne Ansicht 
dieser Stadt von der Johannesruhe aus und die 
Darstellung einer Donaustadt, die aber noch 
nicht genau identifiziert werden konnte. Neben 
den bekannten Krumau-Bildern wären - zu- 
mindest was die Häufigkeit betrifft - die An- 
sichten von Stein anzuschließen. Da es sich 
um je zwei Varianten zweier verschiedener 
Blickrichtungen handelt, steht naturgemäß die 
An der Interpretation durch den Maler im Vorder- 
grund. Um sie zu erkennen und daraus einige 
Schlüsse über seine Auffassung zu ziehen, ist 
es nötig, zuerst eine Konfrontation mit der 
Wirklichkeit vorzunehmen. Doch zunächst die 
Fakten: 
Die vier Bilder (Kallir Nr. 186, 187, 188, 189) 
sind in Öl auf Leinen, die kleineren Studien 
auf Holz gemalt und tragen alle die Signatur 
des Künstlers mit der Jahreszahl 1913. Sie sind 
also unmittelbar nacheinander entstanden, ver- 
mutlich anläßlich von Schieles Wachau-Reise 
im Juni dieses Jahres. Es scheint so, als würde 
die Ansicht mit Blickrichtung gegen den Steiner 
Kreuzberg vorangegangen sein. Mit ihr soll die 
Reihenfolge begonnen werden, wobei es zweck- 
mäßig ist, zuerst den Bildgegenstand näher zu 
untersuchen, ehe man sich der Studie und den 
Fragen der künstlerischen Gestaltung zuwendet. 
Die Stadt und die Städtehilder 
Die bei Kallir farbig abgebildeteAnsicht (AbbJ. 
Kallir CEuvreverzeichnis Nr. 187, OllLeinwand 
89,8 x89,6 cm, USA, Privatbesitz), die Stein vom 
gegenüberliegenden Donauufer zeigt, ist die 
ausführlichste und genaueste der vier Städte- 
bilder, was ein kurzer Vergleich (Abb. 2) mit 
der heutigen Situation zeigen soll. Die Blick- 
richtung - etwa gegenüber dem Haus Donau- 
lände Nr. 60 - ist unschwer zu finden. Die 
Darstellung der Uferbüschung und der Lände 
zeigt einige künstlerische Freiheiten, die zugun- 
sten einer geschlossenen Bildwirkung verständ- 
lich sind. Ganz links im Vordergrund sehen wir 
einen der runden Festungstürme, und zwar 
jenen, der den Rathausplatz im Südwesten 
abschließt. Der freie Platz ist ohne die barocke 
Nepomuk-Statue wiedergegeben, vermutlich um 
die Klarheit der Komposition nicht zu stören. 
An der Nordseite des Platzes sieht man links 
das Haus Landstraße 70, das in Wirklichkeit 
6 Fensterachsen und zwei Geschosse hat, auch 
weist es nicht die blaugrünen Lisenen auf, 
sondern trägt einen Fassadendekor des 17. Jahr- 
hunderts; daneben sehen wir das Haus Land- 
straße 68, das eigentlich 6 Fensterachsen auf- 
weisen sollte. Rechts vom Platz ist das dunkle 
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