Rupert Feuchtmüller
EG__ON SCHIELES
STADTEBILDER VON
STEIN AN DER DONAU
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Egnn schiene Stein an der Donau. Ol au! Leinwand,
sasxaas cm. Sigm: Egon Schiele 1913. Privnbesilz
USA (Kallir, (Euvrevevz. Nr.1B7)
igegn an der Donau von Süden (Verglainhsblld zu
. a)
Das Jahr 1968 brachte für Niederösterreich zwei
Gedenktage bedeutender Künstler. Martin Jo-
hann Schmidts Geburtstag jährte sich zum
250. Male, und Egon Schieles Todestag kehrte
zum 50. Male wieder. Da über beide Maler
umfassende Monographien existieren, kann die
Aufgabe dieser Zeilen nur darin bestehen,
auf einige neue Gesichtspunkte hinzuweisen. Für
Martin Johann Schmidt geschah es durch eine
Publikation der in den letzten Jahren neu ent-
deckten Werke, bei Egon Schiele sollen seine
4 Städtebilder von Stein an der Donau einer
näheren Untersuchung unterzogen werden.
Dabei ergibt sich eine sehr glückliche - frei-
lich rein äußerliche Beziehung zu dem Jubiläum
des niederösterreichischen Barockmalers, han-
delt es sich doch um jene Stadt, in der dieser
lebte und schuf, in der er im hohen Alter von
83 Jahren starb. Doch es existieren noch
wichtigere Gründe. Niederösterreichische Städte-
bilder Egon Schieles sind nicht sehr häufig.
Außer einer sehr fraglichen Farbskizze von
Mödling kennen wir nur die schöne Ansicht
dieser Stadt von der Johannesruhe aus und die
Darstellung einer Donaustadt, die aber noch
nicht genau identifiziert werden konnte. Neben
den bekannten Krumau-Bildern wären - zu-
mindest was die Häufigkeit betrifft - die An-
sichten von Stein anzuschließen. Da es sich
um je zwei Varianten zweier verschiedener
Blickrichtungen handelt, steht naturgemäß die
An der Interpretation durch den Maler im Vorder-
grund. Um sie zu erkennen und daraus einige
Schlüsse über seine Auffassung zu ziehen, ist
es nötig, zuerst eine Konfrontation mit der
Wirklichkeit vorzunehmen. Doch zunächst die
Fakten:
Die vier Bilder (Kallir Nr. 186, 187, 188, 189)
sind in Öl auf Leinen, die kleineren Studien
auf Holz gemalt und tragen alle die Signatur
des Künstlers mit der Jahreszahl 1913. Sie sind
also unmittelbar nacheinander entstanden, ver-
mutlich anläßlich von Schieles Wachau-Reise
im Juni dieses Jahres. Es scheint so, als würde
die Ansicht mit Blickrichtung gegen den Steiner
Kreuzberg vorangegangen sein. Mit ihr soll die
Reihenfolge begonnen werden, wobei es zweck-
mäßig ist, zuerst den Bildgegenstand näher zu
untersuchen, ehe man sich der Studie und den
Fragen der künstlerischen Gestaltung zuwendet.
Die Stadt und die Städtehilder
Die bei Kallir farbig abgebildeteAnsicht (AbbJ.
Kallir CEuvreverzeichnis Nr. 187, OllLeinwand
89,8 x89,6 cm, USA, Privatbesitz), die Stein vom
gegenüberliegenden Donauufer zeigt, ist die
ausführlichste und genaueste der vier Städte-
bilder, was ein kurzer Vergleich (Abb. 2) mit
der heutigen Situation zeigen soll. Die Blick-
richtung - etwa gegenüber dem Haus Donau-
lände Nr. 60 - ist unschwer zu finden. Die
Darstellung der Uferbüschung und der Lände
zeigt einige künstlerische Freiheiten, die zugun-
sten einer geschlossenen Bildwirkung verständ-
lich sind. Ganz links im Vordergrund sehen wir
einen der runden Festungstürme, und zwar
jenen, der den Rathausplatz im Südwesten
abschließt. Der freie Platz ist ohne die barocke
Nepomuk-Statue wiedergegeben, vermutlich um
die Klarheit der Komposition nicht zu stören.
An der Nordseite des Platzes sieht man links
das Haus Landstraße 70, das in Wirklichkeit
6 Fensterachsen und zwei Geschosse hat, auch
weist es nicht die blaugrünen Lisenen auf,
sondern trägt einen Fassadendekor des 17. Jahr-
hunderts; daneben sehen wir das Haus Land-
straße 68, das eigentlich 6 Fensterachsen auf-
weisen sollte. Rechts vom Platz ist das dunkle
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