von JOHEIHH u. usteu oesre tneoiogiscne i:in-
sichten der Vergangenheit und Gegenwart um-
gesetzt in die Dimension der Gestaltung. Es ist
die Einsicht, die ein Thomas von Aquino in das
Problem der Rationalität hatte: für ihn erdrückt
die Uberwelt die natürliche Welt nicht, sondern
vollendet sie. Damit bleibt ein Raum für den
Gebrauch der Ratio offen. Calvin hat den Sinn
des menschlichen Lebens als Erkennen Gottes
beschrieben. Und heute wissen wir um eine
heilige Nüchternheit (im Raume der Kunst und
Architektur konnten so die besten Tendenzen
des„Bauhauses"umschrieben werden).Zu dieser
Thematik sagt Max Frisch in seinem St"
„Don Juan oder die Liebe zur Geometrie .
„Jenseits des Weihrauchs, dort, wo es klar wird
und heiter und durchsichtig, beginnen die
Offenbarungen . . . Nur der Nuchterne ahnt das
Heilige." Im Rationalen, in der Bejahung der
klaren Struktur sehen wir heute auch ein wich-
tiges antiideologisches Engagement Darüber
sagt Adorno: „Kunstwerke haben ihre Größe
einzig darin, daß sie sprechen lassen, was die
Ideologie verbirgt." Natürlich werden gegen eine
Gestaltung von rationalen Prinzipien her immer
auch Einwände vorgebracht. Es entstehe so
eine langweilige, dürftige, kalte, puristische und
puritanische Kunst und Architektur. Mir scheint,
diesen Einwänden begegne die Architektur von
Gsteu mit der Einführung eines spielerisch-
modulierenden Elementes. Gegen das kalt
Puristische steht das Spiel des Lichts, gegen die
Starrheit der Konstruktion stehen die Abwand-
lungen der Grundelemente und die Mobilität.
Die theologische Interpretation kann der Ein-
führung des Elements des Spiels nur zustimmen,
wenn auch die Wirklichkeit des „homo ludens"
bisher in der Theologie wohl zu kurz gekommen
ist. Es müßte meines Erachtens umfassender
geltend gemacht werden. daß es ein Loben und
Preisen Gottes in der Forrn des Spiels gibt. So
enthält etwa die Bibel in sprachlichen Ge-
staltungen durchaus ein spielerisches Element.
Spiel als Gotteslob, - das ist heute echtes
theologisches Postulat. Und damit werden wir
von seiten des Glaubens in der Konfrontation
rnit Kunst und Architektur zu Lernenden.
ich habe schon in der Beschreibung angedeutet,
daß das Werk die Spannung (Zuordnung und
Unterscheidung) von Kirche und Welt auszu-
halten versucht. Das ist auch theologisch von
großer Wichtigkeit. Es geht heute einerseits um
den echten Weltbezug der Kirche. Kirche darf
sich keinesfalls aus der Welt zurückziehen und
so die Solidarität mit dem wirklichen Menschen
verleugnen. Anderseits: zugleich steht die
Kirche in einem kritischen Verhaltnis zur Welt;
wenn sie dem Zeitgeist verfällt, verliert sie die
Substanz. Freilich: heute wissen wir auch
darum, daß das kritische Wort nach außen
nur dann vollmächtig st, wenn es auf Selbst-
kritik beruht. Eine sich selbst gegenüber un-
kritische Kirche verfällt der Selbstideologisierung.
Indern das uns vor Augen stehende Werk das
Problem der Zuordnung und Unterscheidung
von Kirche und Welt auf der Ebene der Ge-
staltung zu bewältigen sucht, ist es für den
Glauben wichtig. Auch in diesem Problem sind
wir ia alle Lernende, sind wir ia alle auf dem
Wege.
Weiter interessiert theologisch die Sprachlich-
keit des echten Materials und seiner Anordnung
und Verwendung. Material spricht! Räume
sprechen! In dem uns vor Augen stehenden
Modell spricht der Raum durch seine charakte-
ristische Grundstruktur und deren Abwandlun-
ge er vermag uns auf den Gottesdienst hin
zu pradisponieren Und er spricht durch das
verwendete Material. Was bedeutet das? Warum
hat man heute den Ausdruck „Christus im
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