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Objekt: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 105)

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umgedeutet wird. Bezeichnenderweise er- 
fährt dabei auch der Granatapfel selber eine 
Verschiebung seiner Achse: während diese 
früher dem diarnetralen Druck der beiden 
Hände entsprach, ist sie nun - man be- 
achte die Position des Kelchzipfels 7 auf 
das Ruhen in den beiden Händen ausge- 
richtet. 
In dieser, wie man sieht, schließlich sehr 
abgeänderten Form, die so unglaublich viel 
Wertvolles der Naturaufnahme preisgilit, 
in der aber doch auch f man darf es nicht 
übersehen f unverkennbar Neues ge- 
wonnen ist, dessen Sinnhaftigkeit erst in 
der Folge sich ganz erschließen wird, ist das 
Motiv in die Bildnisschöpfung eingefügt, 
in der es eine äußerst wichtige Rolle spielt: 
kompositioncll, indem es im unteren Teil 
des Gemäldes, der gleichen Achse einge- 
ordnet wie Kopf und Vliesorden, wie diese 
beiden nur um weniges aus der Mitte ver- 
schoben, mitten in diesem aufgestauten Rot 
ein wirksames Schwergewicht schafft; be- 
deutungsmäßig, indem diese goldene Frucht 
in der Wirkung fast vollgültig den Reichs- 
apfel, das Herrschersymbol, das heilige In- 
signium vertritt, ohne dieses zu sein, so wie 
auch der Hut - im Vergleich zum modisch- 
kleidsamen Barett der Zeichnung - etwas 
von Kronenwürde erhalten hat, ohne doch 
Krone zu sein. 
Im obersten Teil des Bildes, knapp oberhalb 
des Wappenemblems und des Hauptes, ist 
ein Pergamentstreifen auf die Leinwand ge- 
klebt, auf dem in deutscher Sprache und in 
deutschen Frakturbuchstahen das Epitaph 
auf den Kaiser zu lcscn ist. Der fünfzeilige 
Text hat in dieser seiner ersten Fassung, 
wohl von Pirkheimcr oder Stabius verfaßt, 
vielleicht, wie Stegmann vermutet, vom 
Nürnberger Schreibkünstler Johannes Ncu- 
dörfer geschrieben, von dem man weiß, daß 
er Beschriftungen auf späteren Bildern Dü- 
rcrs angebracht hat, folgenden Wortlaut: 
Der Allergroßmechtigist unüberwindlichist 
Kaiser Maximilian der in vernunfft Weiß- 
heit und manheit 
bey seinen Zeiten menigklich übertroffen 
auch merckliche große Sachen und getatten 
geübt hat. Ist geboren den xlx tag 
dcs Monats marcy in MCCCCLvlll Jar hat 
gelebt Lvlll ja: lx monat und xxv tag. Und 
ist mit tod ver- 
schiden zu Welss seiner Mayestat erbland 
den xll tag des monats Jannuary in dem 
MCCCCCxlx jar. 
Der Allmechtig geruche der Seele sein got- 
liche Barmhertzigkeit genedigklichen mit- 
zuteylen 
Eine Inschrift ähnlicher Art war für den 
Platz - analog dem Holzschnitt - wohl 
von Anfang an für das Gemälde vorge- 
sehen; anders wäre deren Komposition 
kaum verständlich. Das Aufkleben des 
Pergaments auf die Leinwand zeigt aber - 
und zwar noch deutlicher als andere Indi- 
zien - an, daß dieses Gemälde nicht als 
etwas Fertiges, jedenfalls nicht als etwas 
Endgültiges gedacht war. Schon die billi- 
gere Technik spricht dagegen. Aber auch 
die Qualität der Malerei weist, um dies noch 
kurz zu berühren, auf die vorbereitende 
Funktion der Schöpfung, bei deren Aus- 
führung, hei der wohl auch andere Hände 
(Hilfskräfte?) mit im Spiele gewesen sein 
mögen. Wesentliches wurde bereits ange- 
deutet. In manchem ist es, besonders neben 
der Zeichnung und der Bildtafcl in Wien, 
kaum möglich, Diirers persönliche Hand- 
schrift zu erkennen, auch unter Berücksich- 
tigung der schweren Verwundungen, die 
die „Zeit" dem Bild zugefügt hat. Man kann 
Verschiedene Erklärungen für den nicht 
ganz einheitlichen Charakter des erhaltenen 
Bestandes geltend machen. Nicht sosehr um 
die Frage der Eigenhändigkeit Dürers und 
um den Grad dieser Eigenhändigkeit im 
einzelnen muß es uns aber bei diesem Bild 
gehen, sondern in erster Linie um die Er- 
kenntnis von Dürers Schöpfung als solcher, 
um seine überall zugrunde liegende Erfin- 
dung, um den Weg der Weiterentwicklung, 
das Heranreifen seiner künstlerischen Ideen 
zum abschließenden Werk. 
Die Bildtafel der Wiener Galerie zählt zwei- 
fellos zu den bedeutendsten und wichtig- 
sten Fiirstcnbildern Europas, hervorragend 
ebenso durch das hohe Ethos der Bildnis- 
auffassung wie durch die Sorgfalt einer 
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