11 Fmlwn M11, l m11- 1" II Ulldllß um"! hllxun. ÄINNCIIXIIKI
(annnh ml naluxlvche Große). XVICU. Klllhllllxlürli 1M
Almrxznux
umgedeutet wird. Bezeichnenderweise er-
fährt dabei auch der Granatapfel selber eine
Verschiebung seiner Achse: während diese
früher dem diarnetralen Druck der beiden
Hände entsprach, ist sie nun - man be-
achte die Position des Kelchzipfels 7 auf
das Ruhen in den beiden Händen ausge-
richtet.
In dieser, wie man sieht, schließlich sehr
abgeänderten Form, die so unglaublich viel
Wertvolles der Naturaufnahme preisgilit,
in der aber doch auch f man darf es nicht
übersehen f unverkennbar Neues ge-
wonnen ist, dessen Sinnhaftigkeit erst in
der Folge sich ganz erschließen wird, ist das
Motiv in die Bildnisschöpfung eingefügt,
in der es eine äußerst wichtige Rolle spielt:
kompositioncll, indem es im unteren Teil
des Gemäldes, der gleichen Achse einge-
ordnet wie Kopf und Vliesorden, wie diese
beiden nur um weniges aus der Mitte ver-
schoben, mitten in diesem aufgestauten Rot
ein wirksames Schwergewicht schafft; be-
deutungsmäßig, indem diese goldene Frucht
in der Wirkung fast vollgültig den Reichs-
apfel, das Herrschersymbol, das heilige In-
signium vertritt, ohne dieses zu sein, so wie
auch der Hut - im Vergleich zum modisch-
kleidsamen Barett der Zeichnung - etwas
von Kronenwürde erhalten hat, ohne doch
Krone zu sein.
Im obersten Teil des Bildes, knapp oberhalb
des Wappenemblems und des Hauptes, ist
ein Pergamentstreifen auf die Leinwand ge-
klebt, auf dem in deutscher Sprache und in
deutschen Frakturbuchstahen das Epitaph
auf den Kaiser zu lcscn ist. Der fünfzeilige
Text hat in dieser seiner ersten Fassung,
wohl von Pirkheimcr oder Stabius verfaßt,
vielleicht, wie Stegmann vermutet, vom
Nürnberger Schreibkünstler Johannes Ncu-
dörfer geschrieben, von dem man weiß, daß
er Beschriftungen auf späteren Bildern Dü-
rcrs angebracht hat, folgenden Wortlaut:
Der Allergroßmechtigist unüberwindlichist
Kaiser Maximilian der in vernunfft Weiß-
heit und manheit
bey seinen Zeiten menigklich übertroffen
auch merckliche große Sachen und getatten
geübt hat. Ist geboren den xlx tag
dcs Monats marcy in MCCCCLvlll Jar hat
gelebt Lvlll ja: lx monat und xxv tag. Und
ist mit tod ver-
schiden zu Welss seiner Mayestat erbland
den xll tag des monats Jannuary in dem
MCCCCCxlx jar.
Der Allmechtig geruche der Seele sein got-
liche Barmhertzigkeit genedigklichen mit-
zuteylen
Eine Inschrift ähnlicher Art war für den
Platz - analog dem Holzschnitt - wohl
von Anfang an für das Gemälde vorge-
sehen; anders wäre deren Komposition
kaum verständlich. Das Aufkleben des
Pergaments auf die Leinwand zeigt aber -
und zwar noch deutlicher als andere Indi-
zien - an, daß dieses Gemälde nicht als
etwas Fertiges, jedenfalls nicht als etwas
Endgültiges gedacht war. Schon die billi-
gere Technik spricht dagegen. Aber auch
die Qualität der Malerei weist, um dies noch
kurz zu berühren, auf die vorbereitende
Funktion der Schöpfung, bei deren Aus-
führung, hei der wohl auch andere Hände
(Hilfskräfte?) mit im Spiele gewesen sein
mögen. Wesentliches wurde bereits ange-
deutet. In manchem ist es, besonders neben
der Zeichnung und der Bildtafcl in Wien,
kaum möglich, Diirers persönliche Hand-
schrift zu erkennen, auch unter Berücksich-
tigung der schweren Verwundungen, die
die „Zeit" dem Bild zugefügt hat. Man kann
Verschiedene Erklärungen für den nicht
ganz einheitlichen Charakter des erhaltenen
Bestandes geltend machen. Nicht sosehr um
die Frage der Eigenhändigkeit Dürers und
um den Grad dieser Eigenhändigkeit im
einzelnen muß es uns aber bei diesem Bild
gehen, sondern in erster Linie um die Er-
kenntnis von Dürers Schöpfung als solcher,
um seine überall zugrunde liegende Erfin-
dung, um den Weg der Weiterentwicklung,
das Heranreifen seiner künstlerischen Ideen
zum abschließenden Werk.
Die Bildtafel der Wiener Galerie zählt zwei-
fellos zu den bedeutendsten und wichtig-
sten Fiirstcnbildern Europas, hervorragend
ebenso durch das hohe Ethos der Bildnis-
auffassung wie durch die Sorgfalt einer
11