hohen Eckturm zur Linken. Die etwas
schmalere Eckachse unterhalb des Turmes
zeigt im Enlgmrboß keine Ödnung, wohl
aber eine Kielbogenbektönung wie bei den
beiden anderen Erdgeschoßachsen mit reich
profilierten Spitzbogenöffnungen. Diese
beiden Spitzbogenportale mit Kielbogen-
bekrönung sind übrigens auch nicht gleich
breit. Das rechte (äußere) Portal ist be-
trächtlich breiter als das linke Portal
(2,25:3,5:3,8 Maßeinheiten, rechts bis zur
idealen Achse ergänzt gedacht).
Im 1. Obergerrlrof? finden wir über den beiden
mit Portalen versehenen Erdgeschoßachsen
je zwei Achsen mit dreiteiligen Maßvcerk-
fenstern, während vor der äußeren „Turm-
achse" nur ein einziges (breiteres!) drei-
teiliges Fenster zu Bnden ist.
Sämtliche Spitzbogenfenster dieses Geschos-
ses werden durch Kielbogen abgeschlossen.
Während an der Ecke links von der Turm-
achse eine reiche Baldachingruppe mit min-
destens 3 Statuen anzunehmen ist, sehen
wir zwischen den Fenstern übercckstehende
Baldachine mit je zwei Sockeln für Statuen-
schmuck. Das Maßwerk des Eckfensters
im 1. Obergeschoß linder man nochmals
auf Riß 189 sowie auf der Rißgruppe 75
und 211 (rechtes Fenster).
Im 2. Obergmbqß sind die Fensterachs-
abstände wieder durchwegs halbiert, so
daß auf eine Fensterachse des LOber-
geschosses hier je zwei Achsen entfallen.
Da die Eckachse aber im 1. Obergeschoß
wesentlich breiter war, sind auch die hal-
bierten Fensterachsabstände hier breiter
ausgefallen, während sich die übrigen
Achsenabstände trotz den leichten Diver-
genzen im Erdgeschoß allmählich anglei-
chen. Die spitzbogigen Fenster sind auch
hier durch Kielbogen mit Krabben und
Kreuzblumen gekrönt. Den Abschluß dieses
Geschosses bildet eine Maßwerkgalerie
zwischen Fialen, die über den Fialen des
2. Obergeschosses stehen, also genau die
Achsenteilung dieses Geschosses aufneh-
men.
Für die gesamte Fassade typisch ist die
Unterteilung der geschlossenen Mauer-
Bächen in den Bogenzwickcln durch vor-
geblendetes Stabwerk mit Bogenabschluß.
Im Erdgeschoß sind es (außer der „Turm-
achse") je vier Blenden mit schräggestellten
Wappen, im 1. Obergeschoß je zwei Blen-
den zu beiden Seiten der Kielbogen-
abschlüsse. Nur im 2. Obergcschoß sitzt
der Bogenfries auf Lilienkonsolen auf.
Auch der achteckige Erkturm ist in der
Höhe dreigeteilt. Auf einem geschlossenen,
nur durch Blenden gegliederten Unterbau
oberhalb der Dachgalerie folgen zwei
Fenstergeschosse zwischen Eckhalen, die
auf Konsolen aufruhen. Unterhalb des Ge-
simses über dem Lhenstergeschoß sieht
man einen Bogenfries, das 2. Fenster-
geschoß wird durch eine Maßwerkgalerie
mit eigenartiger Fialengliederung abge-
schlossen. Während beim Mittelfeld eine
Weitere Fiale zentrisch über der Kreuz-
blume des Kielbogens angeordnet ist, fehlt
diese Mittelfiale bei den beiden übereck
stehenden Feldern. Diese Anomalie ist leicht
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durch zeichentechnischc Schwierigkeiten zu
begründen. Bei übereek stehenden Fenstern
wählte man nicht eine verkürzte Projektion,
sondern ließ die Fenster von außen be-
ginnend in die an sich richtig verkürzt
projizierten Wandilächen einbinden und
nach innen zu unvermittelt aufhören. S0
konnte auch die mittlere Kreuzblumc des
Bogcnabschlusses nicht mittig sitzen, son-
dern mußte beträchtlich nach innen ver-
schoben erscheinen. Die wieder achsial
sitzenden Fialen hätten diese ungleiche
Teilung allzu deutlich in Erscheinung tre-
ten lassen. Der Grundriß dieses Turmes ist
auf den Rissen 21 R und 283 R dargestellt.
Dort erscheinen die Fenster des zweiten
Fenstergeschosses gegenüber dem ersten
Fenstergeschoß etwas zurückgestuft.
Den Abschluß des Turmoktogons bildet
ein hoher Pyramidenstumpf mit Eckpro-
rilen und Horizontalgesimsen, die zwei
Geschosse abschließen. Über dem obersten
massiven Geschoß sehen wir einen etwas
unbeholfen gezeichneten Zinncnkranz. Ob
diese obere Plattform den Abschluß der
Pyramide bezeichnet oder ob darüber noch
eine hölzerne Helmspitze zu ergänzen ist,
muß eine oEene Frage bleiben.
Unterhalb des Fassadenrisses ist ein Hori-
zontalriß (Grundriß) der vorderen, hier
dargestellten Wand des Gebäudes mit Ein-
tragung der Profile von Fenstern und Por-
talen verschiedener Geschosse, wie dies bei
gotischen Planrissen üblich ist, gezeichnet.
Da Riß 21 R dieselbe Wand als Bestand-
teil eines Gesamtgrundrisses enthält und
dieselbe auf Riß 21 ähnlich dargestellt ist,
darf auf die Eigenart und die Problematik
dieser Darstellung bei der Behandlung
dieses Risses näher eingegangen werden,
der selbst wieder in Zusammenhang mit
Riß Nr. 283 R gesehen werden muß.
Riß 21 R, Grundnß de: 2. Obergmboue:
(Abb. 3)
Die Rückseite des Risses Nr. 21 zeigt als
Riß Nr. 21 R den Grundriß desselben Ge-
bäudes, dessen Fassade auf der Vorderseite
dargestellt ist. Die Vorderwand dieses Ge-
bäudes unterhalb des Eckturmes entspricht
durchaus der unter dem Fassadenriß Nr. 21
isoliert gezeichneten Wand.
Wie es bei gotischen Planrissen durchaus
üblich ist, sind die Profile mehrerer Ge-
schosse in ein und dieselbe Horizontal-
ebene projiziert. Beim vorliegenden Riß
21 R sind Profile vom Erdgeschoß bis zum
dritten Turmgeschoß - also insgesamt von
sechs Geschossen - eingetragen. Da der
Turm eine Sonderstellung einnimmt, die
zunächst für unsere Untersuchung der
Stockwerkgrundrisse ohne Bedeutung ist,
werden zunächst die anderen Proßle unter-
sucht. Bei beiden Grundrissen (Nr. 21 und
21 R) wurde die Fensterwand des 1. Ober-
geschosses zum Ausgangspunkt gemacht.
Sämtliche Fenster dieses Geschosses sind
in beiden Grundrissen - wenn auch mit
Unterschieden in der Projektion A einge-
tragen. Vom Erdgeschoß finden wir das
rechte Gewändeprofil des linken sowie
beide Gewändeprofile des rechten Portals