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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 105)

Aus dem bisher Gesagten geht hervor, daß 
die beiden Figuren zu einer ungewöhn- 
lichen Kategorie von Figuren dcs 18. Jahr- 
hunderts gehören. Sie vereinen in sich tech- 
nische Unbeholfenheit und künstlerische 
Fertigkeit in einer Weise, die Vertrauen in 
ihre Echtheit erweckt. Angenommen, daß 
es sich nicht um Meißener Figuren handelt, 
obwohl Masse und Glasur an die Arbeiten 
aus der Frühzeit dieser Potzellanmanufak- 
tur erinnern, denkt man sofort an die 
beiden zeitlich nächsten europäischen Ma- 
nufakturen, die Hartporzellan hcrstellten, 
nämlich Du Paquier in Wien und Vczzi in 
Venedig. 
Im frühen 18. Jahrhundert wurden die Ge- 
heimnisse der Hartporzellanherstellung ges 
nauso ängstlich gehütet wie industrielle 
Produktionsgeheimnisse in unseren Tagen 
- und ebenso erfolglos. 
Die ersten wichtigen Informationen über 
Meißener Produktionsmethoden gelangten 
schon 1717 in fremde Hände. Ein gewisser 
Christoph Konrad Hunger, ein Emailleur 
aus Dresden, der beim Zechen mit Böttger 
viel erfahren hatte, ging nach Wien, um 
dort gemeinsam mit einem Unternehmer 
namens Claudius Innocentius Du Paquier 
eine Porzellanmanufaktur zu gründen. An! 
fang 1718 verließ auch Böttgcrs Halb- 
bruder, just Friedrich Tiemann, Meißen 
und brachte Risse der Meißener Öfen nach 
Wien. Ihm folgte 1719 Samuel Stölzel, der 
der Brandspezialist der Meißener Manu- 
faktur gewesen war. 
Schwierigkeiten hatte man jedoch mit der 
Beschaffung von Porzellanerde. Sie war in 
den Österreichischen Erbländcm vorhana 
den, mußte jedoch anfangs aus Aue im 
sächsischen Erzgebirge eigens nach Wien 
gebracht werden. Stölzel kehrte Anfang 
2 
Kuan Yin aus T6 Hua, um 1700. H. 36 em. Von den 
Staatlichen Kunstsammlungen Dresden als Dupllkit im 
Jahr 1926 verkauft. Derzeitiger Standort unbekannt 
Kuan Yin. Meißen, um 1710i1715. H. 36,5 cm. Nach 
dem chinesischen Original (Abb. 2) kopiert DdCf viel- 
leicht nachgcgossen. Staatliche Kunstsammlungen 
Dresden, Forzellansammlnng 
Schauspieler (z), japanisch. Arila. spätes 17. hhrhillidert. 
H. 31,8 cm. Vicloria 54 Albert Museum, London 
(325-1877) 
Die Profilansichten der beiden Porzellanfiguren geben 
Aufschluß über ihre verschiedene Grüße, Ausüuhrung 
im Detail und Erhaltllngszusllnd (Zepter und einige 
Federn der Kopfbedeckung sind abgebrochen) 
Die Rückansichlcn der beiden Purzcllnntiguren. Die 
cingeritzten Muster auf dem Gewand der rechten 
(größeren) Figur fehlen auf dein der linken. Über den 
rechten Schultern beider Figuren Waren die jetzt ab- 
gCbIDCllCnCD Zepter ursprünglich sichrbzr (vergleiche 
Abb. 8 und 13) 
Teekanne, Manufakrur Du P2 uier. Wien, um 172), 
H. 19,7 cm. Österreichisches useum für angewandte 
Kunst, Wien 
Ausschnitt mit Rclicfngur aus der Teekanne Abb. 7. 
Vergleiche Abb. e rechte (größere) Figur 
ANMERKUNGEN 3-4 
1 Siehe Otto Wzlchz, KcrunliIe-Freund: a" smlwiz, Nr. 41. 
Januar 195a. 5.15. 
ß Ösrmeidaisczhcs Museum am angewandte Kunst, Wiznzr 
Porzellan au: a, Mnnufnkluv o" Pnquiers. von Wilhelm 
Mrzzek, Wien 1952, Abb. 3. Dr. MrazL-ks vor der Voll- 
endung stehende Srudic über die Geschichle der Wiener 
Manufaktur wird mit Interesse erwarte! (s. S. 34). 
33
	        
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