bahnversicherung Osterreichs steht an der Lin-
ken Wienzeile 48152, Ecke Joanelligasse, in
einer leider sehr unruhigen und wenig gepfleg-
ten Umgebung. Der Bau wurde 1911 begonnen,
von dern Architekten Hubert Geßner, einem
Schüler Otto Wagners, ausgeführt. Er weist aber
fast mehr auf den Einfluß Josef Hoffmanns hin.
- Die überlebensgroßen plastischen Gruppen
Hanaks stehen in der Höhe des vierten Stock-
werks und sind mit freiem Auge in Einzelheiten
kaum zu erfassen. Jeweils eine aus der Mitte
stärker vertretende, lenkende. behutsam führende
oder heilende Gestalt leitet die beiden Nachbarn
rechts und links. Das Gefüge dieser fünf Dreier-
gruppen, Haltung und Gebärden sind thematisch
viel reicher abgewandelt, als wir es von den
Stafa-Reliefs kennen. Zwei Jahre liegen zwi-
schen den beiden Werken und innerhalb dieser
Zeit das aufrüttelnde Erlebnis der Großen Inter-
nationalen Kunstausstellung in Rom, 1911.
Das Formproblem der liegenden Gestalt löst
Hanak an der Fassade des Hauses in Hietzing.
Gloriettegasse 14116. Josef Hoffmann hat in
den Jahren 19134915 diesen klassisch-klaren
Bau für den Fteichsratsabgeordneten Robert
Primavesi geschaffen; heute gehört er dem
Österreichischen Gewerkschaftsbund. a Zwi-
schen zwei leicht vortretenden seitlichen Eck-
bauten, die durch Giebel zur Straße betont
sind, erstreckt sich der Mitteltrakt. von sechs
Pilastern gegliedert. In den beiden seitlichen
Giebelfeldern ruhen Hanaks überlebensgroße
Sandsteinfiguren, Mann und Weib. Halb auf-
gerichtet, blicken sie dem Eintretenden entgegen
- sehr ruhig, hoheitsvoll und verhalten. An den
Pfeilern des Mitteltraktes fügen sich der be-
tonten Senkrechten sechs kleinere Gestalten an,
abwechselnd männlich und weiblich, mit reiz-
voll verschiedenen Gebärden das ornamentierte
Dachgesims stützend und tragend. - In der
künstlerischen Entwicklung Hanaks sind die
beiden Giebelfiguren besonders wichtig. Wissen
wir doch, daß er sich in den Jahren 1910 bis
1914 mehrfach mit Entwürfen für liegende Ge-
stalten befaßt hat. Das geschah im Zusammen-
hang mit einem nicht ausgeführten „Denkmal
der Musik" für seine Vaterstadt Brünn. Das Pro-
blem gewann reifste Form in der.,Schwebenden",
dem "Großen Leid" von 1917.
Wer am Haus in der Gloriettegasse Glück hat
und Einlaß findet, könnte im Garten noch zwei
Werke Hanaks entdecken: die Replik des Brun-
nens ..Kind über dem Alltag" von 1929, für den
der Bildhauer 1913 den Fteichelpreis bekommen
hatte; und vier „Putten' vom früheren Gewächs-
haus (1915), die heute im Schatten der alten
Bäume auf kugeligen Sitzen kindlich in sich
versunken dahinträumen. Diese heiteren kleinen
Wesen zeigen im Vergleich zu Hanaks oft so
quälender Übersteigerung von Kampf und
Leiden, welcher Spannweite des Ausdrucks
dieser Bildhauer fähig war, - Bei der Darstellung
von Gestalt und Wesen des Kindes entfernt er
sich bewußt von aller Süßlichkeit. So schreibt
er während der Arbeit an dem ersten Brunnen:
..Meine Ansicht über den Kopf des Kindes habe
ich geändert. Es hat bloß gelächelt, und das war
mir zu wenig ursprünglich. Jetzt hat es schon
einen anderen Kopf und schaut drein wie ein
junger Stier." (Oktober 1911, an den Auftrag-
geber, Otto Primavesi in Olmütz.) - ln die
..dem Alltag entrückte Welt" des Kindes einzu-
dringen und sichtbar zu machen, daß "um ein
so kleines Wesen der reinste Zauber verbreitet