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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 105)

Blickfänger sollen das Interesse des Beschauers 
etwas von der Oberflächenstruktur abziehen und 
eine tiefere Problematik seiner Beachtung emp- 
fehlen. Wieder wird das Unendliche, Unauslot- 
bare, Grenzenlose angedeutet. 
Die Lösung vom Strukturproblem, die allmählich 
notwendig wurde, geschah durch einen Rück- 
griff auf Elemente, die wir schon aus den Früh- 
werken von Rosita Salem kennen. Frühzeitig 
schon fühlte sich die Malerin von Kugelformen 
angezogen. Diese Form ist für Frau Salem das 
dynamische Element schlechthin. Dabei hat 
diese Dynamik für sie sowohl formelle als auch 
spirituelle Bedeutung. Ein frühes Bild, das der 
phantastischen Periode der Künstlerin zugehört, 
soll uns helfen, den nächsten Schritt in der Ent- 
wicklung von Rosita Salem besser nachvoll- 
ziehen zu können. 
„Die Straße" (1952) zeigt ähnlich wie das 
„Selbstbildnis" im spitzen Winkel aufeinander 
zulaufende Häuserfluchten, aus denen gefähr- 
liche Dorne ragen, die eine Ähnlichkeit mit dem 
Dorn, in den ein Pfeiler der ,.Zertrümmerung" 
mündet, aufweisen. Die „Straße" ist durch ein 
überdimensionales Spinnennetz geschlossen und 
somit einem Gefängnis nahe verwandt. Das in 
der Straßenmitte kniende Weib, das die gleiche 
Verjüngung von der Beckenpartie zur Schulter- 
partie aufweist wie das Mädchen in der „Zer- 
trümmerung", richtet seinen erloschenen oder 
erlöschenden Blick auf eine schwebende durch- 
sichtige Kugel, die offenbar einen tröstenden 
Charakter hat und in der durch die perspekti- 
visch aufeinander zulaufenden Häuserfluchten 
geschaffenen Beengung ein Element der Be- 
ruhigung bildet. 
Die Kugelform bestimmt die Arbeit der nächsten 
Jahre. Dabei kann das sphärische Gebilde 
spiralig gedreht werden oder sich auf einer 
Schwesterkugel warzenförmig entwickeln. 
lm„lntroitus II" (1 966) liegt die diesmal undurch- 
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