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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 86)

geleimten Bildchens sprechen dafür, daß 
die Miniatur möglicherweise auf Anraten 
Eneas als Geschenk im Rahmen der 
Brautwerbung für Eleonore von Portugal 
gemalt und ihr von den Gesandten, die 
1451 nach Lissabon kamen, übergeben 
wurde. 
Das Hiiftbild Friedrichs erscheint vor 
ultramarinblauem Grunde mit feinen gol- 
denen, teilweise abgeblätterten Ranken- 
ornamenten. Reiches blondes Haar fällt 
bis auf die Schultern, die Augenbrauen 
sind hochgezogen, die Lider über den 
braunen Augen halb gesenkt, die aufrechte 
Haltung des Kopfes drückt Selbstbewußt- 
sein aus; Züge, die zu fesseln vermögen, 
prägen das Antlitz. Ein Vergleich mit 
dem entsprechenden literarischen Bericht 
bei Eneaö zeigt, daß auch dort das reiche 
blonde Haar, das ein schmales und ernstes 
Antlitz gerahmt habe, erwähnt wird, ferner 
daß Friedrich schon als junger Mann selten 
gelächelt habe, seine Züge wären so ernst 
und beherrscht gewesen, daß es unmöglich 
schien, aus seiner Miene seine Gedanken 
oder Stimmungen abzulesen. 
Notizen in des Kaisers Memorandcnbuche 
bestätigen, daß schon früh herbe Resi- 
gnation seinen Charakter geformt hatte, 
daß er Verschlossenheit zeigte, die es ihm 
erschwerte, Kontakt zu seiner Umgebung 
zu finden. 
Im Bilde bestätigen das tiefliegende, halb- 
geöfinete Auge, die scharfe Wangenfalte, 
dic gebuckelte, lange, stark abwärts sin- 
kendc Nase den Eindruck der Inrro- 
vertiertheit und Unnahbarkeit. 
Der Gclehrtenstreit um die Priorität dieser 
neuerdings von Millard Meiss7 glaub- 
würdig dem Barbarini-Meister zugeschrie- 
benen Darstellung gegenüber dem ersten 
nördlich der Alpen entstandenen Bildnis 
im Kloster zu Vorau (Abb. 2) dauert bis 
heute forts. 
Es dürfte die Frage aber endgültig zu- 
gunsten der Miniatur entschieden werden, 
da der von Friedrich auf dem Vorauer 
Bildnis getragene steirische Erzherzogshut 
nachweisbar aus dem Jahre 1457 stammt9. 
Daneben spricht auch der großflächige 
strenge Stil, der in dem trocken zeich- 
nerischen physiognomischen Bericht das 
Durchdringen des niederländischen Na- 
turalismus in der österreichischen Tafel- 
malerei verrät, für eine späte Datierung, 
so daß das Porträt als ein Werk der stei- 
rischen Malerei um 1460 angesehen werden 
kann. Die bereits anhand der italienischen 
Miniatur besprochenen charakteristischen 
Züge Friedrichs treten auch an diesem 
einzigen gemalten Bildnis des Monarchen, 
das eine Wendung des Kopfes im Raum 
zeigt, hervor: die halbgeöEneten, starr 
blickenden Augen, die oben etwas ge- 
bogene, stark nach abwärts sinkende Nase, 
die scharf geschnittenen, sich herb schließen- 
den Lippen, die kräftig ausgebildete Kinn- 
partie und das lange, perückenartig zu- 
sammengefaßte Haar. 
Eine eingehende Untersuchung") ergab, 
daß die ersten Regierungsjahre Friedrichs 
nur geringen Niederschlag in der bildenden 
Kunst fanden, sein Zug zur ersten Krönung 
nach Aachen sowie die Königskrönung 
selbst blieben ohne jedes bildliche Doku- 
ment. Es sind aus der Frühzeit lediglich 
ein von Erzherzog Ernst dem Eisernen 
für die Gottesleichnamskapelle der Burg 
zu Wiener Neustadt gestiftetes Glasgemälde 
sowie das Standbild Herzog Friedrichs V. 
an der Wappenwand der SL-Georgs-Kirche 
Pinturicchio, Begegnung Kaiser Friedrichs m. und 
Eleonore: von Portugal an dcr Port: Cnmollia zu Sicna. 
Freskc aus dem Piccolominizyklus der Dombibliothck 
zu Siena. Um 1600 
Art des Benolzo Gozzoli. Eleonore kehrt in ihre Ge- 
mächer zurück. Seitenwand eines Cassone, Holz. 
52 x28cm. Nach 1452. Worccstcr Art Museum. Mzss. 
Ar! des Bcnozzo Gßrzüli, Kaiser Friedrich U]. kehrt in 
den Lzteran zurück. Seitenwand eins Cassont. Holz. 
52x28 cm. Nach 1452. Worcesler Ar! Mwcum, MISS. 

	        
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