das Programm des Museums des
20. Jahrhunderts knapp vor dem
Abgang Werner Hofmanns nach Ham-
burg einen überregional bedeutsamen
Akzent. Die von dem holländischen
Musikwissenschafter Clemens von
Gleich zusammengestellte Ausstel-
lung war auf ihrer ersten Station in
Den Haag zu sehen. Für Wien wurde
sie umfangmaßig etwas erweitert. Ihr
zeitliches Zusammentreffen mit den
Wiener Festwochen und dem 14. In-
ternat. Musikfest der Wiener Konzen-
hausgesellschaft, das diesmal dem
Dreigestirn der heute in ihrer welt-
weiten Bedeutung anerkannten Wie-
ner Schule (Schönberg, 1874-1951;
Webern, 188571935; Berg, 1885 bis
1935) galt, hätte kaum besser pro-
grammiert werden können.
Da sehr viele und zum Teil durchaus
bedeutende Werke der Malerei und
Graphik in die Exposition aufgenom-
men wurden, reichte sie über eine
konventionelle „Musikausstellung"
jedenfalls weit hinaus. Dies galt
primär für die 23 Bilder und Zeich-
nungen Arnold Schonbergs, die -
ohne sie deshalb überzubewerten -
einen interessanten Beitrag zur öster-
reichischen Malerei knapp nach der
Jahrhundertwende darstellen und
noch in vielem der Entdeckung harren.
Schönberg, von dem rund 90 Ge-
mälde und Zeichnungen bekannt sind,
war eng mit Richard Gerstl befreundet.
was naturgemäß zu gegenseitiger
Beeinflussung und ständigem Ge-
dankenaustausch führte. Daß Gerstl
in der Malerei der Stärkere war.
steht allerdings eindeutig fest. Im
Mittelpunkt der Schau standen so
auch Gerstls Porträts mit den beiden
weitestgehend abstrahierten Bildern
der Familie Schönberg aus 1907 an
der Spitze.
Daß man auf wichtige Werke von
Kokoschka und Schiele ebenso wie
auf wesentliches Material aus dem
Webern-Archiv verzichten mußte, war
bedauerlich, wurde jedoch bis zu
einem gewissen Grad durch Wieder-
entdeckungen wettgemacht wie sie
etwa die Zeichnungen von Benedikt
F. Dolbin darstellten, einem schon seit
Jahrzehnten in New York ansässigen
österreichischen Maler, der heute
weit über die achtzig sein dürfte. Der
zweite wesentliche Akzent der Schau
lag bei den Autographen, die - in
ersten Skizzen, teilweise ausgearbei-
teten Partituren und vollständigen
Kompositionen - annähernd eine
Ubersicht des Gesamtschaffens von
Schönberg, Webern und Berg ver-
mittelten.
Wiener Secession - Peter Bischof.
Mira Haberernova, Linz im Bild
Seine bisher größte und eindrucks-
vollste Personalausstellung zeigte Pe-
ter Bischof (Abb. 1) in der Wiener
Secession. Der 1934 in Wien ge-
borene Maler schob sich mit der
ansprechend arrangierten Schau (Ge-
staiturig: Architekt Johannes Groeb-
ner) vehement in den Vordergrund
der österreichischen Kunstszene, die
ihm dank entsprechender Intrigen
lange genug jenen Platz vorenthielt,
der Bischof auf Grund seines Kön-
nens und seiner Konsequenz zu-
kommen hätte müssen.
Bischof, der bei Gütersloh und Boeckl
studierte (bei Boeckl besuchte er den
für ihn so wichtigen Abendakt), war
von allem Anfang an ein behutsam
vorgehender Maler, der sich immer
und sehr genau Rechenschaft über
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iuolrazs, einer Lell, in oer er uiioer
schuf, die in wesentlichen Grund-
zügen mit der Malerei eines De Koo-
ning, Kline und Soulages verwandt
waren. Pierre Restany, der ebenso
bekannte wie wandlungsfahige Kri-
tiker der französischen Avantgarde,
assistierte 1959 Bischofs gestisch
bestimmtenAbstraktionen„innerlichen
und geheimnisvollen Rhythmus", der
im Vergleich zur „Rebellion der
action-painter" „reinerer Notwendig-
keit" gehorcht. Von den Bildern
dieser Periode war allerdings in der
Secession nichts zu sehen. Sind sie
Bischof, der sich seither immer
stärker zur Figur hinwandte, nicht
mehr wichtig genug, oder glaubte er,
daß sie dem Aufzeigen einer selten
anzutreffenden Konsequenz im Wege
stünden? Was immer auch der Grund
dafür gewesen sein mag, sie hätten
nicht fehlen dürfen, dokumentieren
doch gerade sie in ihrer Unver-
brauchtheit eine Ausgangsposition,
die über vieles mit größerer Perfektion
zu stellen ist.
Die 54 Malereien und 40 Hand-
Zeichnungen, Werkskizzen sowie
Druckgraphiken, mit Entstehungs-
daten ab 1963, die Bischof für diese
Exposition auswählte, ergaben einen
kompakten Querschnitt. Aus ihm
resultiert die Wandlungsfähigkeit des
Künstlers demonstriert an Variationen
weiblicher Körper, aber auch seine
malerische Sensibilität und seine
immer interessanter werdenden Va-
leurs und Formfindungen im Gra-
phischen. Peter Bischof erweist sich
in der für ihn signifikanten Beschrän-
kung - sie findet im Thematischen
und in der Wahl seiner Lieblings-
farben Blau, Braun und Gelb statt -
als Meister, der genau weiß, daß oft
mit weniger mehr erreicht wird. Ein
gewisser Hang zum Barocken, zu
vielschichtigem, differenziertem Fa-
bulieren ist ihm nicht abzusprechen.
Das Sujet animierte schon vor ihm
dazu und wird seine Schuldigkeit
auch weiterhin tun. Bisweilen geht
dieses Zuviel freilich auf Kosten
einer geschlosseneren Bildwirkung
und führt auch zu gelegentlicher
Monotonie. In der Regel bekommt
Bischof jedoch das, was er anstrebt,
sehr präzise in den Griff.
Bischofs Malerei und Graphik er-
weist sich gerade in ihrer Beschrän-
kung als beziehungsreich, offen, ja
verschwenderisch. Sie besitzt Vitali-
tät und beschwört den weiblichen
Sexus in nobler Offenheit mit den
bildnerischen Mitteln von heute. Den
Akzentverschiebungen und Wandlun-
gen in den delikaten Radierungen
kommt dabei als Weichenstellung für
Zukünftiges besondere Bedeutung zu.
Eine Ausstellung mit vielen guten
und sehr guten Bildern. Ein Maler.
der gehalten hat, was er versprach.
Lebensgroße Stoffpuppen, zu einem
makabren Pop-Ensemble mit Prater-
atmosphäre gruppiert, in Kästen ge-
steckt bzw. in Reih und Glied an die
Wand gehängt, zeigte die Preß-
burgerin Mira Haberernova in der
Kellergalerie der Wiener Secession.
Die junge Künstlerin, die in ihrer
Heimat auf eine stattliche Anzahl
öffentlicher Auftragsarbeiten und
Ausstellungsbeteiligungen hinweisen
kann, unternimmt mit ihren „toll-
patschigen Wichtelwesen und knopf-
äugigen Haushaltsgeistern" (Otto
Breicha) den Versuch, gängigen Aus-
stellungspraktiken eins auszuwischen.
Das Skurrile, Verfremdete feiert in
bekannt, daß in den ihm untersteht
Staatlichen Museen und Kunstsarrtl
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