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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 107)

prägnante Darstellung der Handlung un- 
terschied. Üppige Körper, effektvolle Dra- 
pierung der Stoffe und eine starke kontrast- 
reiche Farbigkeit fanden von hier aus 
Eingang in Brandls Kunst. 
Die Malerei von Halbax, Byss und Godyn 
hatte einen gemeinsamen künstlerischen 
Nenner, der auch bestimmend für Brandls 
Talent War: ausgeprägte Plastizität und 
massige Körperhaftigkeit, Charakteristika, 
die den böhmischen Barock von Anfang 
an geprägt haben. Im gleichen Maße, als 
Licht und Farbe zu den hervorstechendsten 
Ausdrucksmitteln der hochbarocken Ma- 
lerei wurden, erlangte die malerische Dif- 
ferenzierung der Körperoberfläche erhöhte 
Bedeutung. Brandl, der zum Unterschied 
von Halbax stets die Aufgliederung der 
malerischen Faktur betonte und immer 
mehr auf eine persönliche Handschrift und 
eine reiche Palette Wert legte, fand hierbei 
in dem Werk des Schlesiers  Ch. Liska 
wichtige Anregungen. Liskas Kunst ging 
zwar von anderen Voraussetzungen aus 
und bewahrte bei Weitem nicht so wie 
Brandl den Zusammenhang des Volumens 
und die plastische Fülle der Körperformen. 
Ähnlich dem Werk Willmanns bot sie 
aber Brandl durch ihren starken Ausdrucks- 
gehalt und ihre gesteigerte Dramatik, die 
sich in einer gelockerten Malweise äußerte, 
vielfältige Anregungen, da alle Bildelemente 
durch den dynamischen Rhythmus zu einer 
Lichtvision vereinigt sind. Im Gegensatz 
zu den anderen Künstlern, die neue, fremd- 
ländische Auffassungen in das Land brach- 
ten, wies das Werk Liskas, der Willmanns 
niederländisch orientierte Kunst mit ita- 
lienischen Impulsen verband, auch einige 
für Böhmen charakteristische Züge auf, 
die, gefördert durch seine slawische Ab- 
stammung, die rasche Annäherung dieses 
Malers an die Prager Verhältnisse erleich- 
terten. Was Liäka begonnen hatte, führte 
Brandl zu einem Höhepunkt, wenn auch 
auf eine etwas andere und vom Prager 
Standpunkt aus konsequentere Art. Auf 
Liskas große Bilder aus der 2. Hälfte der 
neunziger Jahre und aus der Zeit um 
1700, die die ersten vollausgeprägten Werke 
des böhmischen Hochbarock sind, folgten 
nun die monumentalen Werke Brandls, in 
denen der Prozeß einer komplizierten 
Synthese vollendet wurde. 
Zur historischen Aufgabe, vor die er 
gestellt worden war, brachte Brandl be- 
sondere persönliche Voraussetzungen mit. 
Außer einem bedeutenden Talent war es 
der Mut, ohne Rücksicht auf Konvention 
einen eigenen Weg einzuschlagän. Seine 
Lebensweise, die ständigen Verstöße gegen 
die anerkannte Ordnung brachten ihn dem 
Menschen, den Grundfragen des Lebens, 
den Problemen der Zeit und dem Charakter 
des Landes näher als jene Meister, die 
Berufsvorschriftcn und Standesgesetze re- 
spektierten. Von Jugend an wich er den 
Pflichten gegenüber der Zunft und der 
zeitgenössischen Lebensordnung durch ein
	        
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