seines Lebens müssen als Altersperiode
angesehen werden, da in den Werken dieser
Zeit bereits Anzeichen von Müdigkeit und
Kräfteabnahme auftreten. Aus der Re-
lation zum Verlauf der Barockkunst in
Böhmen ergibt sich, daß der zweite Ab-
schnitt (1711[15 bis 1728) ziemlich genau
mit der Hauptphase des „gr0ßen" Barock
zusammenfällt, als F. M. Brokof und
M. B. Braun ihre bedeutendsten Werke
schufen.
Brandl ist am 24. September 1735 in
Kuttenberg gestorben. Sein Werk übte
eine mächtige Wirkung auf seine Zeit-
genossen aus und hinterließ deutliche
Spuren im Schaffen aller, die mit ihm in
Berührung gekommen waren. Auswirkun-
gen seiner Kunst finden wir bei Johann
Kupecky, Johann Christoph Liäka und
dessen Schüler Jakob Anton Pink. Viele
Anregungen griffen neben dem etwas
älteren und erfahreneren Zeitgenossen Mi-
Chael Wenzel Halbax auch der leider zu
wenig bekannte Väclav Nosek, der Flame
12
Jan Onghers und der Holländer Filip
Christian Benturn auf. Brandl zählte auch
zu den zwar nicht offiziellen, aber um so
mehr bedeutenden Lehrern von Wenzel
Laurenzius Reiner, weil er zusammen mit
Halbax die ersten Versuche des jungen
Künstlers beeinHußte. Auch die Generation
der Rokokomaler vermochte sich nicht der
Wirkung von Brandls Kunst zu entziehen.
Erwähnt seien in diesem Zusammenhang
die Namen von Franz Julius Lux, Anton
Kern, Franz Xavcr (Karl) Palko, Ignaz
Raab und sogar der des Norbert Grund,
dem Sohn von Brandls Epigonen Christian
Grund.
Eine Bildgattung nimmt in Brandls Werk
einen besonderen Platz ein, die Darstellung
von Greisenköpfen. Dieses pittoreske und
einst so geschätzte Thema gestattete es
zwar auch bescheidcneren Talenten, mehr
oder weniger überzeugend unter Beweis
zu stellen, inwieweit sie den neuen Ten-
denzen zu einer gelockcrteren Handschrift
und zu stärkerem Ausdruck entsprachen.
Aber Brandls Bilder dieser Richtung, die
sich größter Beliebtheit erfreuten, und die
Arbeiten seiner Nachahmer übten einen
entscheidenden Einfiuß auf die künstlerische
Entwicklung aus. Sie trugen dazu bei,
daß der Malerei über die religiöse Sphäre
und den repräsentativen Auftrag hinaus
ein größerer Spielraum geboten wurde, urn
die persönliche Weltanschauung des Künst-
lers, sein individuelles Talent, aber auch spe-
zielle Ansprüche und Liebhabereien zu Wort
kommen zu lassen. Die Tatsache, daß
Brandl diese ihrem Wesen nach neuzeit-
lichen Funktionen der Malerei breiteren
Kreisen zur Kenntnis brachte, räumt ihm
einen besonderen Platz in der Geschichte
der böhmischen Kunst ein und bildet zu-
gleich den realen Hintergrund für die
legendäre Verehrung, die Peter Brandl von
jeher als der Prototyp des Malers genoß.
(ZEIT
TAFEL DER WERKE P. BRANDLS siehe Scil
, 14)