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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 107)

Herbert Fux 
SAMBHALA 
UND DIE GESCHICHTE 
DES KÄLACAKRA _ 
EIN LAMAISTISCHES 
THAN-KA AUS DEM 
ÖSTERREICHISCHEN 
MUSEUM FÜR 
ANGEWANDTE KUNST 
Die Than-kas, auf Leinen gemalte und 
mit Seide oder Brokat gerahmte Rollbilder, 
die als Tempelfahncn dem kultischen Ge- 
brauch dienen, zählen zu den bekanntesten 
Leistungen innerhalb der Malerei des 
Lamaismusl. Es sind rein religiöse Dar- 
stellungen, die unter anderem als Me- 
ditationshilfen und bei rituellen Hand- 
lungen verwendet werden. Ihre Bildinhalte 
entstammen dem lamaistischen Pantheon, 
Wobei die Kompositionen nicht künst- 
lerischen Gestaltungsprinzipien, sondern 
thematisch-kanonischen Gesichtspunkten 
unterworfen sind, die die starke Tradi- 
tionsgebundenheit der Malerei und der 
gesamten tibetischen Kunst bedingen. 
Der Bestand des Österreichischen Museums 
für angewandte Kunst an tibetischen oder 
lamaistischen Kunstwerken, die auf Grund 
ihrer Formgebung und des ikonograplti- 
18 
sehen Gehaltes zum tibetischen Umkreis 
zu rechnen sind, ist relativ bescheiden. 
Immerhin befinden sich darunter aber 
Exemplare von hervorragender Qualität, 
wie die zu der großzügigen Eimer-Stiftung 
gehörende Tempelfahne, der unser Beitrag 
gewidmet ist. 
Ihre Mnntierung besteht aus einem klein- 
teilig ornamentierten Seidenbrokat in Grün. 
Blau, Rot und Gelb, dessen oberer Saum 
eine flache Leiste und dessen unterer einen 
schweren Rundstab enthält. Die sogenannte 
gelbrote „Regenbogenrahmung", die das 
6OX83,5 cm große Bildfeld begrenzt, ist in 
Seidenbrokat ausgeführt. Sieht man von 
etlichen Flecken ab, so ist der Erhaltungs- 
zustand der Stoffpartien im allgemeinen 
recht gut, ebenso wie der der Malerei. 
Lediglich an einigen Knickstellen sind die 
Farben abgerieben. Die Gesamtwirkung 
n. Ende 17. oder Änfllng m. Jähr- 
es Museum Fur angewandte 
Kunst, Wien (m 1 315 Mal. w) 
wird dadurch nicht im geringsten beein- 
trächtigt. Obwohl der sch zende Schleier 
fehlt, haben die Farben, die auf der mit 
Kreide und Leim grundierten Leinwand 
aufgetragen sind, ihre Leuchtkraft bewahrt, 
gleich dem Goldkolorit und der in reich- 
lichem Maße angebrachten Blattvergol- 
dung. 
Im kompositionellen Aufbau (Abb. l) 
lassen sieh drei Hauptzonen unterscheiden: 
Oben der von Gottheiten bevöl erte Him- 
mel, in den das große kreisförmige und 
dominierende Medaillen hineinragt, und 
im unteren Teil eine hnchbewegte Schlacht- 
szene. Das Schema des aus kegelförmigen 
Bergen bestehenden, acht-spcichigen Ra- 
des, in dessen Zentrum sich eine thronende 
Gestalt befindet, läßt zunächst an ein 
Mandala denkenl, an dic streng geo- 
metrisch konstruierten Quadrate und Kreise,
	        
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