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Zur Ausstellung im Österreichi-
schen Museum für angewandte
Kunst
Im Rahmen der „British Week in
Vienna" veranstalteten die Corpora-
tion of London, das Osterreichische
Museum für angewandte Kunst und
das Wiener Bankhaus Schoeller ä Co.
die Ausstellung „Schätze aus der
Geschichte der City of London" (3. bis
19. Oktober 1969).
Trotz gebotener Einschränkung auf
134 Objekte bot die Vielfalt des Aus-
stellungsgutes - zeremonielles Gold-
und Silbergerät. Bilder und Druck-
werke - einen beeindruckenden Quer-
schnitt von Zeugnissen hochentwickel-
ter Handwerkskunst, künstlerischer
Potenz und jahrhundertealter Tradi-
tion. War der Wert des Ausstellungs-
gutes kaum abzuschätzen, so stellte
es doch nur einen kleinen Teil iener
wertvollen Sammlungen dar, die im
Laufe vieler Jahrhunderte von der
City of London und den Londoner
Zünften aufgebaut wurden.
Zu den ältesten und bedeutendsten
Stücken der Ausstellung zählte ein
Zeremoniensalzfaß aus dem Jahre
1595. ln den Tagen, in denen Salz
eine Kostbarkeit bedeutete, galt es als
Auszeichnung, ,.oberhalb des Salzes",
d. h. am oberen Ende der Tafel, Platz
nehmen zu dürfen. Obwohl heute
Salzfässer nur eine rein dekorative
Funktion als Teil des Tafelsilbers be-
sitzen, werden noch immer neue Salz-
fässer von den Zünften in Auftrag ge-
geben,
Der älteste Silbergegenstand der Aus-
stellung: ein Silberbecher (Mitte
16. Jahrhundert) aus dem Besitz der
Weinhändlerzunft. Pokale und Um-
trunkbecher (Mitte 17. Jahrhundert
bis zur Gegenwart), vergoldete Rosen-
BlLDTEXTE1-15
l Die Ausstellung ..Schaize aus der Ge-
schichte der City of London" im Saulen-
hol des Museums für angewandte Kunst.
Im Hintergrund: London von Suden,
vergroßertes Panorama, von c. J. Visscher,
1616, daruber das Londoner Stadtwap-
pen
213 Die Eroffnung. Seine Exzellenz der Briti-
sche Botschafter Sir Anthony Rumbold
Ban., Direktor Prol. Dr. Wilhelm Mrazek,
Direktor Godlrey Thompson (Guildhall)
und der illustre Eesucherkreis
M5 H. R. H. Prinzessin Alexandra besucht
die Ausstellung (14. Oktober 1969) im
Rahmen ihres offiziellen Besuchspro-
grammes arilaßlich der .Biitish Week in
Vienria"
Begrüßung: v. I. n. r.' H. H. H. Prinzessin
Alexandra. Direktor Prof. Dr. Wilhelm
wasserschalen und schließlich die
komplette Tafelausstattung eines City-
Banketts mit allem Tischschmuck in
goldener Pracht gaben Einblick in die
mit Recht so gerühmte Tafelkultur
Englands.
Aus der Reihe der Gedächtnisstücke
verdienen besondere Erwähnung: die
Schedel'sche Weltchronik (1493, auch
Nürnberger Chronik genannt) mit über
1800 Illustrationen, frühe Dokumente
aus der Geschichte der Bank of Eng-
land, die erste Folioausgabe der Werke
William Shakespeares; eine Schnupf-
tabakdose aus dem Besitz Lord Nel-
sons, in Gold und Email gearbeitet;
und kunstvoll ausgestattete Taschen-
uhren und Schmuckgegenstände.
Die herbe, kraftvolle Landschaft der
alten Stadt an der Themse bildete den
stimmungsvoll ergänzenden Rahmen:
Olgemälde aus der Kunstgalerie der
Guildhall, darunter Werke von Samuel
Scott (171071772), Sir Joshua Rey-
nolds (1723-1792), Sir Thomas
Lawrence (1769-1830) und Sir John
Everett Millais (182941896), sowie
Veduten in verschiedenen Techniken.
Die Eröffnung der Ausstellung durch
Seine Exzellenz den Britischen Bot-
schafter Sir Anthony Rumbold Bart.
und Direktor Prof. Dr. Wilhelm Mrazek
stand im Zeichen der seit den Grün-
dungsjahren des Osterreichischen Mu-
seums für angewandte Kunst beste-
henden engen Verbundenheit mit
gleichartigen Institutionen in London.
Die Ausstellung 7 ein gesellschaft-
liches Ereignis v wurde durch den
offiziellen Besuch von H. R. H. Prin-
zessin Alexandra ausgezeichnet. Das
ungewöhnlich rege Interesse der
Wiener geht aus der Besucherzahl
hervor. Als am 19. Oktober die Pforten
geschlossen wurden, hatten in 17 Ta-
gen 24.317 Besucher Londons Schätze
bewundert.
Ausstellung berichten. V. l. n. r.: Direktor
Prof. Dr. W. Mrazek, A. J. B. Rutherford,
H. R. H. Prinzessin Alexandra, G. Thomp-
son
8 Heimailich vertraute Schätze - immer
wieder gerne bewundert
9 Verabschiedung. H. R. H. Prinzessin
Alexandra beim Verlassen der Ausstellung
io Jede Generation ließ sich gerne von der
silbernen und goldenen Pracht begeistern.
Was der Jugend ein Stuck Marchenland
bedeutete, wurde bewundernd aufge-
nommen oder wissend kommentiert
11 Hamersley-Salzfaß: vergoldetes Silber,
1636 Kaberdashers Compariv von Sir
Hugh Hameisley geschenkt. Entstanden
1 565
12 Duale-Uhr: mit Emailgehäuse, von Huant,
ca. l710. Uhr: von Giantham in weißem