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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 107)

Blauen Hof des Schlosses Laxenburg. Die 
Schau war vorher mit großem Erfolg in der 
Orangerle des Schlosses Charlottenburg, 
Berlin, gezeigt worden. Die Barockzeit war 
mit allen ihren berühmten Malern, wie Alto- 
mante, Gran, Maulpertsch, Rottmayr, Schmidt 
(Kremser) und Troger, vertreten. Naturlich 
gab es auch viele gute Bilder von weniger 
bekannten Meistern, so etwa von Sigrist. 
Sulimena oder Franz Xaver Wagenschorl, 
zu sehen. Auch die Skulpturen wurden mit 
einigen kleineren Exponaten vorgestellt, so 
etwa mit Werken von Giuliani. Besonders 
wertvoll waren die Gegenstände des litur- 
gischen Gebrauchs, wie der bekannte ..Ko- 
lomani-Omat", Moristranzen, Kelch und 
Patene. Eine besondere Freude für den auf- 
merksamen Besucher waren die Beispiele der 
ausgezeichneten Handzelchnungen verschie- 
dener Meister, bei denen sich mit wenigen 
Bleistift- oder Federstrichen, ein wenig 
laviert, das große Können der Maler über- 
zeugend manifestiert. Dasselbe gilt auch von 
den Malern des Biedermeiers. Auch aus 
dieser Zelt waren Graphiken gezeigt, die, 
ergänzt durch weitere, wert waren, einmal 
gesunden prasentiert zu werden. Von den 
bekannten Namen dieser Zeit waren die Alt, 
Amerling, Danhauser, Th. Endet, Fendi, 
Friedrich Gauermann, Hormann, Neder, Fet- 
tenkofen, Ranftl, die Schindler, vor allem aber 
F. G. Waldmuller mit erlesenen Bildern ver- 
treten. Ist mit Joh. Chr. Brands .Donau-Auen" 
noch der ergang vorn Barock gegeben, so 
landen wir mit ,.Motiv bei Rekawinkel" von 
Th. v. Hormann und Jakob Emil Schindlers 
aßuchenwald bei Plankenburg" bereits die 
Lichlmalerei des Vorimpressionismus an- 
gespielt. Eine kleine Auswahl in dem Schau- 
raum in Wien, Herrengasse, erganzte die 
Ausstellung, die vom 11. Juli bis zum 
2a. August geöffnet war, sehr glücklich. 
Das Wiener Künstlerhaus in der 
Neuen Galerie der Stadt Linz 
In der Neuen Galerie der Stadt Linz war 
vom Z8. Juni bis zum 20. Juli d. J. die Ver- 
einigung Wiener Künstlerhaus mit einer 
Schau (Abb. 21), die eine außerordentlich 
breite Streuung im Stilistischen bei einer 
sehr kleinen Auswahl von nur neunzehn. 
zum großen Teil jüngeren Malern zeigte, zu 
Gast. Mit Kurt Ammanns Aquarellen wurde 
eine dem Duktus der Hand nachgehende 
Richtung präsentiert: Helmuth Kies, Couden- 
hove-Kalergi, Korab und Regschek vertraten 
die Wiener Phantasten. Auch Karlheinz Pilcz, 
Ernst Stainer und Heinrich Heuer kamen von 
ähnlichen Voraussetzungen, zeigten aber 
jeweils andere Entwicklungen. Fred Nowak 
brachte seine eigene, ganz individuelle 
Sprache in der von ihm geschaffenen Mono- 
technik. Mit Kurt lngerls geometrischen 
Balanceqraphlken ist Hard Edge iri dieser 
Gesellschaft als Außenseiter vertreten. Gunsam 
und Leopold Hauer waren noch zu nennen 
und die Holzschnitte von Johannes Wanke 
und Erich Steininger. Uberhaupt zeigte diese 
Ausstellung wieder einmal. daß auf dem 
Gebiete der Graphik viel mehr Potenz bei 
unseren Künstlern zu finden ist als in der 
Malerei. 
Bruno Gironcoli in Tirol 
Die Galerie im Taxis-Palais in Innsbruck 
bot vom 3. bis Z9. Juli eine für Tirol informative 
und wichtige Konfrontation (Abb. 22). Bruno 
Gironcoll wurde mit seinen Objekten kollektiv 
vorgestellt. Mit neuen Arbeiten erganzt 
waren jene in der .Galerie nachst St. Stefan" 
gezeigten. vom Kunstler geschaffenen, allen 
Bezugen entfremdeten Gegenstande aul- 
gestellt. Besonderes Interesse verdienten auch 
die Entwurfs iur großzugige Umweltver- 
anderungen, die gemeinsam mit anderen 
Graphiken zu sehen waren. Die Edition 
Seilern brachte zur selben Zeit eine große. 
sehr sauber gestaltete Mappe mit Sieb- 
druckcn heraus, die vom Kunstler signiert 
sind. Die Ausstellung wurde, ebenso wie der 
Katalog. von Oswald obeihuber gestalteti V 
Burgenland -V Sommer '69 
BEISPIEL EISENSTADT, Malerei - Bild- 
hauerei c Architektur - Musik - Theater 
In der Orarigerie des Schlosses Esterhazy 
zeigten im Rahmen de .lnternarionalen Maler- 
wachen in Eisenstadt" die Maler lrene Schlosser 
(Deutschland), Peter Bischof, Uta Prantl- 
Peyrer, lno Frank (Österreich), Marian Bogusz 
(Polen), Vaclav Bostik (CSSR), Alice Baber, 
Patricia Sloane, Raymond Grist (USA) vom 
2. bis 15. August 1969 ihre Bilder, die sie 
in einem vorangehenden 4 Wochen dauern- 
den ,künstlerischen Zusammensein" fertig- 
stellten. 
GALERIE WERKSTATT BREITENBUNN ELFE 
UND WIL FFlENKEN 
In einer sehr eigenwilligen in die baulichen 
Gegebenheiten trefflich eingefügten Schau 
stellten unter dem Titel Jaumobjekte" wil 
frenken und fria elfen vom 1. bis 10. Juli 1959 
ihre neuesten Arbeiten vor (Abb. 23). An- 
schließend setzten die stets aktiven Galerie- 
inhaber ihr Jahresprogramm mit der Aus- 
stellung ._gi1nther neusel (Stuttgart), fach- 
werke - bruno demattio (stuttgart) kinetische 
äxhjekte" vom 19. Juli bis 10- August 1569 
ort, n 
52 
 
B l LDTEXTE 20' 23 
20 
21 
22 
Z3 
 
 
Franz Anton Maulbertscmchiistus er- 
scheint dem hl. Yhomas. Ol auf Lwd., 
Entwurf für ein Altarbild (aus der 
großen Kunstausstellung des Landes 
Niederösterreich .Barock und Bieder- 
meier in Niederösterreich") 
Fred Nowak. Köpfe. Monotypie (aus 
der Ausstellung des Wiener Kunstler- 
hauses in der Neuen Galerie der Stadt 
Linz) 
Bruno Gironcoli, Objekt, 1959 (aus der 
Ausstellung des Kunstlers in der Galerie 
im Taxis-Palais in lnnsbruck) 
Blick in die Ausstellung Jaumobjekte - 
wil frenken und fria elfen" in der galerie 
werkstatt breitenbrunn 
scnen und vor altem ituiturelluii srtuatrurr 
dieser Stadt brachte diese Bianriale eine echte 
Konfrontation der Kunst aus dem lateinischen 
Kulturraum mit jener der Kulturlandschaft 
Mittelauropas. 
Wahrend die erste Bozener Biennale 1965 
noch auf die regionale Basis von Trient und 
Stidtiroi beschrankt blieb, umfaßte sie bereits 
1957 Kunstler aus dem ganzen Bereich des 
italienischen Staates. Heuer wurden zum 
ersten Male Werke von Kunstlern aus Deutsch- 
land, Jugoslawien, Österreich und aus der 
Schweiz einbezogen. 
Die Initiative ging vom italienischen Syndikat 
bildender Künstler (Sindacato ltaliano artisti 
belle arti) der Provinz Bozen aus, welches 
auch für die Organisation verantwortlich 
zeichnete. 
Die Auswahl der Kunstler aus Italien war einer 
Kommission italienischer Kunstkritiker anverr 
traut, welcher Mario De Micheli, Carlo 
Galusso, Salvatore Maugeri, Giuseppe Mar- 
chiori, Garibaldo Marussi, Carlo Munarir 
Franco Solmi und Marcello Venturolr anga- 
hörten. Für die Beteiligung aus Deutschland 
zeichnete Dr. Michael Marschall Freiherr von 
Bieberstein, fur die Schweiz Dr. Rene Wehrli 
und itir Österreich der Verfasser verantwortlich. 
insgesamt nahmen 199 Künstler mit 597 Wer- 
ken teil. davon waren drei aus der Deutschen 
Bundesrepublik, je vier aus der Schweiz 
und Jugoslawien sowie 22 aus Osierreich. 
Dazu kamen noch auslandische Kunstler. 
die in Italien ansässig sind, wie der englische 
Bildhauer Michael A. Michaeledes, die nord- 
amerikanische Malerin Sarai Sherman und 
der südamerikanische Maler Alberip Toby. 
Durch die Preisjury wurden Goldmedaillen 
den Bildhauern lgino Legnanhi und Carmelo 
Capello, den Malern Giorgio Bompadre. 
Ferruccio Bortoluzzi, Dino Boschi, Piero 
Dorazio, Gianni Longinotti, Elio Mariani und 
Valerltino Vago sowie dem Graphiker Beppe 
Maizot zuerkannt. 
Als eines der bemerkenswerten Fakten bei 
der Pramiierung darf hervorgehoben werden, 
daß die Jury die Goldmedaille des Vize- 
kommissars der Regierung (Vice Commissario 
del Governo) dem österreichischen Maler 
Karl Kprab und jene des ..Sl.idtiroler Kultur- 
instituts" dem italienischen Maler aus Bozen 
Massimo Radicioni zugesprochen hat. 
Ankaufspreise erhielten: der Bildhauer Va- 
leriano Trubhiani. die Maler Angela Cagnone. 
Fietro Gentili und Luigi Senesi sowie die 
Graphiker Giovanna Sandri und Markus 
Vallazza. 
Wie Mario Dall'Aglio im Katalog der Biennale 
schrieb, spiegelte SlCh in ihr die vielgestaltige 
Physiognomie dar Gegenwartskunst, namlich 
von der ..Neuen Figuration" zum .620- 
metrischen Abstrahismus", von der .0bjekti- 
vierung' des Bildes zum ..Dreidimensionalan 
Spatialismus", von den ,Pop'- und .09"- 
Tendenzen zu jener des .Marketing", vom 
..An vlsual" zur neuen eildgestalt, von den 
Jntoreports" zu den Assemblages" und 
.Mass media". von den .Prim'arstrukturen' zu 
den ..Multiples" und zum Jndustrial Design", 
Selbst die kinetische Kunst blieb nicht ver- 
gessen. 
Die Grenzen in der Bildhauerei aus Italien 
wurden durch Arnaldo Pomodoro, der die 
rhythmische Wiederholung der plastischen 
Zeichen bis zum Extrem weiterfuhrt, und durch 
Stefania Bragaglia Guidi, die in ihren Werken 
die humanistische Tradition des mediterranen 
Raumes bewahrt und durch die Elnluhrung 
des phantastischen Elements bereichert, ab- 
esteckt. Der Grödner Holzbildhauer Guido 
otilffer verbindet hingegen archaischen 
Naturalismus mit der Vielfalt an Emotionen 
des Gegenwansmenschen. 
In der Malerei ist der Römer Marcolino 
Gandini zur Dreidimensionalitat übergegangen. 
der Triestiner Nino Perizzi faßt den Gestus 
in der Abstraktion im Sinne eines Hartung 
in strengen Strukturen zusammen, wahrend 
sich der Bozner Mario DallAglio um den 
Ausgleich von Struktur und Emotion in der 
Malerei bemüht. Der Sudtiroler Karl Plattner 
gibt das Bild einer Welt, in der alle Zeiten 
zusammenfallen und selbst Zukunftiges zur 
Vergangenheit wird. Seine Farben sind 
leuchtend, aber eisig, die Gewänder seiner 
Figuren werden zur Draperie, und die Körper 
darunter erscheinen mumifiziert. Der Mai- 
länder Fliccardo Tauber laßt den Stil des 
.Libertv" wieder aufleben. Der Römer Riccardo 
Tommasi Ferroni entdeckt das plihantastische" 
unserer Epoche. Der Triestiner Mario Fadovan 
trifft in seiner semantischen Serigraphie, die 
etwas computaihaltss an sich hat, eine 
perfekte Symbiose von Zeichen und Farbe. 
Der Venezianer Hiccardo Licata ist in dem 
psychischen Automatismus seiner Bilder zu 
einer persönlichen Aussage gelangt. Hin- 
gegen stellt die rein intellektuelle Malerei 
eines Piero Dorazio ein Höchstmaß an 
Entpersönlicliung, fern von Leben und 
Realität, dar. 
Durch den Plastiker Jürgen Claus, der mit 
modernem Material Werke, die der technischen 
Anschauungswelt entnommen sind, gestaltet. 
die Maler Axel Dick. der sich auf sehr per- 
sönlicha Weise der aßp-Art" verschrieben hat, 
und Rupert Stöckl mit seinen lyrisch-abstrakten 
Bildern, wird die Situation der Kunst in der 
Deutschen Bundesrepublik knapp aber tref- 
rend gekennzeichnet. 
Bei den Jugoslawen stand das phantastische 
Element in den Malereien von Drago und 
Boris Mardesic sowie in den Collagen von 
uiiici agurue, sunue... auch u... s... 
deskreis von Malern, Bildhauern 
phikern, in dem jeder seine Eigenart 
Sowohl diese Gruppe als auch jen 
den funf Graphikern und Mal 
Baum. Theo Braun, Margarethe 
Gunther Kraus und Ludwig Merwa 
wurde, hat in diesem Jahr in 
grcisarn Erfolg ausgestellt. 
Dazu kommt der Maler Ernst l 
mit der Struktur seiner Bilder an 
landlsche Gruppe "Cobra" dertkel 
den Farben aber ein typisch cisteri 
ldiom bewahrt. Die beiden Graph 
Frohner und Alfred Hrdlicka, die 
der Biennale von Sao Paulo bzw. a 
Venedig große Beachtung fanden, bl 
Anschluß an andere große rnternatioi 
Manifestationen. 
Die Schweiz hingegen zeigte sow- 
gegenwartsverbundenen Asthetik de 
von Angelo Duarte und Albert sl 
sowie in den Op-Bildern von f 
Glattlelder und Charlotte Schmid 
heitliches Gesicht. 
So konnte die 3. Blennale von B 
zuletzt durch die hohe Clualitat del 
als eine durchaus ernstzunehmer 
native zu der Kunstbiennale vor 
angesehen werden, deren gegenwa 
1968 durch Proteste und Demcii 
in Frage gestellt worden ist. 
In Bozen wurde zwar nicht an der I 
Venedigs als internationales Kunst 
rüttelt, da man sich dort in einem 
paischen Rahmen halt, doch hat di 
Unternehmen wieder zu einer er 
gegnung unter den Künstlern gefi 
rend die Biennale von Venedig 
zum Umschlagplatz des internationz 
handels geworden ist, waren fur 
nahme in Bozen weder die Ouot 
einzelnen Künstler noch bestim 
denzen ausschlaggebend. 
Wenn daher in dieser Stadt 1971 
.Europa'ische Biennale" geplant wi 
schon jetzt festgestellt weiden, 
einem echten Bedurfnis entsproc 
nämlich der Besinnung auf eine 
Eigenständigkeit in Europa selbst 
könnte den Aullosungstendenzen 
weiten Kunstbetrieb Einhalt gek 
zugleich ein Weg zur verlorenen 
funden werden. 
l 
Ausstellungskalender 
DRESDEN - STAATLICHE KUNS 
SAMMLUNGEN 
Ausstellungen Oktober bis Dezen 
Bis Oktober: 
Kupferstich-Kabinett, Güntzstraße 
Pieter Bruegel (zum 400. Todestag 
27. September bis 31. Januar: 
Albertinum 
20 Jahre Graphik in der DDR (i 
anlaßlich des 20. Jahrestages 
28. September bis 31. Dezember: 
Albertinum 
Max Langer - das Werk eines o 
Volksmalers 
4. Oktober bis 4, Januar: 
Albeninum 
Rembrandt-Radierungen (zum 300 
7. Oktober bis 31. Dezember: 
Galerie Alte Meister, Zwinger 
Z0 Jahre Arbett der Gemäldeg 
Meister (zum 20. Jahrestag der D 
Bis 31. Dezember: 
Museum für Volkskunst, Köpckestl 
Puppen in Theater, Film und Fer 
DDR 
28. Oktober bis 2. November: 
Museum für Volkskunst, Köpckestr 
Woche des Puppenspiels 
2. November bis 31. Dezember: 
Albertinum 
Georgische Kunst (Ausstellung ar 
Tage der Georgischen Kultur) 
Bis Anrang Januar: 
Porzellansammlung, Zwinger 
Bottgersteinzeug - Böttgerporzella 
(zum 250. Todestag)
	        
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