tion signifikant und aktuell genug.
Das gilt vor allem im Hinblick auf die
zum Stärksten der gesamten Auswahl
zählenden Arbeiten der Plastiker Frank
Gallo und Georges Segal. Beide
Künstler waren mit gleichermaßen
typischen wie ausdrucksstarken Ex-
ponaten vertreten. lhr ironischer Rea-
lismus geht mindestens ebenso unter
die Haut wie die - nach den letzten
Vietnamkrieg-Aufdeckungen mehr
denn je angebrachten - Antikriegs-
monumente von John N. Battenberg.
Auf Gill, Hansen und Lester Johnson
hätte man hingegen leicht verzichten
können. Andy Warhols Monroe-Sieb-
drucke dürfte man auch in Wien als
bekannt voraussetzen. Man zeigte sie
jedoch leider nicht in einer einzigen
Abfolge, was kompakter und für Ver-
gleiche aufschlußreicher gewesen
wäre, sondern verstreut im ganzen
Haus. Ein im Ülsiebdruckverfahren
vergrößertes Unfallsphoto desselben
Künstlers (Saturday Disaster, 1964)
kam ihnen gegenüber wesentlich
besser zur Geltung. Ohne seine in-
haltliche Relevanz in Abrede zu
stellen, erhebt sich hier jedoch die
Frage nach der künstlerischen Leistung
im Sinne autonomen Gestaltens.
Die heitere Seite amerikanischer Pop-
Art repräsentierten mit manch gut ge-
zielten Seitenhieben auf eine zum
Monster gewordene Werbe- und
Konsumwelt Tom Wesselmann, Ro-
bert Nelson und Paul Harris. Ein
ausgesprochener Einzelgänger in die-
ser Gesellschaft, aber dennoch ein
beachtlicher Maler ist John Paul
Jones, der im Stil einer leicht ver-
fremdeten Landschaftsmalerei des
19. Jahrhunderts schemenhafte Fi-
guren und Reiter in weiträumige
Ebenen stellt und daraus komposi-
torische Reize sowie inhaltlich-the-
matische Beziehungen gewinnt (Ab-
bildung 6, 7).
Palais Salm - Klammer, Lindin-
ger, Wolfgang Ernst, Gertrude
Rind-Ernst
Eine der interessantesten Ausstellun-
gen des überreichen Herbstangebotes
der Wiener Galerien fand in den
Räumen einer Möbelfirma im Palais
Salm, Wien lll, statt, wo vier Künstler
um die Dreißig - Robert Klemmer,
Heinz W. Lindinger, Wolfgang Ernst
und Trude Rind-Ernst - einen im
allgemeinen gut gesiebten Quer-
schnitt durch ihre letzte Produktion
gaben. Während man Klemmers ego-
zentrische Pop-Attitüden in attrak-
tiven Streifenmustern bereits als be-
kannt voraussetzen konnte, bedeutete
der ebenfalls zur Pop-Art tendierende
Maler Lindinger eine echte Ent-
deckung. Humor und ein von der
Werbung nicht unbeeinflußtes Voka-
bular an sich divergierendergraphisch-
malerischer Elemente verbinden sich
in seinen formal beherrschten, über-
legten Kompositionen zu einer durch-
aus originären und ansprechenden,
farbenbetonten Mischung, deren wei-
terer Ausformung man mit Interesse
entgegensieht.
Trude Rind-Ernst arbeitet weiterhin
an ihren figurativen Aluminium-
Plexiglas-Reliefs und gewinnt dabei
zusehends an Souveränität. Eine die-
ser Arbeiten präsentierte sie als pro-
vozierende „Radioplastik" mit ironi-
sierenden Verfremdungseffekten. Ihr
Mann, Wolfgang Ernst, zeigte in
Fragmenten ein an sich in größerem
Umfang vorgesehenes Projekt: er
verkleidet systematisch Alltagsobjekte
(einen Tisch, ein Bild, eine Schall-
platte) mit 1 Millimeter starken Alu-
miniumplatten, um dadurch eine neue
dingliche, doch auch die Umgebung
verändernde Realität zur Diskussion zu
stellen. Sein Raumarrangement er-
zielt kompakt den gewünschten Ver-
fremdungseffekt und fordert zu einem
konsequenten Durchdenken derarti-
48
ger bildnerischer Möglichkeiten her-
BUS.
Galerie Seilerstätte -
"Kunst und technische Umwelt"
K. A. Wolf - Skulpturen
..Sollen sie sich doch in ihrer Plan-
mappen-Sicherheit wiegenl Sollen
sie doch in ihren Wettbewerbs-
Gremien die Architektur verschaukelnl
Zwischendurch etwas Grünfläche zum
ErhoIenl" Mit diesen und ähnlichen
provokant-ironischen Feststellungen
in Form eines Mini-Manifestes be-
gleitete die Architektur-Kommune
ZUND-UP ihren Ausstellungsbeitrag
zu der von der Galerie Seilerstätte in
Wien veranstalteten Gruppenschau
"Kunst und technische Umwelt". Die
aus den oberösterreichischen Studen-
ten Friedhelm Huber (1944), Ber-
tram Mayer (1942), Walter M. Püh-
ringer (1945) und Hermann Simböck
(1945) gebildete Gemeinschaft prä-
sentierte in der vorn ..Blauen Adler",
einem 1966 gegründeten „Verband
zur Förderung zeitnaher Kunst" orga-
nisierten Ausstellung ihr aus Photo-
montagen aufgebautes .,Zünd-Up
Triptychon". ,Geben Sie uns ihre
Hand, wir führen in wundersame
Bildergeschichten vom technischen
Pop-Zeitalter" verheißen die vier Pro-
gressiven ihrer Umwelt, um gleich an
Ort und Stelle den bundeshaupt-
städtischen Johann Strauß vom wun-
derbar kitschigen Stadtparkdenkmal
im Rennauto dahinflitzen zu lassen,
während nebenan ausgesprochene
Busenschönheiten von Autos ins
eigene Fleisch gestochen und auch
andernorts ungewöhnliche Möglich-
keiten umfunktionierten DenkmalkuI-
tes propagiert werden (unser Bild).
Weniger aggressiv und dem General-
themauangemessen als die Montagen
der ZUND-UP-Leute waren freilich
die meisten übrigen Exponate, die
von so verschiedenartigen Künstlern
wie Gerhard Gutruf, Jörg Hartig,
Felix Kalmar, Karl Korab, Bernhard
Stefan Lipka, Paul Meissner, Trude
Rind-Ernst, Günther Sponheuer, Sieg-
fried Strasser und dem zuletzt stärker
ins Gespräch gekommenen Zechyr
stammten. Sie stellten ein beliebig
ergänz- und austauschbares Kontin-
gent dar, das leider die versäumten
Möglichkeiten einer Ausstellung die-
ses Themas drastischer in Erinnerung
rief als die auf dem üblichen lokalen
Niveau tatsächlich genützten (Abb. 8).
Ebenfalls in der Galerie Seilerstätte
stellte sich in der Herbstsaison auch
der Wiener Maler und Plastiker Karl
Anton Wolf mit neuen Arbeiten vor:
mit kraftvollen, das Material adäquat
zur Geltung bringenden Eisenskulp-
turen und archaisch inspirierten, aus
alten Weinpresseteilen und ähn-
lichen Fragmenten zusammengefügten
Holzskulpturen, die ein sicheres for-
males Zupacken zeigen. Darüber hin-
aus bringen diese Arbeiten auch ein -
an sich schwer definierbares -
starkes Stimmungsmoment ins Spiel,
das im betont Expressiven wurzelt.
Bei Wolf, der mit dieser auch quanti-
tativ beachtlichen Produktion - ob-
wohl er keineswegs mehr der Jüngste
ist - vieles in den Schatte__n stellte,
was es momentan sonst in Osterreich
zu sehen gibt, spürt man den vitalen,
ganzen Einsatz, den dieser Künstler
kompromißlos und unbeirrt von mo-
dischen Verlockungen leistet (Abb. 9).
Kleine Galerie - Henri Dessaux
Aus dem zuletzt sehr vielfältigen Aus-
stellungsprogramm der Kleinen Ga-
lerie, das unter anderm Expositionen
von Karl Anton Fleck (Zeichnungen),
Etienne Hajdu, Linz, Norberto Ono-
frio, dem argentinischen Druckgra-
phiker, sowie eine Gruppenschau
angewandter Kunst umfaßte (Iris
Brendel, Sabine Hribar, Susanne
Kosma, Pia Montecuccoli, Gerda und
Kurt Spurey, Linda Wächter), ver-
dient - wegen ihres sympathischen
Außenseitertums - vor allem eine
Ausstellung besondere Erwähnung:
Sie galt HENRI DESSAUX, dem aus
dem französischen Hafenstädtchen
Honfleur stammenden normannischen
Fischer und naiven Maler, der vor
zwei Jahren in Wien verstarb, wo er
auch die letzten Jahre seines Lebens
verbracht hatte. 1964 veranstaltete
die Kleine Galerie in der Neudegger-
gasse die erste Ausstellung seiner
Ölkreide- und Lackfarbenbilder, die
zu einem unerwarteten Verkaufs- und
Presseerfolg für den bis dahin völlig
unbekannten Autodidakten wurde.
Die liebenswürdigen, unproblemati-
schen, farbenfrohen Bilder von Hon-
fleur, seinen Häusern, Fischern und
bunt gestrichenen Booten bildeten
auch im November des abgelaufenen
Jahres den Mittelpunkt einer Ge-
dächtnisausstellung derselben Galerie,
die damit nicht nur an ein spät zur
Entfaltung gelangtes Künstlertalerit
erinnerte, sondern zugleich auch an
einen stillen, bescheidenen Men-
schen, dern man die von ihm nicht
ohne Wehmut und Heimweh ge-
schaffene Welt, in der alles seine
rechte Ordnung hatte, noch glauben
konnte (Abb. 10).
Autofina-Galerie -
Kunst für Publio Relations
Das Ausmaß, in dem Österreichs
Wirtschaft - nicht zuletzt auf Grund
einer kulturpolitisch verfehlten, im-
pulshemmenden Steuergesetzgebung,
die nicht einmal eine prozentuell
beschränkte Absetzbarkeit von An-
käufen und Stiftungen bildender Kunst
zuläßt - sich so gut wie jeder Mittler-
funktion zur Gegenwartskunst ent-
hält, ist erschreckend, Die Möglich-
keiten massiver Kunstförderung, die
hier gegeben wären und sich in der
Summe zumindest als Prestigegewinn
für mäzenatisch gesinnte Unternehmen
auswirken würden, werden hierzu-
lande nicht einmal als Denkmodelle
zeitgemäßer Offentlichkeitsarbeit stra-
paziert. Von wenigen Ausnahmen ab-
gesehen (Böhler-Werke, Kapfenberg;
Vöest-Linz; Erste österreichische
Spar-Casse und Zentralsparkasse der
Gemeinde Wien), fehlt in den Spitzen
der heimischen Wirtschaft allerdings
nicht nur die grundsätzliche Bereit-
schaft, für die Kunst etwas zu tun
und - davon zu profitieren, sondern
auch die bildungsmäßigen und in-
formationsbedingten Voraussetzungen
dazu.
Die gesellschaftliche Position des
Kunstschaffenden (nicht die des heute
im allgemeinen überschätzten Inter-
preten!) wird in einer vorwiegend
materiell ausgerichteten Wertskala
möglichst weit unten angesetzt be-
ziehungsweise - und das ist das
nicht minder erschreckende andere
Extrem - in eine Aura demokra-
tischen Hofnarrentums verpflanzt, die
den pinselschwingenden Clown als
Stimulans gegen Langeweile be-
nötigt.
Einen grundsätzlich positiv zu wer-
tenden Versuch in Richtung des ge-
wünschten Brückenschlages zwischen
Kunst und Wirtschaft unternimmt seit
kurzem die „Autofina", eine zum
Länderbank-Konzern gehörende Teil-
zahlungsbank, die ihre Kunden in
insgesamt 17 Zweigstellen in fast
allen österreichischen Bundesländern
mit Beispielen moderner bildender
Kunst konfrontiert. In Zusammen-
arbeit mit der Wiener Secession zeigt
die neugeschaffene „Autofina-Ga-
lerie" Arbeiten prominenter öster-
reichischer Maler, Graphiker und
Bildhauer (darunter Hrdiicka, Eisler,
Bischof, Staudacher, Eckert, Frohner,
Kedl, Escher, Ringel, Fruhmann und
Kreutzberger), um dadurch ein mög-
lichst breites, zum Teil mit moderner
Kunst überhaupt noch nicl
Berührung gekommenes Put
gleichsam zwanglos und uneri
mit dem Gegenwartsschaffer
diesem Sektor der Kunst in K:
zu bringen. Darüber hinaus wil
auch - bei Vorhandensein
sprechender Bonität - Krediti
währen, die dem Ankauf von l
werken gelten. Diese Aktion i:
allem für mittlere Verdiener ge-
die heute auch im Kunsthandl
Gros potentieller Käufer ausmf
Das in Fragen zeitgemäßer C
lichkeitsarbeit sichtlich gut be
Institut setzt mit beiden Aki
jedenfalls ein nachahmenswerte
spiel.
Galerie Wolfrum -
Auftakt mit Druckgraphik
Premiere am Österreichischen l
markt hatte in der abgelal.
Herbstsaison das Graphische Ka
des Kunstveriages Wolfrum, Vil
Augustinerstraße. Der Ouers
durch österreichische Druckgr
der zum Auftakt in zwei nobe
gerichteten, intimen Räumen ge
wurde, konzentrierte sich vorwi
auf Blätter der Wiener Schult
Arbeiten aus der Schroll-Press
zuletzt u. a, neue Arbeiten von F
Krumpel, Hrdiicka, Gutruf und
herausgab. Eine Kollektive des
in Posen geborenen Meistersc
von Mac Zimmermann (1964-1
Ulf Rustan Badendieck, setzt
Programm der Galerie im Nov
1969 fort.
Peter
1 2.Österreichischer Graphikl
bewerb im Tiroler Landesmu
Ferdinandeum, Frühjahr 197
Der im Jahre 1952 gegründe
samtösterreichische Graphikw
werb in Innsbruck ist für da:
1970 zum 12. Male ausgeschl
Der Wettbewerb wird wie bishi
der Kulturabteilung im Amt dei
ler Landesregierung durchgefüh
den diesjährigen Wettbewerb :
15 wertvolle Preiswidmungen il
samtbetrage von S 90.000,- zu
fügung; über die Preisstiftung I
werden das Bundesministeriul
Unterricht und das Land Tirc
käufe aus der Wettbewerbsal
lung tätigen.
HQHE ITALIENISCHE AUSZEICHNU
FUR DRWALTER ZETTL
Der Präsident der Republik Italien hat
Vorschlag des Unterrichtsminlsters Ferr
Adradi dßfh mit des Auslandskulturciit
m. Walter Zettl die ..Goldena Medaille
Verdienste um die Kultur" verliehen.
Diese höchste Auszeichnung, welche t
italienische Staat für kulturelle Leistul
vergeben hat, wurde Dr.Zettl in Anerl
seiner erfolgreichen Tätigkeit als b
Künstlerischer Sekretär am Osieilelchi
Kulturinstitut zuteil.