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können, werden auf den Herbst, in die sechs Wochen vor Advent, verschoben; während des
Sommers finden nur selten Trauungen statt.
Eine Persönlichkeit, von der jeder Rumäne etwas zu erzählen weiß, ist die
tmtm voetiisu. Diese ist eine mehr mythische als christlich-kirchliche Gestalt. Sie wird
als ein sehr altes Weib gedacht, das den Winter vorstellt, auf den höchsten Bergen der
Karpathen seinen Wohnsitz hat und der Kälte wegen mit mehreren Pelzen gekleidet ist.
Naht nun ihr Festtag, der kirchlich auf den 1./13. März fällt, so steigt sie von den
Gipfeln der Berge herab und beginnt 3, 6, 12, 24 oder 36 Tage vorher, je nachdem sie
mehr oder weniger Pelze angehabt hatte, je einen derselben von sich abzuwerfen; dies
äußert sich in den Stürmen und dem Gestöber, die um die Frühlingsnachtgleiche eintreten.
Nach dem Volksglauben müssen solcher Sturm- und Gestöbertage ebensoviele ihrem
Festtage folgen, als ihrer vorangegangen waren. Diese werden dann Ȋitots tmbel
Ooellioi (— Tage der bubu OoLtusu)" genannt.
Der Tag des heiligen Alexius (17./29. März) gilt als der Frühlingsanfang; man
glaubt, daß an diesem Tage die Poren der Erdrinde sich erweitern, damit durch dieselben
die lebenden Wesen, die den Winter in der Erde zugebracht haben, hervorkriechen können.
Die Bienenstöcke werden untersucht und, wenn die Witterung es erlaubt, hinausgetragen,
auch Vorkehrungen zur Bebauung der Felder getroffen. Auf eine besondere, feierliche
Weise wird der Pflug zum ersten Male auf das Feld geführt. Vier Ochsen werden an dem im
Hofraume des Hauses fertiggestellten Pfluge eingespannt. Ein kleines Kind hält vorne das
um die Hörner des ersten Ochsenpaares gelegte Seil in der Hand. Der Ochsentreiber stellt
sich mit der Peitsche in der Hand an die linke Seite des zweiten Ochsenpaares. Der Führer
des Pfluges hält rückwärts in der einen Hand den Pfluggriff (ooruut ptuFutui) und in
der anderen die Pflugreute. Nun tritt aus dem Zimmer die Hausfrau mit einer Schüssel
voll brennender Kohlen, worauf Weihrauch gestreut ist, und an deren Rand Brotstücke
gelegt sind; ihr folgt der Mann mit einer, oben mit einem Kölnischen decorirten Kanne
frischen Wassers, worin Weihwasser gegossen wurde, in der einen, und mit einem Basilien-
strauße in der anderen Hand und besprengt den im Aufbrechen begriffenen Pflug, während
die Frau dreimal um denselben geht. Zuletzt werden die auf der Schüssel befindlichen
Brotstücke den Ochsen zu fressen gegeben, während der Kölnische unter die Pflugleute
verthcilt wird, ans daß Gott reichliche Ernte verleihe.
Das siebenwöchentliche Osterfasten (ujuuut oder postut est luurs, ujuuut purosiium)
wird, sowie das zweiwöchentliche Fasten vorMariaentschlafung (ujuuut oder postut 8uutL-
Nurioi) und der sechswöchentliche Advent (ujuuut oder postut Orümuuutui), von Groß
und Klein sehr strenge gehalten. Sogar in Krankheitsfällen, selbst mit priesterlicher
Erlaubniß, getraut sich kein alter Mann und keine Frau Fleisch-, Milch- und Butterspeisen