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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 109)

'-  wisst, 
hatte, und von dem (iulde und den lidel- 
steinen seines Palastes die christlichen 
Heiligtümer wiedererrichten. 
Ich glaube, daß man nur auf diesem Wege, 
alsn über die antithetischen Topni der zweiten 
Kreuzlegende, die symbolischen Zusammen- 
hänge der prächtigen Yilandxrerkleidung der 
Kapelle des hl. Kreuzes sowie der Katharinen- 
kapellc auf Karlstein und ebenso der später 
von Karl errichteten Wenzelskapelle im Prager 
Veitsdom einsehen und verstehen kann. Man 
bedenke, daß Heraklius in der Legende exaltalio 
in Nachahmung des ersten chris ichen Kaisers 
Konstantin und dessen Rolle in der ersten 
Kreuzlegende (inventin)4 auftritt. Beide Le- 
gendcn entstehen in einer kritischen Lage; 
je ei sammelt sich am östlichen Dnnauufer 
ein riesiges feindliches Heer (Perser und ihre 
Verbündeten). Gegen sie. muß das Kreuz 
Christi in der Legende lnrentia Jiwrmr rrnrzlr 
von des Kaisers Mutter auf Golgatha auf- 
gefunden und erhöht, in der Legende Exallulia 
Janrlae rmri: dem Wleltfeinrl durch den Kaiser 
entrissen und auf Gnlgatha wiedererhöht 
werden. 
Somit wird Heraklius zum zweiten Konstan- 
tin - er bestätigt dies, indem er auch den 
Sohn und Heerführer Chusraus auf der 
Donaubrücke im Zweikampf überwindet, ähn- 
lich wie Konstantin den Maxentius auf der 
hlilvischen Brücke über den Tiber. (Ver- 
merkt sei noch, daß Konstantin, am Rhein 
w an der Donau, ein berühmter Brücken- 
bauer war-i) 
Über den 1378 verstorbenen Karl IV. wurden 
zwei Grabreden gehalten, und in beiden wird 
er, sowohl vom Erzbischof Johann Ocko 
von Vlasim als auch vom Meister Adalbertus 
Ranconis de Ericinio (Vojtech Rankuv von 
Jeiuv) der zweite Konstantin genannt". lir 
ließ auch die Prager Steinbrückc wieder er- 
richten, und an dem von ihm 13571587 ge- 
gründeten Turturm dieses Bauwerkes ist er 
als ponlffrzv, als Brückenbauer, dargestellt, was 
zugleich eine Anspielung auf den Cwitrlurllirurx 
ponl{'lZ-.x' ruuxirzzlzr, den Hnhepriester, enthalten 
kann. Ebenso ist er auf dem Hintergrund 
eines Thrttirnxes mit Kelch und Hnstie dar- 
gestellt, als königlicher Llrpriester und prae- 
_fi_1_1urz1n: Cbrixli IXlelchiserlech, im i-Xntiphtinar 
von Vfehrad (heute Klosterbiblitithek Vurau) 
gloril-iziert. Sein Umnkel Balduin von Trier 
(Konstantinstadt) überschritt zusammen mit 
seinem Großvater Heinrich VII. auf seiner 
Romfalwrt zur Kaiserkrönung in St. Peter 
kämpfend den Punte Molle, die hlilxiische 
Brücke des konstantinischen Sieges, wie eine 
Illustration des „Balduineunf zeigte. 
Van vergleiche die auf die Wand gemalte 
innere Sunrarnorte (um 1357). ein verklärtes
	        
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