haften, utopischen Herrscherpaares Chusrau
und Schirin gehalten wurde 10. Der Antichrist,
für den Orient aber Heiland Chusrau II. und
Schirin, der Stern des Ostens, die auch Miriam
oder Mariarn hieß, erhöhen hier zusammen
den lmar, Lichtbündel der Weltherrschaft und
Sonnenzeichen des ewigen Sieges über die
Dunkelheit. Wenn wir auch eine Auffrischung
des Kolorits für die Karlsteiner Supraporte
anzunehmen geneigt sind, etwa bei der Reno-
vierung der Burg in der Renaissance, so
konnte das an dem Umriß und zeichnerischen
Charakter wohl nur wenig ändern: dieser
jedoch kommt der Zeichnung nach dem
persischen Relief (nach Alexander Gleichen-
Ruswurm) erstaunlich nahe. Wenn das nicht
reiner Zufall sein soll, wie kam solche Ähn-
lichkeit zustande?
Es mußte damals zwischen Prag und Persien
einige Verbindungen gegeben haben; geistige
gab es schon lange, so berichtet der Chronist
Franz von Prag von der karolinischen Grün-
dung der Prager Neustadt (1348) und meldet,
daß zugleich eine Sonnenfinsternis eintrat und
zwei Pforten am Himmel gesehen wurden,
daß auch zur selben Zeit bis nach Persien
Feuerbtände die Erdc heimsuchten ll. Wenzel
ist ihm der zweihörnige Moses, der mit
seinem Horn bis nach Syrien blasen wird.
Ein Gewährsmann war der Ajmrlalu: Orienti:
in Curia Caeraris. So wurde, wie Palacky
nachweist, Karls vornehmster Chronist jo-
hannes von Marignola, Florentiner Patrizier
von Geburt, Franziskaner-Minorite, genannt 11.
Karl traf ihn in Avignon, als Marignola sich
anschickte, im Auftrage des Papstes und auf
der ein Säculum bereits erprobten Franzis-
kanerspur nach Peking zum mongolischen
Großkhan zu reisen. Er tat dies, besuchte
unterwegs die Ruinen Ninives und das Para-
dies auf Seyllan (Ceylon) mit Adams Spuren
und dem Kreuzesholz Christi im Baum der
Erkenntnis. Er kehrte über den Persischen
Golf und Damaskus jedoch nicht zum Papst
zurück, sondern ging nach Prag (1353) zu
Karl IV. Er flocht das ganze Abenteuer in
seine Böhmische und zugleich Weltchronik
ein und wurde dafür mit dem Bistum in
Bisignano betraut. Seine Chronik, in der er
auch berichtet, daß er selbst in Indien Wand-
malereien ausgeführt und ein Kreuz gemeißclt
hat, weist mehrere Übereinstimmungen mit
der Ikonographie besonders der Wandmalerei
um Karl IV. aufl3.
Das persische Vorbild, auf das wir für die
Supraporte in Karlstein hingewiesen haben,
ist jedoch erst an zweiter Stelle von Wirkung.
Zuerst wurde von dem byzantinischen Arche-
typ „Konstantin und Helena zusammen das
Kreuz erhöhend" ausgegangen.
Wir finden dieselbe Frau wie aufder Supraporte,
in demselben Viertelprofil gemalt, im Anti-
phonar von Vyschrad, wo sie in der Initiale
E(lena) allein das lignum rruri: erhöht. Dieses
wird allerdings an der Supraporte pars pro
toto durch ein Reliquienkreuz ersetzt. Dieses
Kreuz ist dem prächtigen Kreuz des Dom-
schatzes von St. Veit ebenbürtig, das Karl IV.
4 Initiale E(lcua) im Antiphonar von Vysehrad. tlrr
Klnsterhibliothck Vorau, cod. 259
Taq-i Bnsran, Investitur des Narse durch die Wasw
Anahit, xassznidisches Felsrelicf um 300 u. Z. Frül
Chuirau ll. und Schirin gehalten
6 Wenn-l IV. mit einer Frau als Konstantin und l
Brcvicr des Bcncs von Waldstciu. um H10. Prag. N:
und Univcrsit" bihliothek
7 Kopf eines Königs, Ausschnitt aus der "Anbetu
Könige", Wandmalerei, um 1357. Karlsteilt, Kap:
hLKrcuzcs
B Kopf eines Königs, Ausschnitt aus der „Anbetu
Könige", Wandmalerei, um 1357. Karlstein. Kapt
hl. Kreuzes
9 Friedrich Barbarossa und Kaiserin Beatrix als Kot
und Helena. Miinzbild da „Hnhlgfennigf
10 Stephan Dusan von Serbien mit arin als Konstant
Helcna. Münzbild, vor 1350
u.
11 Byzantinische Proskynese Karls lV. vor dem hl. X
in grie hischer Rüstung. Spiegel der Gründungsurkul
Univt itat Prag, 1348
ANMERKUNGEN 10-17
W Nach dieser volkstümlichen Deutung habe ich den ll
Dr. Otakar Klima, Prag, befragt.
ll Chronik des Franz von Prag. in} Fontcs rerum hohem
I.ll, 449.
R R. Chadraba, l. C. (Anm. 9), 58'".
13 Daselbst.
H vgl. Emanuel Poche, Einige Erwägungen über die l
Karls lV.. in: Sbornik k sßdmdesätinäm Jana Kvet:
schritt Jan Kver zum 70. Geburtsrzll). Prag 1965, '-
Dem, K otäzce osratkovych krlm Karla lV., t .
Narodnlho nulzea V Pfällt, Reihe A 7 Historie, Bd
1967, Tal". Xl.
15 Hans Wenrzel, Staarskameen im Mittelalter, in: jahrbl
Berliner Museen (Jahrbuch der preußischen Kunsrsamn
NF) lv. 1962.
1') Vgl. A. (Üutltr. Two Aspirants m Romaniß. Vencti
Serbian amhitions in IhC ligh! nf tlluir Coinage, in: Byz
slavica XXVlIZ, Prag 1965. 295-307.
I1 Karel Cllytil, Typ sv. Väclava na am university l
a w Via ku lau: zc Stredy a jeho dcrlvaty (Typ des hl.
auf dem Siegel der Karlsuuiversilit und im Viaritus Ju
von Neumarkr und seine Derivate), in: Pamatky archae
XXXVI, 1918 - 191W. 201 - ß.