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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 109)

Gerhard XYbeckel 
THE SPIRIT OF ECSTASY 
Die Rollt-Ryce-Autakiißlemgur von 
Clmrles Sjkes 
ll. 
24 
20 
Der eigentliche Kern des kunsthistorischen 
Problems, das sich bei der Betrachtung des 
Rolls-Rtiyceätiasctit einstellt, besteht darin, 
zu erkennen, woher es typusmäßig abzuleiten 
ist. Dabei sind mittelbare Vorbilder ins Auge 
zu fassen und - wenn möglich e ein un- 
mittelbares Vorbild zu Enden. Blittelbare 
Voraussetzungen sind - und daran besteht 
kein Zweifel - die geHügelten Nikeiiguren, 
wie sie uns in mannigfachen Varianten aus der 
antiken Plastik bekannt sind. Wir müssen es 
uns hier versagen, die geflügelten Niketiguren 
im einzelnen aufzuführen, wie sie in überaus 
reicher Anzahl schon im ausgehenden 18. Jahr- 
hundert und im ganzen 19. Jahrhundert in 
der Denkmalwelt uns begegnen. Stellvertre- 
tend für sie sei hier nur auf ein vergleichsweise 
frühes Beispiel hingewiesen, so wie es bei 
den Hochreliefs auf den beiden im Jahre 1788 
errichteten Säulen zu finden ist, die der be- 
rühmte französische Revolutionsarchitekt C. N. 
Ledoux (1736i1806) für die Cours de Vin- 
cennes auf der Place de Nation in Paris ent- 
warf. Wie verbindlich gerade dieser Typus 
der Nike auch noch für den Beginn des 
20. Jahrhunderts war, zeigt ein Blick auf die 
im Vergleich zum Mascot von Rolls-Royce 
vor allem von der Seitenansicht her sehr 
aufschlußreiche Hauptfigur der damals so be- 
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gehrten (iurdon-Bennettllrophäe, ausgesetzt 
als Preis für ein danach benanntes Auto- 
rennen. Die Trophäe ist um 1900 zu datieren. 
Ihre Zentraliigur stellt eine geflügelte Nike 
dar, die auf dem Sitz eincs offenen „Old- 
timers" schxvebt15. Von größter Bedeutung 
für die Genesis der Ableitung des Rolls- 
ROYCCeÄlQSCUI aber ist es. daß Charles Sykes 
selbst das in Rede stehende ÄIotiv in einer 
Skulptur verwandte. Es ist das von uns schon 
genannte Mascot „The Vicrory" (1913), das er 
in einer Einzelanfertigung für den Rolls-Rtrvcc 
des Maharaiah ofAlxvar kurz vor Ausbruch des 
ersten XYTeItkrieges schuf. 
Eine Willig neue Situation für die Skulptur 
in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf 
diesem Gebiet entstand durch die Veröffent- 
lichung der im Jahre 1863 aufgefundenen Nike 
von Samothrake (um 1.80 v. Chr., entstanden 
als Denkmal eines im Jahre 306 v. Chr. cr- 
fochtenen Seesieges), auf einer großen Basis 
in Form eines Schiffsvortlerreils stehend 
(Abb. 20, 21). Diese Nikc aus hellenistischer 
Zeit, eine wahrhaft monumentale Skulptur 
im Louvre in Paris, gehörte offensichtlich 
sofort zu den erklärten Lieblingsfiguren des 
ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahr- 
hunderts "1. Für Wie viele Skulpturen der Große 
und Klcinplastik sie direkt und indirekt Pate
	        
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