Gerhard XYbeckel
THE SPIRIT OF ECSTASY
Die Rollt-Ryce-Autakiißlemgur von
Clmrles Sjkes
ll.
24
20
Der eigentliche Kern des kunsthistorischen
Problems, das sich bei der Betrachtung des
Rolls-Rtiyceätiasctit einstellt, besteht darin,
zu erkennen, woher es typusmäßig abzuleiten
ist. Dabei sind mittelbare Vorbilder ins Auge
zu fassen und - wenn möglich e ein un-
mittelbares Vorbild zu Enden. Blittelbare
Voraussetzungen sind - und daran besteht
kein Zweifel - die geHügelten Nikeiiguren,
wie sie uns in mannigfachen Varianten aus der
antiken Plastik bekannt sind. Wir müssen es
uns hier versagen, die geflügelten Niketiguren
im einzelnen aufzuführen, wie sie in überaus
reicher Anzahl schon im ausgehenden 18. Jahr-
hundert und im ganzen 19. Jahrhundert in
der Denkmalwelt uns begegnen. Stellvertre-
tend für sie sei hier nur auf ein vergleichsweise
frühes Beispiel hingewiesen, so wie es bei
den Hochreliefs auf den beiden im Jahre 1788
errichteten Säulen zu finden ist, die der be-
rühmte französische Revolutionsarchitekt C. N.
Ledoux (1736i1806) für die Cours de Vin-
cennes auf der Place de Nation in Paris ent-
warf. Wie verbindlich gerade dieser Typus
der Nike auch noch für den Beginn des
20. Jahrhunderts war, zeigt ein Blick auf die
im Vergleich zum Mascot von Rolls-Royce
vor allem von der Seitenansicht her sehr
aufschlußreiche Hauptfigur der damals so be-
31
gehrten (iurdon-Bennettllrophäe, ausgesetzt
als Preis für ein danach benanntes Auto-
rennen. Die Trophäe ist um 1900 zu datieren.
Ihre Zentraliigur stellt eine geflügelte Nike
dar, die auf dem Sitz eincs offenen „Old-
timers" schxvebt15. Von größter Bedeutung
für die Genesis der Ableitung des Rolls-
ROYCCeÄlQSCUI aber ist es. daß Charles Sykes
selbst das in Rede stehende ÄIotiv in einer
Skulptur verwandte. Es ist das von uns schon
genannte Mascot „The Vicrory" (1913), das er
in einer Einzelanfertigung für den Rolls-Rtrvcc
des Maharaiah ofAlxvar kurz vor Ausbruch des
ersten XYTeItkrieges schuf.
Eine Willig neue Situation für die Skulptur
in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf
diesem Gebiet entstand durch die Veröffent-
lichung der im Jahre 1863 aufgefundenen Nike
von Samothrake (um 1.80 v. Chr., entstanden
als Denkmal eines im Jahre 306 v. Chr. cr-
fochtenen Seesieges), auf einer großen Basis
in Form eines Schiffsvortlerreils stehend
(Abb. 20, 21). Diese Nikc aus hellenistischer
Zeit, eine wahrhaft monumentale Skulptur
im Louvre in Paris, gehörte offensichtlich
sofort zu den erklärten Lieblingsfiguren des
ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahr-
hunderts "1. Für Wie viele Skulpturen der Große
und Klcinplastik sie direkt und indirekt Pate