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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 109)

- Baum 1 Hans Etaudacncv hmm Bemalen emev Abbruchsvuw 
der VVIEHEY Innenstadt, Janner 1970 
JS STAUDACHER - 
_EREI ALS AKTION 
ai und Poesie erzählen nicht mehr, sie 
n." Der am 14, Jänner 1923 in St. Urban 
'nten geborene Maler Hans Staudacher 
diese Feststellung 1960 als einprägsames 
iner kurzen, doch überaus wesentlichen und 
llen Reflexion über sein im allgemeinen dem 
en lnformel" zuzuordnendes Schaffen, das 
ilb der österreichischen Kunstszene seit nun- 
iut fünfzehn Jahren eine führende Position 
mt. Im pluralistischen Heute rasch auf- 
arfolgender Stile und Tendenzen, im Zeit- 
er Happenings (was immer man auch dar- 
verstehen mag), Ambientes, Environments 
nlicher künstlerischer Bestrebungen, die auf 
lB einzelnen bildnerischen Disziplinen ver- 
de künstlerische Synthese im Sinne ent- 
iner. ja oft radikaler Aktivierung des Publi- 
tinauslaufen, trüben aufwendige künstleri- 
ensationen unterschiedlichen Ranges leider 
tuoft den Blick für die echte Substanz künst- 
lf Leistung, Das ist keineswegs kultur- 
stisch gemeint, sondern soll nur auf ein in 
rnstgeschichte immer wieder feststellbares 
nen aufmerksam machen, das sich primär in 
:lichen Relativität künstlerischer Wertungen, 
(ennung beziehungsweise Nichtzurkenntnis- 
und der sich daraus ergebenden Folgerun- 
rgt. Das CEuvre von Hans Staudacher und 
riit untrennbar verbundene existentielle Hal- 
es Malers geben unter diesem Aspekt gerade 
Anlaß zu retrospektivem Überdenken. Die 
dafür liegen zuallererst darin, daß Staud- 
Werk bereits vor Jahren Tendenzen vor- 
im, die erst heute - wenn auch vielfach in 
anderer bildnerischer Form als bei ihm A 
zum Tragen kommen, was die durch zahlreiche 
dokumentierte Fakten ergänzte Abhandlung im 
folgenden erhärten soll. 
Der Autor dieser Zeilen ist der festen Ansicht. daß 
die schöpferischen Möglichkeiten der abstrakten 
Malerei, im besonderen jedoch die des spontanen 
„lyrischen lnformels", weder zur Gänze genützt noch 
„vorbei" sind, sondern lediglich durch teilweise 
aktuellere und in manchem sicherlich auch vor- 
dringlichere künstlerische Tendenzen und Problem- 
stellungen abgelöst und in den Hintergrund ge- 
drängt wurden. Das lnformel wäre analog zu 
anderen Richtungen nur dann "vorbei", würde man 
einmal gewonnene Erkenntnisse zur gewohnheits- 
anfälligen Regel machen, die iede lnfragestellung 
ablehnt und schon deshalb in bildnerischen Leer- 
lauf mündet. Wesentlich ist nicht die stilistische 
Etikettierung, sondern der einer bestimmten Rich- 
tung grundsätzlich innewohnende schöpferische 
lmpetus, in dem sich n auf Grund gültiger Um- 
setzung, die einzig und allein die entscheidende 
Basis einer Wertung sein kann n existentielle Er- 
fahrungen spiegeln. Im lnformel ist dieser lmpetus 
schon durch die Art des Malvorganges in wesent- 
lich stärkerem Maße gegeben als bei Richtungen, 
deren bildnerisches Vokabular wie z. B. im Kubis- 
mus oder bei manchen Tendenzen geometrischer 
Abstraktion enger begrenzt ist und die - zumindet 
dem Anschein nach 4 stärker auf Objektivierung 
abzielen. Aussagekraft und Eigenart des CEuvres 
von Hans Staudacher liegen nicht nur in einer 
logischen, schrittweisen Entwicklung begründet, 
die Gegenstand eines weiteren umfassenden Arti- 
kels sein könnte, sondern vor allem im Bekenntnis 
zu einer einmal gewonnenen und bisher aus Über- 
zeugung und nicht aus mangelnder Einsicht I 
revidierten Haltung, die als resultierende Ko 
quenz seltener Übereinstimmung von Kunst 
Leben anzusehen ist. Staudachers vitale I 
zeugnisse, seine auf grobe Juteleinwand mit V 
hingeschriebenen Zeichen und graphischen 
läufe, seine beziehungsreichen, farbenfrohen, 
tilen Gouachen, Materialbilder und Collagen, 
dem strukturellen Detail zugetanen Radierur 
und mit Könnerschaft gehandhabten Offsetli 
ergeben in ihrer Gesamtheit ein faszinierendes 
außergewöhnlicher künstlerischer Begabung b: 
rendes Resultat, das - nach einem Katalogvor 
Werner Hofmanns aus dem Jahre 1956 - 
Leben die Fülle und nicht die Regel sieht". 
dieses CEuvre trotz zahlreicher wichtiger Ausla 
erfolge, zu denen auch einer der Hauptpreise 
Biennale von Tokio 1965 zählt, in Österreich w 
in seiner beglückenden Spannweite noch auc 
seinen vielen qualitativen Spitzen entsprechenc 
Kenntnis genommen wird, bleibt allerdings r 
wie vor rätselhaft. 
Staudachers Art, zu handeln und zu denken, 
Drang. den Dingen ungeschminkt auf den Gl 
zu gehen und für die Wahrheit (die künstleri: 
wie die kulturpolitische) ohne Rücksicht auf 
sönliche Vorteile einzutreten, fand über das CE 
hinaus in zahlreichen Aktionen des Künstlers rn 
festanten Ausdruck. Sie waren - auch wenn 
Humor, Zufälligkeiten und lmprovisationsbedin 
verschiedentlich mit einbezogen - durchweg in 
steigertem Maße auf eine Aktivierung des Publik 
gerichtet, iirie sie gerade heute mittels anc 
Methoden und Medien so nachhaltig prakti 
wird.
	        
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