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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 109)

 
Bericht; 
Informationen 
Aus der Kunstwelt Aktuelles 
Neue Außenstelle unserer 
Zeitschrift in Salzburg 
Zur Intensivierung der Salzburger 
Kunstberichterstattung hat 
Dr. Kurt Rossacher, der Herausgeber 
der Zeitschrift „Alte und moderne X 
Kunst", in Salzburg, lmbergstraße 1, j 
eine Außenstelle der Redaktion und 
Agentur errichtet. Diese wird in 
Zusammenarbeit mit der Wiener 
Redaktion künftig die Interessen 
des Salzburger Kunstlebens 
wahrnehmen. 
Die öffentlichen und privaten 
Salzburger Galerien werden 
aufgefordert, bei allen 
Ausstellungsunternehmungen die 
Lokalredaktion Imbergstraße 1 W 
(Telephon 73 731) zu benachrichtigen i 
und Informationsmaterial zur 
Verfügung zu stellen. 
Bundesministerium für Unterricht 
Besucherztutistilt der Staatlichen 
Museen und Kunltllmrnlungen 
Das Bundesministerium für Unterricht gibt 
bekannt, deß in den ihm unterstehenden 
Staatlichen Museen und Kunstsammlun- 
gen in den Moneten Janner 1970 54.712 
und Februar 1970 64.608 Besucher ge- 
zählt wurden. 
Bundesministerium für Unterricht - Besucherstatistik der Staatlichen 
Sammlungen und Museen des Jahres 1969 
Ku nsthistorisches Museum - 
Hauptgebäude: Ägyptisch-Orientalische Sammlung - Antiken- 
sammlung - Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe - Ge- 
mäldegalerie - Sekundärgalerie - Sammlung von Medaillen, 
Münzen und GeIdzeichen-Bibliothek . . . . . . . . . . 
Kunstsammlungen in der Neuen Hofburg: Waffensammlung - 
255.322 
Sammlung alter Musikinstrumente - Museum österreichischer 
Kultur - Skulpturen aus Ephesos . 
Wagenburg . . . , 
Weltliche und geistliche Schatzkammer 
Neue Galerie in der Stallburg 
Naturhistorisches Museum 
Museum für Völkerkunde . . . 
Graphische Sammlung Albertina . 
Osterreichische Galerie 
Österreichisches Museumifür Volkskunde  Llrsulineriklcstler: 
Osterreichisches Museum für angewandte Kunst . 
Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste 
Museum des 20. Jahrhunderts 
Insgesamt 
18.202 
1 27.588 
197.358 
1 1 .671 
83.101 
59.646 
67.614 
129.871 
3.856 
47.075 
33.142 
1944138 
Eine bedeutende Neuerwerbung der Österreichischen Galerie 
Aus deutschem Privatbesitz (ehem. Sammlung Reuschel, München) konnte 
durch die Munifizenz des Bundesministeriums für Unterricht vor kurzem ein 
großformatiges Modell (Abb. I) für das Deckenfresko des Langhauses der 
St.-Matthias-Jesuitenkirche in Breslau von Johann Michael Rottmayr 
erworben werden, das dieser wohl 1706 geschaffen hat. Es ist dies ein 
besonderer Glücksfall, da nur wenige Olskizzen von Rottmayr überliefert sind 
und die nun erworbene den einzigen bekannten Entwurf zu einem 
Deckenbild darstellt. Noch dazu handelt es sich bei dieser Skizze um ein 
..Schlüsselbild" der österreichischen, ja der mitteleuropäischen Deckenmalerei 
überhaupt; es markiert den Zeitpunkt des Abgehens der illusionistischen 
Freskenkunst von der Tradtition eines Pozzo zur österreichischen Version 
der sogenannten ,idealen Ebene". wie sie im Unteren Belvedere durch das 
Deckenfresko Martino Altomontes im Marmorsaal dokumentiert ist. Da es 
sich um einen Entwurf für eine Breslauer Kirche handelt, ist diese Skizze mit 
dem Thema ..Verherrlichung des Namens Jesu" auch ein wichtiges 
historisches Dokument aus der Zeit, als Schlesien österreichisch war. 
Das Gemälde kann demnächst im dritten Raum des Barockmuseums im 
Unteren Belvedere, der der Malerei um 1700 gewidmet ist, besichtigt werden. 
 
10.292 1 
Museum des 20. Jahrhunderts - 
i Pläne für die Zukunft - ein 
Gespräch mit dem neuernannten 
Direktor Dr. Alfred Schmeller 
Als ein risikobetontes Testjahr für die 
Zukunft Iäßt sich zusammenfassend 
das Programm charakterisieren, mit 
dem Direktor Dr. Alfred Schmeller. 
der Nachfolger Werner Hofmanns im 
, Museum des 20. Jahrhunderts in 
' Wien, 1970 alte und neue Publikums- 
schichten in den etwas weit vom 
Schußgelegenen Schwanzer-Bau zwi- 
schen Südbahnhof und Arsenal locken 
will. Konkret darauf angesprochen. 
leugnet Schmeller die im Vorjahr vor 
allem in Deutschland wiederholt fest- 
gestellte Krise des Museums mit aller 
Deutlichkeit und ohne lange zu 
zögern. Da Museen für ihn nicht 
Institutionen mit einem ein für allemal 
fest umrissenen Aufgabenkreis sind. 
von dem nicht abgewichen werden 
darf, sondern sich wie jedes lebens- 
i fähige Institut ihrer Zeit optimal an- 
i zupassen haben, fällt ihm das Be- 
i kenntnis zu ideenreicher Flexibilität 
i allerdings leichter als so manchem 
seiner doktrinären Kollegen. Schmeller 
sieht die Funktion eines modernen 
Museums ähnlich vielschichtig wie 
jene der Künste, deren Pluralismus die 
Methoden der Darstellung und Zu- 
sammenfassung allerdings nicht ge- 
rade erleichtert. Das Programm für 
1970 spiegelt diese Meinung, zeigt 
zugleich aber auch die Schwerpunkte 
künftiger Taktik und Musealpolitik. 
Auf die ungewohnlichste Ausstellung 
der neuen Serie, das schon jetzt in 
Fachkreisen grundsätzlich diskutierte 
.Projekt Apollo", eine wissenschaft- 
l lich-technologische Dokumentation. 
wird man allerdings noch bis zum 
Countdown in der zweiten August- 
hälfte dieses Jahres warten müssen. 
„Ein Museum kann auch Dinge zeigen, 
die nicht unbedingt Kunst sind, so sie 
nur geistig faszinierende Aspekte des 
modernen Lebens repräsentieren". lau- 
tet der Grundtenor der Begründung 
dieser "inspirierten" und zahlreiche 
Querverbindungen in Aussicht stellen- 
den Schau. Daß durch die Apollo- 
' Dokumentation möglicherweise auch 
neue Publikumskreise erstmals Kon- 
takt mit der bildenden Kunst von 
heute bekommen, wäre - die er- 
wartete - positive Konsequenz am 
1 Rande derartiger Bestrebungen. Neues 
und junges Publikum brachten bereits 
die „Haus-Rucker-Co", das oberöster- 
reichische Architektenteam, das vom 
6. Februar bis 15. März 1970 mit 
einem ,.Live" betitelten Environment 
über 15.000 Besucher ins „Zwanzger- 
haus" lockte. Ein Bericht darüber 
i folgt im nächsten Heft. Nach den 
Haus-Ruckern gibt es im April, Mai 
und Juni „Schätze osteuropäischer 
Volkskunst" zu sehen und ab 3. Juli 
eine aus Berlin kommende Ausstellung 
mit dem Titel „Comic Strips - Struktur, 
Wirkung und Verbreitung der Bilder- 
story". 
Schmellers Hang zur unkonventionel- 
Ien, attraktiven Präsentation. dort wo 
sie berechtigt und sinnvoll ist, findet 
in einem Programm kleiner Schritte 
i seine Ergänzung. Die Entwürfe, Skiz- 
I zen und - daraus resultierenden - 
i Eisenplastiken, die Bruno Gironcoli im 
Jänner im Rahmen einer kleinen, doch 
sehr gehaltvollen, didaktischen Aus- 
stellung im Klubraum des Museums 
. zeigte, zählten "als einfaches päd- 
agogisches Modell" dazu. 
Nach Schmellers Absichten soll dieser 
Raum schon in Kürze mit technischen 
Einrichtungen ausgestattet werden, 
die einer flexiblen, improvisations- 
bedingten Benutzung gerecht werden. 
Neben kleinereri, lehrreichen Kunst- 
ausstellungen, wie der von Girc 
werden dort in Form knapper I 
mentationen allerdings auch Lit 
und Photographie berücksichtig 
den. Daß dieser Saal darüber i 
jungen und jüngsten Museu: 
suchern als künstlerisches Exper 
tierfeld für eigene Malversuch 
Verfügung stehen soll, bestätig 
auch in Osterreich eine im At 
vielgeübte Praxis. 
Intensive Kontakte zu den Sci 
Führungen, Vorträge und Diski 
nen sind weitere Schwerpunkte 
gressiver Bildungsarbeit und anr 
der Wissensvermittlung. Dr. Sch 
bekennt sich im Zusammenhang 
zu den Möglichkeiten histori 
Nachholbedarfs, so dieser sa 
notwendig und hinsichtlich der 
ziellen Belastungen auch vert 
ercheint. Eine Retrospektive 
Moholv-Nagy steht jedenfalls t 
a__uf der Wunschliste. 
Uber die Richtlinien seiner Anl 
politik befragt, zitiert Schmeller I 
Ierische Qualität als obersten G 
satz. Seine Neigung, rasch, zeitgi 
und preisgünstig zuzugreifen, als 
wiegend von jungen Künstle. 
kaufen, garantiert trotz Risiko im 
effekt vermutlich ergiebigere Bes 
als ein allzulanges Zuwarten 
Sichabsichern. So sich günstigl 
Iegenheiten im internationalen lt 
handel ergeben, wird selbstvers 
lich auch retrospektiv gekauft, u 
Sammlung dort, wo sie empfini 
Lücken besitzt s etwa auf 
Gebiet der Kinetik, der Collage 
Auflagenobjekten und lnform 
bestmöglich zu ergänzen. 
Zu Beginn einer neuen Museu 
erweist sich Alfred Schmeller 
als Mann mit Courage und ldeei 
mögliche Wirksamkeit seiner Ar 
prinzipien bleibt jedoch zumindr 
die nächste Zukunft für ihn ein ei 
aufschlußreiches Experiment w 
das Publikum (Abb. 1). 
Galerie nächst St. Stephan 
Avantgarde aus Italien; 
Timm Ulrichs 
Einen zwar fragmentarischen, ir 
zelnen Arbeiten jedoch dur 
signifikanten und qualitativ a 
tablen Uberblick über das Scl 
der italienischen Avantgarde VI 
telte eine aus Innsbruck (G 
im Taxis-Palais) übernommene 
stellung in der Wiener Galerie r 
St. Stephan. Unter dem Iapi 
Titel ,Aspekte aus Italien" ve 
diese Schau .offener Dialektik 
Luigi Larnbertirri im ausführlicl 
kumentierenden Katalog) Bildei 
Reliefs so bekannter Künstler 
Adami, Mario Ceroli, Enrico Bai, 
Colombo, Del Pezzo, C. Pt 
Tadini und Bonalumi. Tendenze 
Pop-Art und des Hard-Edge - 
unter auch Bilder mit Photozitat 
Siebdruckverfahren - dominierte 
verwiesen darüber hinaus au 
lnternationalität, bis zu einem g 
sen Grad aber auch auf die Unifo 
der heute vorherrschenden kün 
schen Stile. Alles in allern eine 
dienstvolle, von der Goethe-Galr 
Bozen und dem Studio Marcc 
Mailand gemeinsam organisiert 
position, die sich in Wien nic 
schnell wiederholen dürfte. 
Timm Ulrichs, 1940 geborener 
liner, ausgebildeter Architekt, zä 
den interessantesten Vertreterr 
deutschen Avantgarde in der bi 
den Kunst. Was Ulrichs, der in 
nover eine über das Postfach Nu 
6043 erreichbare „Werbezentral 
Totalkunst, Banalismus und E: 
porismus" unterhält, macht, Sll
	        
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