Bericht;
Informationen
Aus der Kunstwelt Aktuelles
Neue Außenstelle unserer
Zeitschrift in Salzburg
Zur Intensivierung der Salzburger
Kunstberichterstattung hat
Dr. Kurt Rossacher, der Herausgeber
der Zeitschrift „Alte und moderne X
Kunst", in Salzburg, lmbergstraße 1, j
eine Außenstelle der Redaktion und
Agentur errichtet. Diese wird in
Zusammenarbeit mit der Wiener
Redaktion künftig die Interessen
des Salzburger Kunstlebens
wahrnehmen.
Die öffentlichen und privaten
Salzburger Galerien werden
aufgefordert, bei allen
Ausstellungsunternehmungen die
Lokalredaktion Imbergstraße 1 W
(Telephon 73 731) zu benachrichtigen i
und Informationsmaterial zur
Verfügung zu stellen.
Bundesministerium für Unterricht
Besucherztutistilt der Staatlichen
Museen und Kunltllmrnlungen
Das Bundesministerium für Unterricht gibt
bekannt, deß in den ihm unterstehenden
Staatlichen Museen und Kunstsammlun-
gen in den Moneten Janner 1970 54.712
und Februar 1970 64.608 Besucher ge-
zählt wurden.
Bundesministerium für Unterricht - Besucherstatistik der Staatlichen
Sammlungen und Museen des Jahres 1969
Ku nsthistorisches Museum -
Hauptgebäude: Ägyptisch-Orientalische Sammlung - Antiken-
sammlung - Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe - Ge-
mäldegalerie - Sekundärgalerie - Sammlung von Medaillen,
Münzen und GeIdzeichen-Bibliothek . . . . . . . . . .
Kunstsammlungen in der Neuen Hofburg: Waffensammlung -
255.322
Sammlung alter Musikinstrumente - Museum österreichischer
Kultur - Skulpturen aus Ephesos .
Wagenburg . . . ,
Weltliche und geistliche Schatzkammer
Neue Galerie in der Stallburg
Naturhistorisches Museum
Museum für Völkerkunde . . .
Graphische Sammlung Albertina .
Osterreichische Galerie
Österreichisches Museumifür Volkskunde Llrsulineriklcstler:
Osterreichisches Museum für angewandte Kunst .
Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste
Museum des 20. Jahrhunderts
Insgesamt
18.202
1 27.588
197.358
1 1 .671
83.101
59.646
67.614
129.871
3.856
47.075
33.142
1944138
Eine bedeutende Neuerwerbung der Österreichischen Galerie
Aus deutschem Privatbesitz (ehem. Sammlung Reuschel, München) konnte
durch die Munifizenz des Bundesministeriums für Unterricht vor kurzem ein
großformatiges Modell (Abb. I) für das Deckenfresko des Langhauses der
St.-Matthias-Jesuitenkirche in Breslau von Johann Michael Rottmayr
erworben werden, das dieser wohl 1706 geschaffen hat. Es ist dies ein
besonderer Glücksfall, da nur wenige Olskizzen von Rottmayr überliefert sind
und die nun erworbene den einzigen bekannten Entwurf zu einem
Deckenbild darstellt. Noch dazu handelt es sich bei dieser Skizze um ein
..Schlüsselbild" der österreichischen, ja der mitteleuropäischen Deckenmalerei
überhaupt; es markiert den Zeitpunkt des Abgehens der illusionistischen
Freskenkunst von der Tradtition eines Pozzo zur österreichischen Version
der sogenannten ,idealen Ebene". wie sie im Unteren Belvedere durch das
Deckenfresko Martino Altomontes im Marmorsaal dokumentiert ist. Da es
sich um einen Entwurf für eine Breslauer Kirche handelt, ist diese Skizze mit
dem Thema ..Verherrlichung des Namens Jesu" auch ein wichtiges
historisches Dokument aus der Zeit, als Schlesien österreichisch war.
Das Gemälde kann demnächst im dritten Raum des Barockmuseums im
Unteren Belvedere, der der Malerei um 1700 gewidmet ist, besichtigt werden.
10.292 1
Museum des 20. Jahrhunderts -
i Pläne für die Zukunft - ein
Gespräch mit dem neuernannten
Direktor Dr. Alfred Schmeller
Als ein risikobetontes Testjahr für die
Zukunft Iäßt sich zusammenfassend
das Programm charakterisieren, mit
dem Direktor Dr. Alfred Schmeller.
der Nachfolger Werner Hofmanns im
, Museum des 20. Jahrhunderts in
' Wien, 1970 alte und neue Publikums-
schichten in den etwas weit vom
Schußgelegenen Schwanzer-Bau zwi-
schen Südbahnhof und Arsenal locken
will. Konkret darauf angesprochen.
leugnet Schmeller die im Vorjahr vor
allem in Deutschland wiederholt fest-
gestellte Krise des Museums mit aller
Deutlichkeit und ohne lange zu
zögern. Da Museen für ihn nicht
Institutionen mit einem ein für allemal
fest umrissenen Aufgabenkreis sind.
von dem nicht abgewichen werden
darf, sondern sich wie jedes lebens-
i fähige Institut ihrer Zeit optimal an-
i zupassen haben, fällt ihm das Be-
i kenntnis zu ideenreicher Flexibilität
i allerdings leichter als so manchem
seiner doktrinären Kollegen. Schmeller
sieht die Funktion eines modernen
Museums ähnlich vielschichtig wie
jene der Künste, deren Pluralismus die
Methoden der Darstellung und Zu-
sammenfassung allerdings nicht ge-
rade erleichtert. Das Programm für
1970 spiegelt diese Meinung, zeigt
zugleich aber auch die Schwerpunkte
künftiger Taktik und Musealpolitik.
Auf die ungewohnlichste Ausstellung
der neuen Serie, das schon jetzt in
Fachkreisen grundsätzlich diskutierte
.Projekt Apollo", eine wissenschaft-
l lich-technologische Dokumentation.
wird man allerdings noch bis zum
Countdown in der zweiten August-
hälfte dieses Jahres warten müssen.
„Ein Museum kann auch Dinge zeigen,
die nicht unbedingt Kunst sind, so sie
nur geistig faszinierende Aspekte des
modernen Lebens repräsentieren". lau-
tet der Grundtenor der Begründung
dieser "inspirierten" und zahlreiche
Querverbindungen in Aussicht stellen-
den Schau. Daß durch die Apollo-
' Dokumentation möglicherweise auch
neue Publikumskreise erstmals Kon-
takt mit der bildenden Kunst von
heute bekommen, wäre - die er-
wartete - positive Konsequenz am
1 Rande derartiger Bestrebungen. Neues
und junges Publikum brachten bereits
die „Haus-Rucker-Co", das oberöster-
reichische Architektenteam, das vom
6. Februar bis 15. März 1970 mit
einem ,.Live" betitelten Environment
über 15.000 Besucher ins „Zwanzger-
haus" lockte. Ein Bericht darüber
i folgt im nächsten Heft. Nach den
Haus-Ruckern gibt es im April, Mai
und Juni „Schätze osteuropäischer
Volkskunst" zu sehen und ab 3. Juli
eine aus Berlin kommende Ausstellung
mit dem Titel „Comic Strips - Struktur,
Wirkung und Verbreitung der Bilder-
story".
Schmellers Hang zur unkonventionel-
Ien, attraktiven Präsentation. dort wo
sie berechtigt und sinnvoll ist, findet
in einem Programm kleiner Schritte
i seine Ergänzung. Die Entwürfe, Skiz-
I zen und - daraus resultierenden -
i Eisenplastiken, die Bruno Gironcoli im
Jänner im Rahmen einer kleinen, doch
sehr gehaltvollen, didaktischen Aus-
stellung im Klubraum des Museums
. zeigte, zählten "als einfaches päd-
agogisches Modell" dazu.
Nach Schmellers Absichten soll dieser
Raum schon in Kürze mit technischen
Einrichtungen ausgestattet werden,
die einer flexiblen, improvisations-
bedingten Benutzung gerecht werden.
Neben kleinereri, lehrreichen Kunst-
ausstellungen, wie der von Girc
werden dort in Form knapper I
mentationen allerdings auch Lit
und Photographie berücksichtig
den. Daß dieser Saal darüber i
jungen und jüngsten Museu:
suchern als künstlerisches Exper
tierfeld für eigene Malversuch
Verfügung stehen soll, bestätig
auch in Osterreich eine im At
vielgeübte Praxis.
Intensive Kontakte zu den Sci
Führungen, Vorträge und Diski
nen sind weitere Schwerpunkte
gressiver Bildungsarbeit und anr
der Wissensvermittlung. Dr. Sch
bekennt sich im Zusammenhang
zu den Möglichkeiten histori
Nachholbedarfs, so dieser sa
notwendig und hinsichtlich der
ziellen Belastungen auch vert
ercheint. Eine Retrospektive
Moholv-Nagy steht jedenfalls t
a__uf der Wunschliste.
Uber die Richtlinien seiner Anl
politik befragt, zitiert Schmeller I
Ierische Qualität als obersten G
satz. Seine Neigung, rasch, zeitgi
und preisgünstig zuzugreifen, als
wiegend von jungen Künstle.
kaufen, garantiert trotz Risiko im
effekt vermutlich ergiebigere Bes
als ein allzulanges Zuwarten
Sichabsichern. So sich günstigl
Iegenheiten im internationalen lt
handel ergeben, wird selbstvers
lich auch retrospektiv gekauft, u
Sammlung dort, wo sie empfini
Lücken besitzt s etwa auf
Gebiet der Kinetik, der Collage
Auflagenobjekten und lnform
bestmöglich zu ergänzen.
Zu Beginn einer neuen Museu
erweist sich Alfred Schmeller
als Mann mit Courage und ldeei
mögliche Wirksamkeit seiner Ar
prinzipien bleibt jedoch zumindr
die nächste Zukunft für ihn ein ei
aufschlußreiches Experiment w
das Publikum (Abb. 1).
Galerie nächst St. Stephan
Avantgarde aus Italien;
Timm Ulrichs
Einen zwar fragmentarischen, ir
zelnen Arbeiten jedoch dur
signifikanten und qualitativ a
tablen Uberblick über das Scl
der italienischen Avantgarde VI
telte eine aus Innsbruck (G
im Taxis-Palais) übernommene
stellung in der Wiener Galerie r
St. Stephan. Unter dem Iapi
Titel ,Aspekte aus Italien" ve
diese Schau .offener Dialektik
Luigi Larnbertirri im ausführlicl
kumentierenden Katalog) Bildei
Reliefs so bekannter Künstler
Adami, Mario Ceroli, Enrico Bai,
Colombo, Del Pezzo, C. Pt
Tadini und Bonalumi. Tendenze
Pop-Art und des Hard-Edge -
unter auch Bilder mit Photozitat
Siebdruckverfahren - dominierte
verwiesen darüber hinaus au
lnternationalität, bis zu einem g
sen Grad aber auch auf die Unifo
der heute vorherrschenden kün
schen Stile. Alles in allern eine
dienstvolle, von der Goethe-Galr
Bozen und dem Studio Marcc
Mailand gemeinsam organisiert
position, die sich in Wien nic
schnell wiederholen dürfte.
Timm Ulrichs, 1940 geborener
liner, ausgebildeter Architekt, zä
den interessantesten Vertreterr
deutschen Avantgarde in der bi
den Kunst. Was Ulrichs, der in
nover eine über das Postfach Nu
6043 erreichbare „Werbezentral
Totalkunst, Banalismus und E:
porismus" unterhält, macht, Sll