Streiflichter
Ferenc Borsodi, der in den Moneten Janner
und Februar 1970 von der Galerie Basilisk
mit einer umfassenderen Personalschau
vorgestellt wurde, ist ein Maler pariserischer
Pragung. Sein geschmackvoller Farbauftrag,
seine kultivierte, an der Tradition des
Kubismus geschulte Palette findet in vorwie-
gend llächig aulgebauten, gelegentlich
an den Osterreicher Paul Hoiierdam
erinnernden pastosen Bildern ihre - iigurative
Bezugnahmen nicht ausschließende -
Entsprechung. Die Verbindung malerischer
mit graphischen Elementen zeigt unsere
Abbildung 19, eine Reproduktion von
Borsodis Bild jewegung".
Heinz Stangl. der vor kurzem in Paris
überaus erfolgreiche Wiener Maler und
Graphiker, stellte - zusammen mit einer Reihe
larbig subtiler Gouachen - in der Wiener
Galerie Ariadne seine neuesten Radierungen
aus. Sie erschienen in Form eines in einer
Auflage von 50 Exemplaren herausgebrachten
preiswerten Mappenwerkes mit dem Titel
"Badezimmer" (Abb. 20). Stangl beweist
mit diesen neuen spannungsreichen, in den
Details ebenso Wie im Kompositionsganzen
beherrschten Blattern echte Fortschritte einer
subjektiv geprägten, eigenstandigen
Weiterentwicklung.
Anlaßlich des 83. Geburtstages von
Albert Paris Gutersloh veranstaltete die von
Manlred Scheer geleitete ..Galerie 10' eine
qualiiätvolle Ausstellung vorwiegend neuerer
kleiniormatiger Aquarelle. Der lur die
Eroffnungs- und Geburtstagsrede gebotene
Abgeordnete zum Nationalrat
Dr. Josel Staribacher nahm diese Gelegenheit
einer Laudatio fur den Altmeister
österreichischer Literatur und Malerei
dahingehend wahr, daß er Gutersloh als
hlebendlges, aber zeitloses Denkmal
osterreichischer Kultur und Gaistesart" pries.
Als Kostprobe der Schau: das mit
autobiographischen Zügen ausgestattete
Porträt ,.Der Vorlesende" (Abb. 21).
Schlicht und einlach .Plirsich' nennt sich
eine neue osterreichische Kunstzeitschrilt,
das - dem Umschlag nach auch anders
assoziierbare - jüngste Produkt in der
schmalen Phalanx österreichischer Kunst-
iind Kulturzeiischriften. Anlang Februar in
Wien und Graz der Öffentlichkeit vorgestellt,
soll sie vorlautig dreimal jährlich erscheinen
(Preis S 33.-). Als Herausgeber zeichnen
die Werbegraphiker Horst Gerhard Haberl
und Karl Neubacher sowie der Plastiker
Richard Kriesche. Zusammen rriit anderen
Designern, Werhefachleuten, dem Regisseur
Axel Corti, den Architekten Sartory und
Kohlmaier und dem zur Zeit in Berlin tätigen
Farbraumgestalter Roland Goeschl bilden
sie den sogenannten ..Pool", ein in
wesentlichen Grundanliegen überein-
stimmendes, beliebig erweiterungsfahiges
Team mit dem redaktionellen Sir ' Grazer
Forum Siadtpark, das mit dem „Plirsich" ein
erganzendes Gegenstück zu den von der
genannten Künsiiervereinigurig editierten,
Jedoch ausschließlich der Gegenwartsliteratur
dienenden ,Manuskripten" ins Leben riet.
Wenn auch die erste, graphisch exquisit
gestaltete, doch inhaltlich eher etwas dürftige
Nummer kaum verbindliche Schlüsse im
Hinblick auf eine zukiinltige Prolili urig
zulaßl, so verraten die Initiatoren dieser
Publikation doch klar und bestimmt genug ihr
wesentlichsies Anliegen. die Anerkennung
von Kunst und Technologie als gleich-
berechtigte Partner im Sinne beiderseitigen
konsumorieniierten Produzierens.
Die erste Nummer der Zeitschrilt enthielt
neben einem Artikel Haberls über ein als
Teamwork zwischen Kunst und Werbung
iungierendes "Aktionskonzept" und einem
Beitrag der Architekten Sariorv und
Kohlmaier zwei Konzepte der Farbraum-
gesialter Roland Goeschl und Erika G. Fluhar.
Anlaß dazu waren Ausstellungen der Kunstler '
in Berlin und Graz. Stellvertretend lur die
.Kulisse" betitelte Schau Erika G. Pluhars
im Forum Stadtpark (die Ausstellung
propagierte anhand eines Modelles und
mehrerer Skizzenreihen neue, aktivierende
Verwendungsmoglichkeiten bestehender
Raume - vor allem solcher des Theaters)
veröffentlichen wir nebenstehend eine
Montage (Abb. 22) der Bildnerin, die
Kleidung mittels Strukturen von Zigaretten-
(iltern suggeriert. P. e.
EILDTEXTE 19-22
19 Ferenc Borsody, Bewegung. 1970 (aus
der Ausstellung des Künstlers in der
Galerie Basilisk, Wien)
20 Heinz Stangl, Radierung aus der Mappe
,.Badezimm2r" (s Blätter) a (aus der
Ausstellung des Künstlers in der Galerie
Ariadne, Wien)
21 Albert Paris Gutersloh, Der Vorlesende,
(aus der Ausstellung das Kunstlers in
der ,.Galerie 10")
22 Erika s. Pluriar Montage, (aus der Aus-
Stellung der Künstlerin im Forum Stadt-
parlt, braz)
12. Österreichischer Graphik-
wettbewerb 1970
Am 13. Februar trat im Tiroler Landesmuseum
Ferdiriandeum in Innsbruck unter dem Vorsitz
des Vorstandes der Kulturabteilung im Amt
der Tiroler Landesregierung, Oberregierungs-
rat Dr. Ernst Elgentler, das Preisgericht lur
den 12. Österreichischen Graphikweiibewerb
zusammen, um aul Grund der 867 Einsendun-
gen von 311 Kunstlern aus Osterreich die
Preiszuerkennungen vorzunehmen und die
Ankaule zu tätigen.
Preisgericht: Dr. Dieter Kopplin, Kunstmuseum
Basel - Dr. Herbert Fee, Stadtisches Museum
Ulm - Mario Negri, Mailand.
Die 15 Preise im Gesamtbetrag von
rund S 90.000,- wurden folgenden
Künstlern mit genannten Werken zu-
erkannt:
Preis des Bundesministeriums
Unterricht (S 12.000,-):
Rudolf Wach, Thaur (Tirol), „Große
Mutter", Bleistiftzeichnung -
Preis des Landes Tirol (S 12.000,-):
für
Gottfried Loiskandl, Wien, „Hemd,
Bleistiftzeichnung -
Preis der Bundeshauptstadt Wien
(S 6.000,-):
Dora Maurer, Wien, „B 2", Aquarell -
Preis der Landeshauptsiadt Innsbruck
(S 6.000,-) :
Adolf Frohner, Wien, „Eine der Wahr-
sagerinnen", Bleistiftzeichnung (Col-
lage) -
Preis des Landes Oberösterreich
(S 6.000,-):
Peter Kubovsky, Linz, "Ebene südlich
Linz", Federzeichnung -
Preis des Landes Niederösterreich
(S 6.000,-):
Michael Lechner, Wien, ,Nuklear-
protonenbeschleuniger nach meinem
Geschmack, eine Landschaft und ver-
einzelt auch Menschen", Bleistift-
zeichnung -
Preis des Landes Kärnten (S 6,000, -):
Birgit Jürgenssen, Wien, „Gesichi".
Aquarell -
Preis des Landes Salzburg
(S 6.000,-) :
Peter Brandstetter, Rum (Tirol), „T",
Aquarell -
Preis des Landes Steiermark
(S 5.000,-) :
Peter Pongratz, Wien, "Manipula-
tion", Bleistiftzeichnung -
Preis des Landes Burgenland
(S 5.000,-):
Ernst lnsam, Wien, ,.Diaduction 14",
Olkreide-Ccllage -
Preis des Landes Vorarlberg
(S 5.000,-):
lnge Lieskonig, Wien, „Komposition I",
Farbstiltzeichnung -
Preis der Kammer der gewerblichen
Wirtschaft für Tirol (S 5.000,-):
Walter Nagl, Hatting (Tirol) "Akt".
Bleistiftzeichnung -
Preis des Instituts zur Förderung der
Künste in Österreich (S 4.000, ):
Susanne Lacomb, Wien, „Spießer-
kollektion", Buntstiltzeichnung -
Preis des Konsulats der Bundes-
republik Deutschland in Innsbruck
(DM 800,-) :
Walter Loacker, Dornbirn (Vorarlberg),
..Jugoslawische Landschaft I", Farb-
stiftzeichnung -
Preis des Französischen Kulturinstituts
in Innsbruck (einmonatiges Frank-
reich-Stipendium):
Dieter Fuchs, Innsbruck, ,.Der Schrei",
Bleistiftzeichnung.
Darüber hinaus hat das Preisgericht
die aus den Widmungen des Bundes-
ministeriums für Unterricht und des
Landes Tirol bereitgestellten Ankaufs-
mittel in der Hohe von S 16.000,-
für den Ankauf von sieben Blättern
r folgender Künstler verwendet:
Norbert Drexel, Innsbruck; Bernhard
Hollemann, Baden; Angelika R. Kauf-
mann, Wien; Erhard Klammerth, Wien;
Elisabeth Kmölniger, Wien; Erwin
Reheis, lmst; Anton Tiefenthaler,
Mils b. Solbad Hall.
Die Ausstellung der preisgekrönten
und angekaulten Blätter sowie einer
weiteren Auslese aus den vorgelegten
Einsendungen war vorn 6.-30. März
1970 zu sehen. n
Internationales Künstlerati
Seguret in der Provence -
Jedes Jahr von April bis 0
Scguret, ein kleiner Weincrt ir
Provence, am Fuße des Mont
Ventoux (1912 m hoch) zwisc
Avignon, Orange und Vaison-
La-Romaine.
Abgelegen, inmitten von Weir
Olivenbäumen, Zypressen, Fei
und Maulbeerbäumen, liegt S
- auch klimatisch - ideal in c
Landschaft, die seit jeher Kür
angezogen hat. Konzentrierte
in der Stille und Möglichkeite
Exkursionen zu einzigartigen
Kunstdenkmälern sowie Geleg
heilen, im Sommer die zahlrei
Festspiele in unmittelbarer Nä
mitzuerleben: wie Festival d'r
dramatique d'Avignon, Pariser
Orange, Festival Theätral von '
La-Romaine, Musikfestspiele l
Aix-en-Provence, Stierkämpfe
Arles. Nimes, Vaison, in der
Camargue usw.
Seguret beherrscht eine Burgrt
dem 12. Jahrhundert, weit offi
der Blick über die Provence, c
von dort aus an klaren Tagen
die Camargue iiberschaut,
Seit Romerzeiten bekannt (sec
Sicherheit), besteht der heutig
im wesentlichen aus einer nt
erhaltenen Stadtmauer, die v:
unterirdischen Eingängen und
Stadttoren unterbrochen ist, c
Kirche (9. bis 12. Jahrhuncler
Flenaissancehäusern, die sich l
engen, malerischen Gassen ur
reichgestalteten Brunnen und
einen Uhrturm gruppieren,
Das Atelier de Seguret hat in
dieser Häuser Werkstätten für
Malerei, Bildhauerei und Druc
und zur Zeit 15 Einzelzimmerl
Künstler sowie allen dienendt
Gemeinschaftsräume, Koch-,
Wasch- und Toilettenräume n
Duschen und fließend warmei
kaltem Wasser eingerichtet,
In freier künstlerischer Tätigke
Seguret und Umgebung - erg
durch Exkursionen und Vorträ
arbeiteten 336 Künstler. Maler
Bildhauer, Zeichner aus Belgir
Chile, Dänemark, Deutschlani
England, Frankreich, Holland,
Japan, Jugoslawien, Norwege
Osterreich, Panama, Polen.
Schweden, Schweiz, Suclwes
Trinidad, Tschechoslowakei,
Tunesien, USA, Vietnam seit
im Atelier de Seguret.
Ausstellungen sollen jedem e
hier gewesenen Künstler aucl
künftig Kontakte ermöglichen
Das Atelier de Säguret (Atelit
artistique international), F 84
(Provence), hatdas Ziel, Begeg
von Künstlern aller Länder dt
Malerei, der Bildhauerei, der
graphischen Kunste, der Kerar
sowie besondere Begabunger
fordern - unter Ausschluß jei
politischen oder religiosen Te
Internationale Arbcitsbegegnu
für Künstler, die sich ohne A
begrenzungen jung fühlen, fir
jedes Jahr von April bis 0
im Atelier de Seguret statt.
Teilnehmer unter 21 Jahren rr
mit der Bewerbung eine unti
schriebene Erklärung der Elte
einsenden, die das Atelier de
Seguret von jeder Verantwort
befreit.)
Auf Wunsch werden Bescheini
über den Aufenthalt hier ausg
Auienthaltskosten: DM 420,-
(ca. n. S 2900-) pro Monat
(Verlängerungsmoglichkeiten
vorheriger Anmeldung),
Anfragen und Bewerbungen -
möglichst mit Lebenslauf, Phi
von Arbeitsproben und Paßbil
sind zu richten an:
Arthur Langlei, F 84 Atelier de
(Provence).