MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 111)

Der große Vorteil der Meisterschule 
von Roland Rainer liegt zweifellos in 
dem strengen Ausleseprinzip, das nur 
uberdurchschnittlichen Begabungen 
eine Chance einraumt. Rainer legt 
dabei weniger Wert auf ein überzüch- 
tetes technisches Spezialistentum. 
sondern sieht Architektur als echte 
komplexe Aufgabe schöpferischer Um- 
weltsgestaltung, die so gut wie alle 
Bereiche des Menschen einschnei- 
dend verändert. 
Neben Arbeiten von Studenten zeigte 
die von einem informativen Katalog 
begleitete Exposition auch Projekte 
und Dokumentationen einiger a in- 
zwischen schon recht bekannt ge- 
wordener - Absolventen wie Hans 
Purin, Carl Pruscha, Horst Roschker 
und Walter Prankl, 
Künstlerhaus-Galerie - 
Erwin Reiter 
Von der eigenständigen, in letzter Zeit 
mit besonderer Konsequenz voran- 
getriebenen Entwicklung Erwin Reiters 
gab eine Personalschau des 1933 in 
Julbach geborenen Kunstlers in der 
Galerie des Wiener Künstlerhauses 
Zeugnis. Die Exposition stand unter 
dem werbewirksamen und aktualitäts- 
bezogenen Motto „Engel, Flugwesen, 
Astronauten". 
Der in Wien als Assistent von Professor 
Bertoni an der Akademie für ange- 
wandte Kunst wirkende Künstler ver- 
einte in ihr neben mehreren gelunge- 
nen Zeichnungen zwanzig Objekte aus 
farbigem Polyester beziehungsweise 
Gußharz. Einige davon wurden als 
Serienobjekte inAuflagen von 1 OStück 
zu Preisen von 4000 bis 7000 Schilling 
herausgebracht, Die neuen Arbeiten 
Reiters bestechen durch außerge- 
wöhnliche formale Prägnanz und Ge- 
ordnetheit, die in der Wahl und Bear- 
beitung der Materialien adäquate 
Unterstützung finden. Reiter, der sich 
mit diesen neuen Arbeiten auch inter- 
national behaupten müßte (für die 
diesjährige Biennale von Venedig 
wurde er freilich ebensowenig nomi- 
niert wie Cornelius Kolig, Bruno 
Gironcoli oder die trendmäßig ähnlich 
günstig liegenden Haus-Rucker), ent- 
wickelt in ihnen eine neue Asthetik, 
die in manchem an den englischen 
Metallplastiker Paolozzi erinnert, ob- 
wohl sie Rückgriffe auf dessen Voka- 
bular strikt vermeidet. Was Reiters 
Plastiken über den Durchschnitt stellt 
(auch den internationalen) ist ihre 
zeitgemäße barocke Eleganz und Aus- 
gewogenheit, die Bewegungsmomen- 
te und Statisches vereint. „Englische 
Schar landend" lautet der Titel der von 
uns im Bild vorgestellten Arbeit aus 
farbigem Polyester, die in ihren unge- 
fähren Ausmaßen von rund zweiein- 
halb Meter Länge und einer Hohe von 
etwa hundertsiebzig Zentimetern zu 
den repräsentativsten Werken im 
(Euvre des Künstlers zählt (Abb. 8). 
Galerie Stubenbastei a 
Alfred Hrdlicka 
Nicht weniger als neunundzwanzig in 
diesem Jahr entstandene Zeichnungen 
präsentierte Alfred Hrdlicka a erganzt 
durch einige Radierungen und mehrere 
1969 datierte "Studien zum Plotzen- 
seer Totentanz" a in der Galerie des 
BVO auf der Stubenbastei. 
Hrdlicka, der heute zweifellos zu den 
gefragtesten österreichischen Künst- 
lern zählt und auch im internationalen 
Kunstmarkt gut notiert (seine Zeich- 
nungen sind derzeit in Wien nicht unter 
10.000 Schilling zu haben), vereint in 
einigen der neuen Arbeiten alle Vor- 
teile seiner beherrschten und doch 
sehr spontanen und zugleich span- 
nungsgeladenen Handschrift. Seine 
Tuschen und lavierten Federzeichnun- 
gen (Themen: „Das Schauspiel", 
„Hamlet in England", „Die Revolution 
frißt ihre Kinder" usw.) verfügen über 
jenen Grad anAbstraktiomder, in glei- 
47
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.