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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 111)

kann sich in keiner Weise mit jener 
1964 erschienenen messen. Sowohl 
an Umfang, Inhalt und Qualität 
überragt die ältere Publikation 
die jüngere turmhoch! Das gibt zu 
denken. Wäre hier nicht gleich eine 
Möglichkeit gewesen, jene in dem 
Aufsatz von Kurt Damisch ange- 
kündigte cneue Zielsetzung" der 
Vergabe von Arbeitsaufttägen zu 
verwirklichen? Die Ausstellung 
selbst, zu der auch ein dünner 
Katalog auflag, repräsentierte einen 
Querschnitt durch die Förderungs- 
t' igkeit des Fonds auf dem Sektor 
bildende Kunst und war gut 
ausgewählt, da sie aus allen 
Bereichen dieses Gestaltens Beispiele 
brachte und somit bewies, daß die 
Verleihungen nicht einseitig einer 
Stiltichtung verpflichtet sind. 
Auch die Aufstellung und der Einbau 
in den täglichen Geschäftsbetrieb 
dieser an einem gutftequentierten 
Punkte der Stadt gelegenen 
Zweiganstalt war glücklich, und man 
kann nur wünschen, daß dieser 
Versuch eine Fortsetzung findet. 
Alois Vogel 
Wotruba in Rom 
EUHNENBILD IM KULTUHINSTITUT - 
PLASTIK UND GRAPHIK IN DER 
GALERIE ..lL CQLLEZIONISTA" 
Die Galerie des Österreichischen Kultur- 
institutes in Ficlrn hat sich in den drei Jahren 
ihres Bestandes bereits einen testen Platz im 
Kunstleben der ,.Ewigeri Stadt" erobert. 
Bei ihren Vorhaben wurde weniger auf 
prominente Namen Wert gelegt, als die Absicht 
verfolgt, Beitrage zu aktuellen Problemen 
zu geben oder Besonderheiten der 
bildenden Kunst in Österreich herauszustellen. 
Mit der Ausstellung von Wotrubas Werken 
fur das Theater scheint wohl der Name eines 
osterreichischen Bildhauers von internationaler 
Geltung auf, der jedoch in seiner 
Eigenschaft als Elühnenbildner bisher noch 
wenig bekannt geworden ist. _ 
Daß gleichzeitig die angesehene romische 
Galerie ..lI Collezionista" Plastiken und 
Graphiken zeigt, ist ebenfalls der Initiative des 
Osterreichischen Kulturinstitutes zu danken. 
Die Kunstkritikerin des ..Pcipolo", Sandra 
Orients, schreibt dazu .Von gewissen 
Aspekten her gesehen rscheint die 
Bühnenbildausstellung interessanter. doch 
wird uns klar, daß beide Ausstellungen 
ineinander übergreifen. iri der Gegenüber- 
stellung ergibt sich eine Kontinuität der 
verschiedenen Beispiele. Mit seinem 
Raumproblem tritt das Bühnenbild zur 
Tektonik der Skulpturen nur in eine 
scheinbare Auseinandersetzung. Bei naherer 
Betrachtung lassen sich beide auf die gleiche 
plastisch-räumliche spannung zurückführen." 
Wie die romische Tageszeitung ..lI Tempo" 
zu berichten weiß, will Sophia Loren, die 
als leidenschaftliche Kunstsammlerin bekannt 
ist. ernstlich eine Marmorplastik von 
Fritz Wotruba erwerben. 
 
Christiane David 
Spätgotik am Oberrhein 
BADISCHES LANDESMUSEUM 
KARLSRUHE 
Diese Großausstellung von ausgewählten 
Meisterwerken aus dem Bereich der alten 
Kulturlandschaft, durch zahlreiche Lelhgaben 
erganzt, ist zugleich der interessante 
Versuch, Werkstattgruppen in wirkungs- 
voller Dichte einander gegeriiilierzustellen, 
Die Malerin I. M. Joham 17 
lsolde Maria Joham stellte im April 
d. J. in der Galerie Peithner-Lichten- 
fels Landschaftsbilder aus den Jahren 
1964 bis 1967 sowie ihre Zyklen: 
Buch mit den sieben Siegeln, Die vier 
Wesen, Apokalyptische Reiter, Heu- 
schrecken und Das große Babylon aus 
den Jahren 1968 bis 1970 vor. 
Ihre Arbeiten in eine der konventio- 
nellen Kategorien oder irgendeiner 
augenblicklichen Strcimung einzuord- 
nen, begegnet Schwierigkeiten. Vom 
Augenscheinlichen her mag es da 
und dort Ahnliches oder sogar Ver- 
wandtes hierzulande geben. Aber was 
wäre damit getan? Eine solche Zu- 
ordnung würde gerade im Falle 
Johamderkünstlerischenundmensch- 
lichen Persönlichkeit kaum gerecht 
werden. 
Neben ihrer jahrelangen Beschäfti- 
gung mit dern Glas m wir würdigten 
ihr Schaffen vor kurzem in Heft 105 V 
malte sie von frühauf vor allem ihre 
eigene Umwelt, Landschaftsbilder aus 
der Gegend um Mürzzuschlag, in der W 
sie aufwuchs. die Berge, Wälder, 
Täler und Almen, die man dort er- 
wandern kann. Diese Bildet charak- 
terisiert eine sehr persönliche Zeichen- 
schrift, und waren sie vorerst be- 
herrscht von den grünbraunen Farb- 
tönen des steirischen Berglandes, von 
der verwunschenen Stille und weben- 
den Rhythmen dieses Landstriches 
durchpulst - südliche Reisen brach- 
ten eine intensivere Hinwendung zur 
ungetrübten Farbigkeit, zu starkfarbi- 
gen Gründen und sensibel konturier- 
ten Formen. In diesen Bildern wird 
nicht abgebildet, sondern "sichtbar" 
gemacht. Die Natur ist poetisch durch- 
fühlt und durch Reduktion auf rhyth- 
mische Wiederholung einfacher 
Grundformen gesetzmäßig wiederge- 
geben. Neben diesen auf das Natur- 
poetische hinausgehenden Bildern 
entstanden in letzter Zeit auch solche, 
die nichts mit jenen eben erwähnten 
gemeinsam zu haben scheinen. Es ist 
ein Zyklus von ikonenähnlichen Holz- 
tafeln. der dem Themenkreis der 
Apokalypse gewidmet ist. Alle Gegen- 
ständlichkeit scheint hier verbannt. 
Reine Bildungen der Phantasie, aus- 
schließlich abstrakte Wesen, zaube- 
rische Gestalten, Engel und Dämonen 
in leuchtend-konturierter Farbigkeit 
auf goldenen und silbernen Gründen. 
Eine unerschöpfliche „Spiel-Welt" der 
Malerin tut sich hier auf, die gleich 
wie bei ihren Vorgängern den mon- 
chischen Laienmalern der Ostkirche 
stärkste Intensität, meditative Kon- 
einerseits ausscnlagge enc. oais unsere zeit 
in der Druckgraphik ein ihrer gesellschaftlichen 
Struktur adaquales Ausdrucksmittel 
gefunden hat, anderseits handelt es sich bei 
der Graphik um eine uberaus sensible 
Kunstgattung, in der jede Veränderung des 
geistigen Lebens in den kleinsten 
Schwankungen ebenso zum Ausschlag 
kommt, wie in ihr noch eine gewisse 
Differenzierung innerhalb der einzelnen 
Kultutbereiche wahrgenommen werden 
kann. 
In der Sonderschau ..Graphik zwischen den 
beiden Kriegen" zeigt sich die Veranderung 
des geistigen Weltbildes in dieser Zeit 
besonders deutlich. 
Italien ist in diesem Zusammenhang sehr 
zahlreich vertreten. Namen wie Carlo Carra, 
Mario Sironi. Arturo Martini und Giorgio 
Morandi sind aus der Entwicklungsgeschichte 
der modernen Kunst nicht mehr wegzu- 
denken. 
Deutschland luhrt nur einen Künstler ins 
Treffen: Oskar Schlemmer, nachdem in der 
1. Graphlk-Biennale ein umfassendes Bild 
des deutschen Expressionismus von 1910 bis 
1930 geboten worden ist. Zum Teil sind 
Schlemmars Zeichnungen Projekte ltir seine 
vielseitigen Kompositionen als Maler, 
Bildhauer, Buhnenbildner und Choreograph, 
olt jedoch autonome Werke, in denen 
.der Mensch im Raum", ein heute durchaus 
aktuelles Thema, dargestellt wird. 
Schweden beschrankt sich aul das 
graDhische Werk Edward Munchs, Mexiko auf 
das von Jose Clerriente Orozco, in dessen 
Werken sich jenes neue Bewußtsein 
ausdrückt, iri dem die Menschen auf 
Mexikes Erde versuchten, die Revolution 
zu verwirklichen. 
Im Zentrum steht Frankreich mit seinem 
Beitra der Werke von Btadue, chagaii, 
Max rnst, Matisse, Picasso und Villon. 
Österreich nimmt mit einer Blickrichtung auf 
des Konservative eine gewisse Sonderstellung 
ein, doch dürfte das nicht allein an der 
tatsächlichen Situation der Graphik zwischen 
1918 und 1938 liegen, sondern mehr an der 
Auswahl, welche durch den Direktor der 
Graphischen Sammlung ..Albertina" besorgt 
wurde. Zeigen sich doch gerade in der 
Zwischenkriegszeit auch in Osterreich 
interessante Ansatze zu einem neuen 
Stilempfinden. Denken wir nur an den 
Kubismus eines Maximilian Reinitz oder an die 
Werke Georg Philipp Wartens, eines 
österreichischen Vertreters der Neuen 
Sachlichkeit. Ebenso durfte das graphische 
Werk Oskar Matiillas nicht ubersehen werden. 
der an den neuen Tendenzen dieser Zeit 
lebendigen Anteil hat. 
Die interessantesten Blatter des 
osterreichlschen Beitrages stellen zweifellos 
die Farbradierungen llse Bernheirriers dar. Es 
ist der Initiative des osterreichischen 
Kommissärs Dr. Walter Zettl zu danken, 
daß diese Künstlerin nach ihrer Ausstellung 
arri Österreichischen Kulturinstitut in Rom 
nunmehr zum ersten Mal vor eiri internationales 
Forum treten kann. 
Die Tschechoslowakei hingegen hat das 
berucksichtigt. was Osterreich entgangen ist. 
und zwar mit dem Dvnaniismus 
Frantlsek Kupkas und dem Kubismus von 
Karcl Capek und Emil Filla. 
Jugoslawien stellt die zielweisende Gruppe 
,.Terra" vor und die ihr nahesteheride Schule 
von Hlebine, die von Krsto Hegedusic 
gegtundet wurde und die den standigen 
Kontakt mit dem zeitgenössischen Leben 
suchte. 
Polen hat mit Tadeusz Kulisiewics einen der 
eigentüirilichsten Vertreterdes Expressionismus 
ausgewahlt. 
Ungarn zeigt Gyula Derkovits. den besten 
Repräsentanten aur dem Gebiet der Kunst riir 
die revolulionare Arbeiterbewegung des 
20. Jahrhunderts. Gyorgy Biiday, einen 
Expressionisten mit folkloristischer Tendenz, 
sowie als Vertreter der europäischen 
Avantgarde Laszlo Moholy Nagy. 
ln der Graphik der Gegenwart ist die 
Mrinlirhlrnit rtnr natinnalßn Ftillnrtenünrlinn 
iiguiaiirc d... und eeina... nenne. IEIQUMIII 
bei Kubin anzuknupfen. 
England zeigt neben Henry Moore, 
Ben Nicholson und Graham Sutherland auch 
Kokoschka, welcher auch in der 
historischen Abteilung der Osterreicher 
vorkommt. 
Unter den Schweizer Graphikern gibt 
Eeth Sarasin r_r_tit ihren strenggebauten und 
von sensibler Asthetlk getragenen Blättern das 
Beispiel echten graphischen Empfindens 
unserer Zeit, dem nur noch die Finnen 
(Lurltikarlgas und Ahlgren) kongenial sind. 
ln Rumaniens Graphik wird das folkloristische 
Element siark betont (Mihaescu). oia 
gesamte eiiropaische Situation von den 
großen bahnbrechenden Tendenzen bis in jene 
der Gegenwart spiegelt die Graphik aus 
Israel wider. In den Graphiken aus den USA 
kommt der wuchernde Pluralismus in seiner 
ganzen Breite zum Vorschein. Ebenso in 
jenen aus Japan. wo sich allerdings noch 
einige arteigene strukiiiren auffinden lassen. 
Auch Ceylon und Korea weisen starke 
europäische Einflüsse auf (Abb. iB-ZO). 
Christiane David 
BILDTEXTE 18-10 
18 llse Bernheittier, Das blaue Meer, 1925. 
Farbradierung 
19 Friedereich Hundertwasser, La 
Eternelle, 1957. Lithographie 
20 Georg Eisler, Straße mit laufenden Men- 
schen, 1969. Aquatinta 
Flouta 

	        
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