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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 112)

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linken Bildseite neben einem viereckigen 
Turm steht und der Salome den Kopf des 
Enthaupteten überreicht (Abb. l, 7). Auch 
der tiefe Bildraum sowie das an manchen 
Stellen von Gelb durchbrochene Grün weisen 
auf Mälesskircher hin. Wir finden auch jene 
für diesen Maler typische bergige Landschaft 
mit den ebenfalls für ihn charakteristischen 
zartbclauluten Bäumen. Die Landschaft wird 
im Mittelgrund belebt durch eine Gruppe von 
stehenden Kriegern und einem Reiter. Links 
davon, an einem bewaldeten Hügel gelegen, 
sieht man ein Haus mit einem Teich. Ganz 
hinten ist eine Stadt zu erkennen und auf einem 
Berg eine mittelalterliche Burg. Einige Stellen 
dieser Landschaft dürften von einem Werk- 
stattgehilfen ausgeführt worden sein, da sie für 
die Palette Mälesskirchers viel zu dunkel er- 
scheinen. Bezeichnend für den Maler sind auch 
die blühenden Pflanzen im Vordergrund. Man 
linder sie bei ihm noch in der aus Freising 
stammenden Tafel mit dem hl. Onophrius 
(Abb. 6). Vergleicht man dort ferner den 
behaarten Körper des Heiligen mit dem Fell- 
rock des Täufers in der „FinthauptungfÄ so 
erkennt man auch hier eindeutig dieselbe 
Pinselführung. Dagegen entsprechen nicht 
ganz der Feinmalerei hiälesskirchers die Hände 
sowie der rechte Fuß des Täufers. F.s ist auch 
hier die Mitarbeit eines Gehilfen anzunehmen. 
Was die übrigen stilistischen Merkmale an dem 
Bilde betreffen, so sind es vor allem die Falten- 
gebilde der Gewänder sowie die Köpfe der 
drei Hauptliguren, welche die künstlerische 
Note Mälesskirchers tragen. Der Faltcnstil in 
der „Enthauptung des Täufers" entspricht 
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jenem in den Bildern um 1478 (Abb. 2, 3, 4, 5). 
Besonders reich an Falten ist der rote Mantel 
des Täufers. Er beherrscht den Vordergrund 
des Bildes. Die durch reiche Knickungen 
hervorgerufenen eckigen Gefüge sowie die 
schwungvollen Rundungen sind typisch für 
den Stil des Meisters. Ähnliches gilt auch für 
das Gewand der Salome. Sie steht hinter dem 
Johannes, in die Bildmitte gerückt. als par- 
allele Gegenfigur zu dem Henker. lhr Schleier 
hat die gleiche Form wie das Lendentuch 
Christi in der Kreuzigung (Abb. 2). Die weit 
herabhängenden Ärmel ihres Mantels sind 
gleichartig gebildet wie bei dem Gewand 
der einen rückwärtigen Figur in der Matthäus- 
Tafel der Sammlung Rohoncz (Abb. S). Ein 
weiteres Stilmerkmal, das uns zu Mälcsskircher 
hinführt, ist die linke Hand der Salome. In 
der Feingliedrigkeit sowie in der Krümmung 
der Finger entspricht sie ganz dem Formgefühl 
des Malers. 
Abschließend sei noch auf den Kopf des 
Täufers hingewiesen. Er ist wohl das mar- 
kanteste Merkmal, das die Autorschaft Mäless- 
kirchers an diesem Bilde beweist. Sein phy- 
siognomischer Stil sowie Haar- und Barttracht 
wiederholen sich in fünf Tafeln der oben ge- 
nannten Werke (Abb. 2, 3, 4, 5, 6). Am aller- 
ähnlichsten mit diesem Kopf ist der des hl. 
Onnphrius in der Tafel aus Freising sowie das 
bärtige Gesicht des Hauptmannes in der 
„Kreuzigung". 
In der Betrachtung von Mälesskirchers Spät- 
stil gewinnen wir durch das neuaufgcfundene 
Bild eine größere Zusammenfassung, als sie 
uns bisher möglich war. Daß sich seine Malerei 
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in den späteren Werken gewandelt hat, wird 
evident, wenn man etwa die Tafel mit dem 
hl. Onophrius aus den beginnenden siebziger 
Jahren zum Vergleiche heranzieht (Abb. 6). 
ln der Ausführung einzelner Details unter- 
scheidet sie sich nur wenig von den späteren 
Bildern, die gegen 1478 entstanden sind. 
Dagegen macht sich in der Komposition ein 
deutlicher Unterschied bemerkbar. Vorder- 
grund und Ferne sind im Onophrius-Bild noch 
unvcrbunden. In der „Enthauptung des Täu- 
fers" aber fließen sie schon fast nahtlos in- 
einander. Eine gleiche Entwicklung zeigen 
auch die anderen Werke der späteren Jahre. 
Es besteht daher kein Zweifel, daß auch die 
„Enthauptung des Täufers" aus Luzern ein 
Werk der ausgehenden siebziger Jahre ist. 
LITERATUR: 
(z. (Hau-r, Die Alrdeutsthe Malerei. Milllchen 1924, - H. Sttg- 
lnanll. Dn- Muutlmcr Tafellnalerei der Spilgnlik, Frankfurter 
Zeitung. Nr. 2x3. 12. Okt. 1907. 7 o. Hzrtig. H11 Mlinthlllcr 
Jahrbuch der Bildenden Kunst. N. F. lll. 192a, s. 2x2. 2x5.- 
Burhheit. in- F'tsl.'l1fift des Münchner Altertumvereins, 1914, 
allge. Deutsch: Malerei der Gotik. Hand m. 
- . 15-79. Äbb. 110 1m - Tllielne-Becker. 
K! llDflUXlkOn, Band u, Leipzig 1929. 540-541. 7 R. 
llt-nlt-nlunil, Smnmlung Schlol} lkullollcz. Castagllola. l. Teil. 
Vtrhtirhnix der Gemälde. ll. Teil. Abbildungen der Gemälde, 
Lilgnllu 1931, s. 11a. Nr. 309. Abb. 111: ls u. 19 (die Bilder sind 
dort noch als "Obcrpfälzisrhcr Meister von 147a" verzeichnet). 
 
 
 

	        
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