Das mittlere Bild zeigte die Arbeit am Guß
des Hauptes der Bavaria, der am 11. September
1844 in der Münchner Erzgießerei vollendet
wurde (Abb. Z4). Links stand Ferdinand von
Viiller, der den Guß leitete, mit erhobener
Hand. Rechts hinten erschien der im März
[844 verstorbene Gründer der Anstalt, Jo-
iann Baptist Stiglmaier.
Das linke Bild stellte den Inspektor Eugen
Sleureuther und die Porzellanmaler Lefeubure
Jnd Wustlich (sitzend) in der Porzellanfabrik
Nymphenburg dar (Abb. 25).
Die großen Flächen der Nordfassade ent-
iielten die Bilder mit Huldigungsszenen:
Das rechte Fresko zeigte die Feier der Ent-
iüllung der Bavaria (Abb. 26). Rechts nahm
Ludwig unter einem Festzelt ein Künstler-
ilbum aus den Händen der Künstler August
von Kreling, Joseph Petzl, Ferdinand von
Vliller und Peter Herwegen (kniend) entgegen.
in der Mitte hielt der Maler Anton Teichlein
zine Begeisterungsrede. Rechts brachten der
ichlossermeister Haller und der Tischler-
neister Glink einen Schrein für das Album.
Jnter den Zuschauern ließen sich von rechts
iach links Geheimrat von Thiersch, Professor
ron Liebig, Ferdinand von Kobell, Hof-
heaterintendant von Dingelstedt, Legationsrat
„in der Mitte eine große Vase aus Malachit,
Geschenk des Kaisers Nikolaus von Rußland,
an den Seitenwänden runde Tische mit
Porphyrplatten und Vasen aus schwedischem
Porphyr, Geschenke des Königs Johann XIV.
von Schweden, lange Tische mit Platten von
grünem Granit und Vasen. aus Serpentin und
geilecktem Porphyr, Tische mit ägyptischen
Granitplatten samt Vasen aus antikem Ala-
baster von Ludwig 1817 aus dem Besitz des
Cardinals Fesch in Paris ersteigert." Vor-
stufen dieses Raumes sind das mit Inschriften
versehene Vestibül der Glyptothek und natür-
lieh der „Saal der Stifter" der Alten Pina-
kothek.
Das Bildprogramm der Neuen Pinakothek
scheint auf den ersten Blick wenig von den
Programmen der beiden vorhergehenden
Münchner Museen beeinflußt zu sein. In der
Tat ist seine Grundform ohne Beispiel: ein
monumentaler Bilderzyklus auf den Wänden
eines Gebäudes, dessen eigentliche Funktion
es zu sein schien, dicscn Zyklus darzubieten.
Doch schon das Grundthema „zeitgenös-
sische Kunst" setzte die Themen der beiden
anderen Museumsprogtamme „Kunst der
Antike" und „Kunst des Mittelalters, der
wurden die Bildthemen jedoch schrittweise
eingeengt und der dargestellte Zeitraum ver-
kürzt. Dabci wurde zugleich die Wiedergabe
der Bildgegenstände emotionell verfärbt, und
die Darstellungen begannen die Person des
Bauherrn zu berücksichtigen und offen zu
verherrlichen.
Die Einrichtung des Vorsaales nahm die Form
und Funktion des Vestibüls der Glyptothek,
vor allem aber des „Saales der Stifter" der
Pinakothek auf.
Darstellungen in den einzelnen Ausstellungs-
räumen wie in der Glyptothek und der Alten
Pinakothek und Bezüge auf die ausgestellten
Kunstwerke kannte die Neue Pinakothek
nicht.
Ludwig I. hatte sich im Programm der Glypto-
thek gar nicht darstellen lassen; nur ahnen
sollte man, daß er sich als der neue Perikles
empfand. Im Programm der Alten Pinakothek
erschien seine Person als Stifter und, am
Rande des malerischen Zyklus, als Beschirmer
der Künste und als staunend in den Hain der
Musen Eingeführter. Im Programm der Neuen
Pinakothek ließ er sich ausdrücklich feiern.
Von ihm begünstigte, zeitgenössische Kunst-
richtungen, von ihm geförderte Kunstan-
Dönniges, Emanuel Gcibel, Hofrat von Mar-
inus, Leibarzt Ringseis, Philipp Foltz, Ernst
Törster identifizieren.
Das linke Bild deutete ein Künstlerfest an
Abb. 27). In der Nlittc stand die Statue Lud-
vigs: lihrenjungfrauen wollten sie bekränzen.
iinter ihnen leitete Generalmusikdirektor
7ranz Lachner einen Chor. Die Gestalten
inks und rechts erinnerten an einen Masken-
ug der Münchner Künstler zum Karneval
840: Links Maler Eduard Gerhardt als
Xlbreeht Dürer, Maler Philipp Foltz als
)eter Vischer und die Figur des Hans Holbein;
echts Maler Wilhelm Lichtenheld als Kaiser
daximilian, Nlaler Heinrich Heinlein als
Jlrich von Schellenherg. Die Steckenpferd-
ampfe der Knappen mit Paletten links vorn
leutetcn ideologische Richtungskämpfe unter
len Malerschulen an.
kuch in der Neuen Pinakothek gab es eine
krt „Saal der Stifter": Durch den Hauptein-
ang trat man ,.in das Vestibule, in dem sich
u beiden Seiten Granittreppen erheben und
.. J"... X7, l. f" I}?! - In Ä"- Nils."
Renaissance und des Barock" fort, ebenso wie
sein Ausstellungsprugramm das der anderen
Museen ergänzte. Darüber hinaus ließ sich
das Programm in einzelne Teile zerlegen, die
aus Bestandteilen der früheren Programme
abgeleitet werden können:
Die beiden Bildliächen mit weiblichen Ge-
stalten, die verschiedene Kunstgattungen alle-
gorisierten, hatten ihr Vorbild in den Giebel-
riguren der (Jlyptothek, die die verschiedenen
Kunsttätigkeiten der Antike unter der Schirm-
herrschaft Athenas veranschaulichen.
Die Reihe der Künstlerdarstellungen übernahm
den Typ aus den Bildprivgrammen der beiden
anderen Museen.
Die als Staatssymhole öfter erscheinenden
bayerischen Wappenticre waren auch schon
neben dem Eingang und in den Loggien-
malereien der Alten Pinakothek vertreten.
Der Hauptteil des Zyklus mit den Darstel-
lungen zur Kunstgeschichte unter Ludwig I.
trat an die Stelle der großen malerischen
Zyklen, für die in den früheren Äluseums-
bauten besondere Räume angelegt waren.
au... - .. 0-,. M 1,4 AM. E-..
stalten, von ihm beschäftigte Künstler waren
dargestellt. Seine architektonischen, plastischen,
malerischen Projekte, seine Museumsgrün-
Lungen und -l:auten, seine Kunstsammlungen,
seine denkmalpflegerischen Unternehmungen
wurden dem Beschauer bildlich vorgeführt
oder auf dargestellten Listen und Inschrifren
mitgeteilt. Der uflizielle Museurnskatalog er-
klärte dem Betrachter die Darstellungen als
„Kunstschöpfungen König Ludwigs". Die
großen Bilder an der Nordfront zeigten, wie
die Künstler und Gebildeten den König
Wegen dieser Kunstschöpfungen gefeiert hat-
ICH.
Zweimal enthielt das Bildprogramm die Person
Ludwigs als Statue: in der Hand der Bild-
hauerei im rechten Bild der Ostfassade und,
von Jungfrauen bekränzt, in der linken Hul-
digungsszene der Nordwand. Dreimal ließ
der König sich selbst darstellen: auf dem
Gemälde im Vorsaal, in der rechten Szene der
Nordwand, wo er die Huldigungen der Künst-
ler und Handwerker entgegennahm, vor allem
"Ln- 1..... XUssnlLllJ Ä"- 1.1,. v-ßcnn Ar.