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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 112)

Wieder ist uns die verwirrende Problematik 
der Kunst um 1400 eindringlich bcwußt gewor! 
den. Die Pieta stand im Zentrum einer Aus- 
stellung, die das Salzburger Metropolitankapi- 
tel im Sommer 1970 unter dem Titel „Stabat 
Mater, Maria unter dem Kreuz in der Kunst 
um 1400" in den Domoratorien veranstaltet 
hat. 
Mit dieser bedeutenden Unternehmung - sie 
ergänzt thematisch die Ausstellung der Schönen 
Madonnen im Jahre 1965 - ist die große 
mitteleuropäische Kunstschöpfung des Vesper- 
bildes erstmals in einer umfassenden Schau 
gezeigt worden. 
Der Katalog - von Dieter Grnssmann f Mar- 
burg unter sorgsamer Berücksichtigung des 
umfangreichen Schrifttums redigiert - macht 
uns deutlich, wie zahlreich die ungelösten 
Probleme sind und wie sehr die Meinungen 
hinsichtlich der Datierungen, der ersten Schöp- 
fungswerke, des Stilablaufes, der Meister, ja 
sogar der verwendeten Techniken und Mate- 
rialien auseinanderklaFfen. Der Mangel an 
Dokumenten führte zu Datierungsunterschie- 
den von mehreren Jahrzehnten. Im Wettstreit 
der Völker um den führenden Anteil an der 
Kunst des „internationalen Stiles" gebar b 
nalstolz und regionaler Patriotismus die 
schiedensten Theorien. Ein typologisches 
ten des Materials ergab zwar Typenre 
man vernachlässigte dabei aber die Ve 
dung mit anderen Bildthemen, wie bCSOl 
den Schönen Madonncn. Vor allem ist je 
die grundsätzliche Beurteilung von Stilabli 
völlig uneinheitlich. 
Eine weitgehende Klärung dieser Fragen c 
die Ausstellung war daher nicht zu erwz 
Aber schon die ausführliche Darstellung 
Forschungsgeschiehte in Grossmanns einlr 
dem Essay und in den Katalogtexten zu 
Exponaten ist äußerst wertvoll. Zudcn 
fruehtet die Konfrontation der zahlreicher 
gestellten Vesperbilder aus allen Regi 
ihres europäischen Verbreitungsgebiete: 
Diskussion ungemein und ermöglicht im c 
tcn Vergleich der Originale Gedankeng 
die das Hantieren mit Abbildungen kau: 
möglicht. 
Die persönliche Einstellung Dieter C 
manns tendiert dabei zu einer Hervorhe 
Wiens als wichtigem Ausgangspunkt de: 
bestimmenden Schöpfungswerke. Tatsäc
	        
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