Aus der Kunstwelt
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Aktuelles
Bundesministerium für
Wissenschaft und Forschung
BESUCHERSTATISTIK DER
STAATLICHEN MUSEEN UND
KUNSTSAMMLUNGEN
Das Bundesministerium für
Wissenschaft und Forschung gibt ,
bekannt, daß in den ihm unten]
stehenden Staatlichen Museen und
Kunstsammlungen in den Monaten
Juli 1970 126.279
und August 1970 153.974
Besucher gezählt wurden.
1
Museum des 20. Jahrhunderts -
Comic Strips
Mit der Geschichte, Struktur, Wirkung
und Verbreitung der populären und
marktgängigen ,.Comic Strips" be-
schäftigte sich - nach rund ein-
monatiger „Blockierung" durch die
zumeist erfolgreichen Veranstaltungen
der „Arena 70" - die jüngste Aus-
stellung im Museum des 20. Jahr-
hunderts in Wien. Sie lenkte s unter-
stützt durch ein grellbuntes, auffälliges
Pop-Plakat und eine geschickte Prä-
sentation des Materials - die Auf-
merksamkeit des Publikums auf ein
für die heutige Massengesellschaft
bezeichnendes Phänomen, dem vor
allem von soziologischer Seite her
Interesse zukommt.
Nach einer Bemerkung Peter Hän-
lings im Katalogvorwort werden allein
in der Bundesrepublik und West-
Berlin pro Monat rund 12 Millionen
Hefte mit Comic Strips verkauft. Eine
eingehende Analyse dieser Trivial-
literatur in Bildern wird schon allein
durch diesen Umstand, durch dieses
Faktum aus nächster Nachbarschaft
nahegelegt. Das Museum selbst kann
hier freilich nur Hilfestellung leisten
und vor allem im Aufzeigen von
Beziehungen zur bildenden Kunst und
dem Medium Film die Rolle des An-
regers übernehmen.
Die in Wien durch das Einbeziehen
von Arbeiten einiger österreichischer
Künstler erweiterte Schau (Schmög-
ner, Pongratz, Schönwald und -
ohne logische Notwendigkeit s Sieb-
drucke von Gironcoli und Fritz Stein-
kellner) wurde bereits im Jänner1970
an der Akademie der Künste in
Berlin gezeigt. Das letztgenannte
Institut erstellte auch den umfassen-
den und informativen Katalog mit
102 Bild- und Textseiten einschließ-
lich einer wertvollen Bibliographie.
Während die Vorläufer dieser oft allzu
pauschal beurteilten - „Trivialliteratur
in Bildern" bereits in der politischen
Karikatur am Ende des 18. Jahrhun-
derts, in der Tradition der satirisch-
humoristischen Zeitschriften, den
Bilderbogen oder Bildergeschichten
eines Wilhelm Busch anzutreffen sind,
handelt es sich bei den Comics im
eigentlichen Sinn um eine Erfindung
des späten 19. Jahrhunderts. ln den
Sonntagsbeilagen der amerikanischen
Tageszeitungen tauchten erstmals um
1895196 Fortsetzungsgeschichten in
Form von Bilderfolgen auf, die dann
allmählich zu einem festen Bestand-
teil des amerikanischen Pressewesens
wurden. Wegbereiter der heutigen
Comics waren aber auch der russische
Dichter und Plakatgraphiker Maja-
kowski oder der nach den USA aus-
ewanderte deutsche Maler des Ex-
pressionismus Lyonel Feininger, der
sich mit graphisch gekonnten Comics
bereits 1908 bei der „Chicago Sunday
Times" seinen Lebensunterhalt auf-
besserte.
Daß nicht zuletzt auch ein renom-
mierter Pop-Künstler wie Roy Lich-
tenstein mit seinen „als Bestandsauf-
nahme des amerikanischen Kitsches"
charakterisierten Siebdrucken in über-
dimensionierter Rastermanier zur Er-
forschung und präziseren Beobach-
tung des optischen und soziologi-
schen Phänomens der Comic Strips
beigetragen hat, ist - gerade im
Zusammenhang mit dieser Ausstel-
lung - von besonderer Bedeutung,
beweist doch dieses Faktum einmal
mehr die wesentliche Funktion der
bildenden Kunst als echter Bewußt-
seinserweiterung (Abb. 1a7).
Wiener Secession -
"Bilder". Rudolf Ray
Die Chance einer attraktiven, dem
aktuellen künstlerischen Geschehen
gewidmeten Festwochenausstellung
nützte dieses Jahr einzig und allein
die Wiener Seression. Sie zeigte bis
25. Juli unter dem Titel "Bilder"
siebenundsiebzig qualitativ zumeist
beachtliche und auch durchwegs in
größeren Formaten gehaltene Ma-
lereien europäischer und amerikani-
scher Künstler. Diese internationale
Konfrontation mit einigen Spitzen-
künstlern, bekannten und weniger
bekannten Namen war das Resultat
einer Art von Teamwork zwischen
dem Präsidenten der Vereinigung,
Georg Eisler, und den an der Aus-
stellung teilnehmenden österreichi-
schen Künstlern, die hinsichtlich der
Einladungen an ausländische Maler
Vorschlagsrechte eingeräumt be-
kamen.
Daß man für die Schau nicht immer
erhielt, was man bekommen wollte,
liegt bei derartigen Unternehmen
freilich ebenso auf der Hand wie die
letztlich weder anstrebbare noch er-
reichbare Vollständigkeit in der Prä-
sentation aller wichtigen künstleri-
schen Tendenzen von heute ein-
schließlich ihrer führenden Vertreter.
Was zustandekam, war jedenfalls
eine kontrastreiche, informative Schau
von internationalem Durchschnitts-
niveau, die anderen Wiener Groß-
veranstaltern Anreiz sein sollte, sich
stärker als bisher um internationale
Konfrontationen zu bemühen, um
nicht zuletzt auch der vielzitierten
Mittlerfunktion der Bundeshauptstadt
zwischen West und Ost gerecht zu
werden.
Dominierend - und das sicherlich
nicht zufällig - waren in der mit
30 Bildern österreichischer Künstler
.,aufgestockten" Ausstellung gegen-
ständliche Tendenzen. Zwischen dem
traditionellen expressiven Realismus
eines Martinz, Eisler und Hrdlicka,
einem neuen illustrativ-sterectyp an-
mutenden Guttuso, der Photo-Pop-
Art eines Raysse, Flotella und Jean
Le Gac bis zu dem psychologisch
deutbaren Materialobjekt des Fran-
zosen Pierre Raynaud eröffnete sich
eine Fülle an Akzenten und lebens-
fähigen bildnerischen Möglichkeiten.
die zweifellos noch einige Zeit die
künstlerische Entwicklung mitlenken
und mitbestimmen werden. Erstmals
in Österreich mit repräsentativen Bil-
dern vorgestellt wurden Francis Bacon
und der Amerikaner Richard Lindner,
der im Frühjahr 1970 bei Parke-
Bernet in New York für ein 99x72
Zentimeter großes Aquarell einen
Spitzenpreis von 12.000 Dollar (rund
300.000 S) erzielte. Mit Ausnahme
von Bridget Riley, den Graphismen
Cy Twomblys, der „Beweinung"
Walter Eckerts sowie Bildern von
Staudacher und Decleva waren die
sogenannten „Abstrakten" unzurei-
chend und durchwegs schwach ver-
treten. Was Wotrubas belanglose
Bildskizze in dieser Ausstellung ver-
loren hatte, blieb ein Rätsel. Doch
wer will es sich schon mit dem all-
gewaltigen Akademieprofessor und
Background-Kulturpolitiker in Wien
verscherzen 7 Demgegenüber bestimm-
ten - außer den bereits positiv her-
vorgehobenen Namen - erstrangige
Bilder von Adami, Botero, Cremonini,
Hockney, Küchenmeister, Oberhuber,
Rainer, Rancillac, Ringel, Saura, Segui
und Velickovic Profil und Niveau
einer für Ostarreich wichtigen. ver-
dienstvollen und sehenswerten Aus-
stellung.
Sehenswert war allerdings auch das
„Fragment einer Ausstellung", mit
dem auf Betreiben Dr. Viktor Ma-
tejkas Rudolf Ray (Rapaport)
hierzulande so gut wie unbeka
österreichischer Maler, der 1940
den USA emigrierte, anhand
40 Mischtechniken, Zeichnunger
Olbildern vorgestellt wurde. Da
graphisch betonte frühe Porträt
im Expressionismus wurzelnde
periode des Künstlers ähnlich
zeugend belegen wie einige der
ausgestellten neuen strukturell
tilen Abstraktionen, von denen m2
an die „Mauerbilder" Willi Bai
sters erinnern, wäre es hoch ai
Zeit, eine große Ray-Retrospr
nach Wien zu bringen. Erst sie v
jenen Akt kultureller Bewußte
bildung ermöglichen, der dem
geborenen Auslands- und Alti
reicher, dessen CEuvre Dr. l-
Kreid in Heft 84 der vorliege
Zeitschrift eingehend charakteri:
sein geistiges Heimatrecht si
(Abb. 8-13).
Galerie Seilerstätte s
Rudolf Kolbitsch
Im Zentrum der bis 18. Juli dauei
Ausstellung von Rudolf Kolbits
der Galerie Seilerstätte in Wien
der für das Linzer Petrinum besti
dreiteilige Kreuzweg. Kolbitscl
weist sich in den teils flächiger
fast glatt, zum anderen Teil jr
betont strukturell und deteilreic
stalteten Bildpartien des dreite
Zyklus als technisch versierter K
ler, der dem harten Eisen in mark
dem Werkstoff durchaus adär
Art seine Gestaltvorstellungen
zwingt. Daß er sich dabei nic
Details verliert, sondern - vor
durch die wiederholte Verwer
breiter Balkenelemente - die fo
Prägnanz und Großzügigkeit
Kompositionsganzen vor Auger
spricht in ähnlicher Weise für ih
das im Expressionismus wurz
persönliche Vokabular seines tl'
tischen Engagements. Unter
zahlreichen mitausgestellten l
radierungen dominierten die
Blätter des Zyklus ,.Miß Mundi
alle 1969 entstanden. Sie ver
das Subtile verschieden starker
vorgänge mit ornamental bestin
schemenhaften Porträts, die a
sche Grundzüge aufweisen.
Peter
BILDTEXTE 1-7
1 Der Zeichner Jim Holdaway skizzie
einem Drehbuch die Figuren und
eines Comic Strips, der Hintergrur
erst später gezeichnet
2 Lyonel Feimnger, The
Relief-Expedition, 1906
3 Lyonel Feininger, Skizzenfigur .0
Greenhorn" lur die Comic-Set
Kirl-der-Kids
4 Roy Lichlenstein, HODSIGSS. 1954
90 cm
Streifen aus Majakowski Rost.
Bourgeols empfangen am Deleg
nicht"
6 Dobbs and Barry Appleby, Herste
Skizzen fur ein Comic Strlp
Gambols
7 B. Fisher, Cicerdchat
Kin-d