ra Behalova
E VILLA KARMA VON
DOLF LOOS
Adolf Looß, Villa Karw
PcrgolrZubzu
a bei Clarcns. Die Nordsci!
md dl
Jahre 1910 schrieb Adolf Loos über die
:hitektur: „ . . . nur ein ganz kleiner Teil
Architektur gehört der Kunst an: das
ibmal und das Denkmal. Alles andere,
s was einem Zwecke dient, ist aus dem
che der Kunst auszuschließen . . . Das
nstwerk wird in die Welt gesetzt, ohne
t ein Bedürfnis dafür vorhanden wäre. Das
JS deckt ein Bedürfnis . . f"
:r diese Erklärung kann man diskutieren.
n könnte mit Beispielen beweisen - und
1 könnte solche leicht auch im Schaffen
l Adolf Loos finden -, daß auch ein Haus
Kunstwerk sein kann. Undiskutierbar ist
)ch die Tatsache, daß das Haus ein Be-
fnis deckt; ohne dieses Bedürfnis entsteht
nicht, wohl nicht ohne die physische
son, die dieses Bedürfnis decken will. Der
hitekt ist vom Auftraggeber abhängig. Er
n nicht „in die Schublade" bauen, wie, z. B.
Maler 7 unter Umständen v malen kann.
erste Gelegenheit, zwar noch nicht einen
ibau, jedoch wenigstens einen größeren
bau zu entwerfen und zu leiten, bei dem
auch das Äußere gestalten konnte, fand
)lf Loos erst sieben Jahre nach seiner
rkkehr aus Amerika. Seine Position in
:n war oifensichtlich nicht beneidenswert.
Jahre 1898 gewann er zwar den zweiten
is in der von der Fachzeitschrift „Der
hitekt" ausgeschriebenen Preisbewerbung
das Thema „Die alte und neue Richtung
ier Baukunst g eine Parallele mit beson-
er Rücksicht auf Wiener Kunstverhält-
e"; seine weiteren Aufsätze, seine Kritiken
r die Tätigkeit seiner Berufskollcgen,
über das kunstgewerbliche Schaffen und die
österreichischen Verhältnisse erweckten aber
viel Widerstand und schufen ihm viele
Feinde. Es war kein leichtes für Loos, sich
durchzusetzen: „ohne Stempel" des Absol-
venten der Wiener Akademie oder der Wiener
Technischen Hochschule, ohne irgendwelche
starke „Persönlichkeit" im Hintergrund. Es
gelang ihm nicht, auch nur einen seiner Ent-
würfe für größere öffentliche Bauten aus-
zuführen. Nur dort, wo er seine außerordent-
liche Anziehungskraft, seine Menschen- und
Lebenskenntnis, seine vielseitige Bildung ein-
setzen konnte, erwarb er Sympathien und
damit auch Bestellungen: und dies haupt-
sächlich in einer gewissen, mit Vorurteilen
unbelasteten Gesellschaftsschichte.
Einem höchst freigesinnten Personenkreis
gehörte auch der Auftraggeber des erwähnten
Umbaues, der zwischen Clarens und Vevey
(Schweiz) stehenden „Villa Karma", der
Physiologe Dr. med. Theodor Beer, an.
Dieser war eine außergewöhnliche Persön-
lichkeit. Die Begabung des damals siebenund-
dreißig ahrigen ordentlichen Professors der
Medizinischen Fakultät an der Wiener Uni-
versität beweisen auch mehrere wissenschaft-
liche Fachpublikationen; seinen umfassenden
Weitblick zeigen seine Kapitel über die Kunst
und vor allem seine „Weltanschauung eines
modernen Naturwissenschaftlers e ein nicht
kritisches Referat über Machs Analyse der
Empfindungen", welche auf dem Gebiet der
menschlichen Psychologie in gewisser Hin-
sieht die Einstein'sche Relativitätstheorie vor-
wegnimmt.
Zum Kontakt zwischen Loos und Doktor
Beer kam es Anfang 1903, vielleicht schon
früher, doch erst im Dezember 1903 zu einer
persönlichen Begegnung. Die damalige Posi-
tion Lo0s' und den Charakter des Auftrag-
gebers zeigt folgender Auszug aus dem Briefe
Dr. Beers, den er an Loos nach seiner ersten
Besichtigung der Bauanlage schrieb: „ . . . ich
gebe wenig darauf, was man mir sagt, aber
sehr viel auf eigene Erfahrungen. . Daß Sie
sich hier einen Namen machen können, ist
sicher. Wenn Sie mich zufrieden stellen, werde
ich selbst, mit allen meinen Kräften, und die
sind nicht gering, dafür sorgen... Ob Ihr
Geschmack meinem entspricht, werde ich erst
sehen müssen. Desgleichen, ob Sie Ihren
schlechten Ruf der Unverträglichkeit und des
Nichtfertigwerdens desavouiren werden . . .
Zeigen Sie ietzt, was Sie können, werfen Sie
sich mit Eifer und Lust auf diese Aufgabe,
wo man Ihnen mit so viel Verständnis ent-
gegenkommt. Es wird sich lohnen."
Der Umgang mit einem derart selbstbewußten
Bauherrn war sicher nicht ganz einfach.
Doch mußte Dr. Beer von Loos stark beein-
druckt sein, denn er hatte sich binnen kurzem
entschlossen, ihm die Inneneinrichtung „seiner
beiden Häuser in Clarens zu übertragen" und
ihn auch seinem Vater als Entwerfer eines
neuen Hausbaues und seiner ganzen Innen-
einrichrung, ebenfalls in Clarens, vorzuschla-
gen. - Dr. Beer besaß nämlich eine schöne
Anlage am See, die sogenannte „Maladaire",
wo ein Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude
mit Weinkellern stand, sein Vater besaß auf
der anderen Seite der Landstraße, am Abhang,