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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 113)

 
ra Behalova 
E VILLA KARMA VON 
DOLF LOOS 
Adolf Looß, Villa Karw 
PcrgolrZubzu 
a bei Clarcns. Die Nordsci! 
md dl 
Jahre 1910 schrieb Adolf Loos über die 
:hitektur: „ . . . nur ein ganz kleiner Teil 
Architektur gehört der Kunst an: das 
ibmal und das Denkmal. Alles andere, 
s was einem Zwecke dient, ist aus dem 
che der Kunst auszuschließen . . . Das 
nstwerk wird in die Welt gesetzt, ohne 
t ein Bedürfnis dafür vorhanden wäre. Das 
JS deckt ein Bedürfnis . . f" 
:r diese Erklärung kann man diskutieren. 
n könnte mit Beispielen beweisen - und 
1 könnte solche leicht auch im Schaffen 
l Adolf Loos finden -, daß auch ein Haus 
Kunstwerk sein kann. Undiskutierbar ist 
)ch die Tatsache, daß das Haus ein Be- 
fnis deckt; ohne dieses Bedürfnis entsteht 
nicht, wohl nicht ohne die physische 
son, die dieses Bedürfnis decken will. Der 
hitekt ist vom Auftraggeber abhängig. Er 
n nicht „in die Schublade" bauen, wie, z. B. 
Maler 7 unter Umständen v malen kann. 
erste Gelegenheit, zwar noch nicht einen 
ibau, jedoch wenigstens einen größeren 
bau zu entwerfen und zu leiten, bei dem 
auch das Äußere gestalten konnte, fand 
)lf Loos erst sieben Jahre nach seiner 
rkkehr aus Amerika. Seine Position in 
:n war oifensichtlich nicht beneidenswert. 
Jahre 1898 gewann er zwar den zweiten 
is in der von der Fachzeitschrift „Der 
hitekt" ausgeschriebenen Preisbewerbung 
das Thema „Die alte und neue Richtung 
ier Baukunst g eine Parallele mit beson- 
er Rücksicht auf Wiener Kunstverhält- 
e"; seine weiteren Aufsätze, seine Kritiken 
r die Tätigkeit seiner Berufskollcgen, 
über das kunstgewerbliche Schaffen und die 
österreichischen Verhältnisse erweckten aber 
viel Widerstand und schufen ihm viele 
Feinde. Es war kein leichtes für Loos, sich 
durchzusetzen: „ohne Stempel" des Absol- 
venten der Wiener Akademie oder der Wiener 
Technischen Hochschule, ohne irgendwelche 
starke „Persönlichkeit" im Hintergrund. Es 
gelang ihm nicht, auch nur einen seiner Ent- 
würfe für größere öffentliche Bauten aus- 
zuführen. Nur dort, wo er seine außerordent- 
liche Anziehungskraft, seine Menschen- und 
Lebenskenntnis, seine vielseitige Bildung ein- 
setzen konnte, erwarb er Sympathien und 
damit auch Bestellungen: und dies haupt- 
sächlich in einer gewissen, mit Vorurteilen 
unbelasteten Gesellschaftsschichte. 
Einem höchst freigesinnten Personenkreis 
gehörte auch der Auftraggeber des erwähnten 
Umbaues, der zwischen Clarens und Vevey 
(Schweiz) stehenden „Villa Karma", der 
Physiologe Dr. med. Theodor Beer, an. 
Dieser war eine außergewöhnliche Persön- 
lichkeit. Die Begabung des damals siebenund- 
dreißig ahrigen ordentlichen Professors der 
Medizinischen Fakultät an der Wiener Uni- 
versität beweisen auch mehrere wissenschaft- 
liche Fachpublikationen; seinen umfassenden 
Weitblick zeigen seine Kapitel über die Kunst 
und vor allem seine „Weltanschauung eines 
modernen Naturwissenschaftlers e ein nicht 
kritisches Referat über Machs Analyse der 
Empfindungen", welche auf dem Gebiet der 
menschlichen Psychologie in gewisser Hin- 
sieht die Einstein'sche Relativitätstheorie vor- 
wegnimmt. 
Zum Kontakt zwischen Loos und Doktor 
Beer kam es Anfang 1903, vielleicht schon 
früher, doch erst im Dezember 1903 zu einer 
persönlichen Begegnung. Die damalige Posi- 
tion Lo0s' und den Charakter des Auftrag- 
gebers zeigt folgender Auszug aus dem Briefe 
Dr. Beers, den er an Loos nach seiner ersten 
Besichtigung der Bauanlage schrieb: „ . . . ich 
gebe wenig darauf, was man mir sagt, aber 
sehr viel auf eigene Erfahrungen. . Daß Sie 
sich hier einen Namen machen können, ist 
sicher. Wenn Sie mich zufrieden stellen, werde 
ich selbst, mit allen meinen Kräften, und die 
sind nicht gering, dafür sorgen... Ob Ihr 
Geschmack meinem entspricht, werde ich erst 
sehen müssen. Desgleichen, ob Sie Ihren 
schlechten Ruf der Unverträglichkeit und des 
Nichtfertigwerdens desavouiren werden . . . 
Zeigen Sie ietzt, was Sie können, werfen Sie 
sich mit Eifer und Lust auf diese Aufgabe, 
wo man Ihnen mit so viel Verständnis ent- 
gegenkommt. Es wird sich lohnen." 
Der Umgang mit einem derart selbstbewußten 
Bauherrn war sicher nicht ganz einfach. 
Doch mußte Dr. Beer von Loos stark beein- 
druckt sein, denn er hatte sich binnen kurzem 
entschlossen, ihm die Inneneinrichtung „seiner 
beiden Häuser in Clarens zu übertragen" und 
ihn auch seinem Vater als Entwerfer eines 
neuen Hausbaues und seiner ganzen Innen- 
einrichrung, ebenfalls in Clarens, vorzuschla- 
gen. - Dr. Beer besaß nämlich eine schöne 
Anlage am See, die sogenannte „Maladaire", 
wo ein Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude 
mit Weinkellern stand, sein Vater besaß auf 
der anderen Seite der Landstraße, am Abhang, 

	        
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