sein als 1970, aber auch heute noch müssen
die meisten Beobachter sich erst über das
Ungewohnte des Anblicks hinwegsetzen, ehe
sie tirtichtluringend mit einer genaueren Be-
trachtung des Bauwerks (Abb. 13, 14), bei
ginnen können.
Neben dem hohen Stiegenhaus- und Äuss
sichtsturm fällt meist sogleich die durch-
gehende Verwendung der Profile aus vergoh
detem Xletall auf, welche alle Ränder von
liasszidenrlächen rahtncn. Von der metallenen
Lllutmienkuppel, welche den Turm bekrönt,
scheinen diese Randprotile wie in Kaskaden
herabztiströmexi i mehrere von ihnen Seite
an Seite, bis sie die Wände des Gebiiurles er-
reichen, welche sie, Girlanden vergleichbar.
rings timschließen. Das Profil, das in diesen
Randleisten aus Metall benutzt wird (Abb. 15),
erinnert ein wenig an die Kränze, welche die
von Bacber modellierten weiblichen Figuren
in der von Hollimann gestalteten 14. Secessions-
ausstellung (WÜZ) in Händen trugen. Außer-
dem verwundete Hoffmann an der Villa Ast,
die tingefähr um die gleiche Zeit Fertig wurde
wie das Palais Stoclet, Randleisten, die ein-
deutig lloral ausgebildet waren. Die Stoclel-
Profile, die manchmal um (Ül-Fnungen herum!
geführt werden wie Schnüre h, verdanken ihre
einzigartige Porm vielleicht dem Zusammen-
ITCHCII verschiedener Formkonzepte in der
Vorstellung des Architekten: einerseits itltigeit
Reminiszenzen aus der Welt der klassischen
Protilierungen mitspielen, andererseits fern-
östliche Lotusblattfurmen und die ldee, ein
umrahmendes Profil einer Blumengirlzinrle
gleichzusetzen.
Das Linienelement, das diese Profile in die
Gesamtknniposition bringen, hat aber nichts
mit visuellen „Kraftlinicn" von der Art zu
tun, wie sie etwa im Werk von l-lorta oder
van de Velde vorkommen. Da die Linien am
Palais Stuelet in gleicher Weise horizontale
und vertikale Kanten begleiten, wirken sie
tektonisch neutral. Besonders an Nahtstellen,
wo zwei oder mehrere dieser Profile parallel-
laufend zusammenkommen, entsteht ein lil-liekt,
der dem Erleben der Körpcrhaftigkeit und
Schwere des Baukörpers entgegenwirkt. Die
Wände scheinen aus großen Flächen eines
dünnen Nlaterials zu bestehen, das an seinen
Rändern schützend mit Metallbändcrn einge-
faßt und zusammengehalten wird.
Die Verwendung der rahmenden Metall-
prorile ist nicht das einzige atcktonische
Detail am Palais Stoclet. Bei der Loggia der
Dachterrasse und am Eingangsrorpaxiilltm
kommen als weiteres Beispiel ziemlich wuch-
tige Pfeiler vor, die keine YlSUCll angemessene
Last unterstützen, sondern nur eine sehr
dünne, visuell fast schwerelos erscheinende
Platte. Auch wird nach außen keine Unter-
scheidung zwischen dem Parapet vor einer
Balkonterrasse und der darunter liegenden
lasttragenden Mauer zum Ausdruck gebracht.
luiberall wird der Charakter der Fassade als
der einer zweidimensionalen Fläche auf Kosten
RGEU
TDU
EDE
5
T
EUU
"äifä