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9, 15) hin: „Dieser ist mir ein auserwähltes Ge-
fäß, damit er meinen Namen vor allen Völkern
verkündige." In der Höhe thront die Ecclesia
als Personifikation des Neuen Bundes auf Wol-
ken. Ihre Kennzeichen sind Kreuz, Kelch und
Hostie sowie die Heilige Schrift, die ein Engel
vorzeigt.
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Die dritte Hauptgruppe in der Mitte des Bil-
des (Abb. 10) kann ebenfalls nur mit Hilfe der
Programmtexte, ferner der genannten Skizzen
und Zeichnungen gedeutet werden. Die Frau
mit Kindern links außen symbolisiert die Cari-
tas, hier jedoch wegen des Buches, das eines der
Kinder hält, speziell als „Liebe zum Lernen"
(1778) zu verstehen. Der blumenbekränzte
Jüngling mit Harfe bezeichnet den „Duldungs-
geist, welcher viele ungleich thönende Saiten
der Cythar zusammenstimmet" (1778). Die
auf die Säule gestützte Frau stellt die
Stärke oder Standhaftigkeit dar. Rechts außen
zerbricht ein Engel Lanze und Pfeil über
dem Knie, ein Putto hält sid1 eine schwarze
Larve vor das Gesicht. Das Programm von 1778
berichtet nicht davon. Nach dem Programm von
1794 bedeuten „Pfeile, Larven, Becher und
mehrere solcher Werkzeuge" die „Abwege, auf
denen die Menschen straucheln und die sie oft
in den Abgrund der Verderbniß stürzen". Oben,
im Zentrum des Bildes, selbst im Original
kaum erkennbar, ahnt das Auge die Lid-irge-
stalt einer thronenden Frauenfigur, der alles
beherrschenden „ewigen Weisheit".
Genau besehen handelt es sich also nicht um
eine Allegorie der Theologie, Wissenschaft und
Künste, sondern um die Offenbarung der ewi-
gen Weisheit in der Geschichte der Menschheit.
Diese Geschichte beginnt im gestaltlosen Dunkel
mit der Erschaffung des Menschengeschledrts
aus dem Urstoff Erde. Unter dem Einfluß des
göttlichen Lichtes wandelt sich die Menschheit
vom zügellosen, in Unvernunft dahinvegetie-
renden Triebwesen zur geordneten, dem Gesetz
unterworfenen Gesellschaft. Der königliche
Held Alexander der Große und sein hochge-
züchtetes Leibroß vertreten den neuen Zustand
einer äußeren Ordnung. Ihnen, denen Gewalt
und Stärke Macht über Mensch und Tier
verleihen, stehen die Heroen des Geistes gegen-
über, die die Ordnung des Lebens und des
Weltalls erforschen. Die erste Gruppe bilden
die Verächter vergänglicher Ehrenstellen, Be-
sitztümer und Eitelkeiten. Die Weisen des
Altertums auf der anderen Langseite vertreten
die vier klassischen Fakultäten Philosophie bzw.
Theologie, Medizin, Jurisprudenz und Natur-
Wissenschaften. Diesem Prozeß der „natürli-
chen" Erleuchtung des Menschengeschlechts folgt
die unmittelbare Offenbarung der göttlichen
Weisheit in der Religion. Sie vollzieht sich am
deutlichsten im Alten und Neuen Bund, dort
noch verhüllt, in der Kirche Christi offen-
kundig. Der Quell des Lichtes, die göttliche
Weishcit, ist dem Menschen nicht sichtbar. Ihre
Kennzeichen sind Liehe, Toleranz, Standhaftig-
keit sowic der Kampf gegen das Laster. Von
ihrem Glanz lebt die gesamte Sdröpfung, die
dadurch „der göttlichen Natur theilhaftig"
werden konnte.
So spröde dieses Programm für die Darstel-
lung im Bild zu sein scheint, für einen Maler
wie Maulbertsch bot es ungeahnte Möglich-
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neue... u... ucscrmartc um nun Mrcucnwng um:
Menschengeschledrtes wurde für ihn zur Dar-
stellung des Lichtes überhaupt in seinen zahl-
reichen Abstufungen und Nuancen. Die Skala
reicht von der blendenden Helligkeit, in der
sich die Form auflöst, über die volle farbige
Erscheinung der Dinge und Körper bis zum
Zwielicht und zur Dunkelheit. Gleißendes Licht
und schimmernde Reflexe gehören ebenso zu
seinem Repertoire wie die zarten Übergänge
gedämpfter Töne, das Auftauchen und Versin-
ken von Körpern in Helligkeit oder Nacht oder
die farbgesättigte unergründbare Atmosphäre.
Die literarische Vorlage wird gleichsam Punkt
für Punkt auf ihre optischen Werte hin abge-
tastet und in Licht und Farbe der Malerei über-
tragen. Nicht die Einkleidung abstrakter phi-
losophischer Begriffe oder historischer Namen
in Formen der gegenständlichen Welt bildet
das Hauptanliegen des Künstlers, sondern die
Ausdeutbarkeit in Farbe. Die Frage nach der
objektiven Ridrtigkeit und Wirklichkeitstreue
der Gestalten und Formen des Bildes interessiert
den Maler weniger als ihre farbige Realisation
unter dem Gesichtspunkt des Bildthemas. Selbst
unmittelbare bildkünstlerische Kategorien wie
Raum oder Bewegung verwandeln sich in farb-
liche Werte. Daß diese Priorität von Lidmt und
Farbe auf Kosten der Detailtreue und der
gleichmäßigen Deutlichkeit zustande kam,
braucht nicht zu verwundern. Das Bild wirkt
auf den ersten Blidc mehr wie ein köstliches
Farbenspiel, wie eine Parade von Farbe, Licht
und Bewegung, als wie eine gelehrte Mitteilung.
Erst bei wiederholtem Betrachten bemerkt man,
wie direkt, das heißt, mit welcher Ökonomie
an Gegenständlichkeit das philosophische Pro-
gramm in die Ausdruckswelt der Farbe über-
setzt wurde, wie eng sidr beide decken und wie
meisterhaft der Bildgedanke verwirklicht
wurde. Wenn etwa im Text von 1778 von den
„fast verklärten Leibern" die Rede ist, „welche
nahe an der ewigen Weisheit in den Strom
ihres unendlichen Lichtes gleichsam einge-
schmolzen, und so der göttlichen Natur theil-
haftig werden", so ist damit - unter Berufung
auf den zweiten Petrusbrief, Kap. I - nicht
nur ein Leitsatz der damaligen dwristlidren Auf-
klärungsphilosophie ausgesprodren, sondern
auch Maulbertschs geniale Lichtmalerei trefflich
charakterisiert.
An dieser Leistung kommt der überaus per-
sönlichen Malweise und Maltechnik Maul-
bertsclrs nicht geringer Anteil zu". Das Bild
wird in einer geradezu altmeisterlichen Akribie
vorbereitet, die nichts mit der Bestimmung für
eine kurzlebige Kontrakts- oder Ausführungs-
grundlage für ein Fresko zu tun hat. Über die
feine Leinwand wurde ein siegelladtroter
Bolusgrund mit Quarz und Kalkspat gelegt,
darüber ein etwas dünnerer brauner Ocker-
grund unter Beimischung von Gips, Kreide und
Bleiweiß und schließlich ein leichter grauer
Grund aus Bleiweiß mit geringer Beimengung
von Kreide und einem undefinierbaren
Schwarzpigment.
Alle drei Gründe bedecken die ganze Leinwand-
fläche. Der Zwedt dieses umständlichen Ver-
fahrens ist nicht bekannt. Wir können nur
feststellen, daß es auf diese Weise gelungen ist,
auch die zartesten Zwischentöne und Lasuren,
vor allem die Dunkelwerte Braun, Braunlila
so typisd1en Einsinken in den Bolusgrund z
bewahren. Andererseits konnten sich die pastc
sen, besonders die mit Weiß gemischten Partie
weniger fest mit der Grundierung verbindet
Kompakte Farbfläcl-ren im Bereich der Hellskal
neigen zur Runzelung der Oberfläche, ähnlic
der Hautbildung auf abgekochter Milch. Ar
stärksten betroffen wurden davon der lichr
Himmel zwischen Zentralgruppe und Architek
tur hinter der Pauluspredigt, die hellbeleucl
teten Säulen dieser Architektur und die Bilc
mitte um die Figur der göttlichen Weishe
(Abb. 1 und 10).
Für die Konstruktion der beiden Konchenar
chitekturen scheint sich Maulbertsch eines L
niennetzes bedient zu haben, das - mit leicl
tem Pinsel oder Stift - auf den Graugrun
aufgetragen wurde. Durchgewachsene Pent:
mente zeigen, daß Maulbertsch während de
Anfertigung der Skizze mehrfach Korrekture
vornahm. So wurde das Gebäude der Paulus
predigt erst nadrträglid-r der Konchenarchitek
tur der gegenüberliegenden Seite angeglichet
Zuerst war ein durchgehendes rückwärtige
Horizontalgebälk gemalt, während das vorder
Säulenpaar einen Rundbogen tragen sollte. An
dererseits scheinen einige Figuren, besonder
Putti und die göttliche Weisheit, von Anfan
an nur flüchtig angedeutet gewesen zu seit
wie überhaupt der gegenwärtige Zustand WElI
gehend dem originalen entsprechen dürfte. De
obere Teil der Leinwand mit der Pauluspredig
war irgendwann, vielleicht um eine bildmäßi
gere Wirkung zu erzielen, auf die Rückseit
umgeschlagen worden. Selbst die dabei ent
standenen Farbverluste sind verhältnismäßi
geringfügig und konnten bedenkenlos ergänz
werden. Unklar ist die Entstehung der gemal
ten Umrahmung. Einige Stellen, zum Beispie
die mit dem Pinselstiel eingekratzten Konsole:
samt den Edtabrundungen, sind später hinzu
gemalt worden. Die rahmenden Gesimsstufei
waren aber von Anfang an mindestens vorge
sehen, wie einzelne Motive, etwa die darübe
ausgestreckten Beine, herunterhängenden Tüdre
oder Papiere beweisen. Ein störendes Penti
ment, das Landsdraft und Figuren kaum Z1
verdedten vermögen, ist dagegen die zweit
Stufe auf der Längsseite mit den Weisen de
Altertums. Auch im Bereich des Hintergrunde
und der Figurengruppen gibt es manche nur al
flüchtige Korrektur verständliche Unklarheit
Im ganzen macht das Bild den Eindruck eine
sorgsam vorbereiteten und nicht minder be
dächtig ausgeführten Gemäldes, das das Zeug
nis der Dokumente bestätigt, wonach Maul
bertsdr zur Anfertigung seiner Skizzen ebenso
viel Zeit benötigte wie für die Ausführung in
Fresko. In diesem Sinne dürfte auch die Mittei
lung Johann Ferdinand Schönfelds am 30. De
zember 1793 an den Abt von Strahov zu ver
stehen sein, Maulbertschs Skizzen seien nacl
Meinung von Hofrat Schneeter, der mit Schön
feld zusammen den Künstler in seiner Wiene
Werkstatt aufgesud-rt hatte, Meisterstüdre".
Der Vergleich der genannten Werke mit der
beiden gedruckten Freskobeschreibungen, den
Deckenbild in Strahov, der vermutlichen Nach
zeichnung des Freskos von Klosterbruck, der
beiden Ulskizzen in Prag und der Budapeste
Detailskizze, beweist, daß die Augsburger Fas