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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 115)

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erreichen wir das breite, wiesenreiche Breitenfurther Thal, welches bei Kalksburg rn die 
Ebene mündet. Die schönsten Plätze sind aus nützliche Weise durch die allbekannten Gast 
häuser, den Rothen Stadl und den Grünen Baum geziert; weiter oben steht auch ein 
neuerrichtetes Fraueukloster uud bald hinter demselben beginnt das langgestreckte Dorf 
Breitenfurth mit seinen weißen, reinlichen, von Obstgärten umgebenen Bauernhäusern. 
Über den Bergrücken, auf dem die Orte Breitenfurth und Hochrotherd liegen und 
welcher seit altersher die Trennung der Gebiete ober und unter dem Wienerwalde bildet, 
führte stets eine Hauptverbindungslinie aus dem Wienthal und dem westlichen Borlande 
nach der Ebene des Wiener Beckens. Breitenfurth kann als die Grenze des Stadtlebens 
im Wienerwalde bezeichnet werden; die bisher geschilderten Gebiete sind durch die vielen 
Landhäuser, die schon mehr städtisch gehaltenen Gasthäuser und die vorzüglichen 
Communicationen zu einem weit ausgedehnten Vorort Wiens geworden; an einem schönen 
Nachmittage begegnet man weit mehr elegant gekleideten Wienern als Landleuten, und 
diese wenigen haben auch schon den alten Typus, das ehrwürdige Costüm längst verloren. 
In den Gebieten, welche wir jetzt durchstreifen wollen, herrschen noch die alten 
Sitten und Trachten, der zähe, ausdauernde Sinn, die fast bigotte Frömmigkeit und der 
oft staunenerregcnde Aberglaube der niederösterreichischen Waldbauern. Auch hier begegnet 
man, insbesondere an Sonntagen, einzelnen Städtern, doch sind dieß Touristen, welche 
den freien Tag benützen, längere Ausflüge zu unternehmen; ihre Zahl ist meist eine geringe, 
da die schnellen Verbindungen der Südbahn es ermöglichen, in kürzerer Zeit das Hoch 
gebirge bei Reichenau als auf schlechten Straßen das Innere des Wienerwaldes zu erreichen. 
Von Breitenfurth gelangt man über Hochrotherd in die herrlichen Wälder des 
sogenannten Wögler Forstes; Nadel- und Laubholzbestände, hochplateauxartige Rücken, 
tiefe Schluchten und rauschende Bäche wechseln mit breiten Wiesen: in östlicher Richtung 
führt ein hübscher Weg in das Kaltenleutgebener Thal, in südlicher hingegen nach dem 
malerisch gelegenen Curort Sulz und von da über blumenreiche Wiesen an schönen 
Aussichtspunkten vorbei zu den Dörfern Dornbach und Grub einerseits und Sittendorf 
anderseits. Von dem letzteren Orte aus erreicht man in kurzer Zeit das alte Schloß 
Wildegg. Urkundlich wird es zuerst 1188 erwähnt. Die adelige Familie, die sich davon 
nannte und durch Verwandtschaft und Güterbesitz großen Einfluß gewann, bestand bis um 
die Hälfte des XV. Jahrhunderts. 1683 wurde das Schloß von den Türken verwüstet. 
Seit 1686 ist es Eigenthum des Stiftes Heiligenkreuz und wird nothdürftig vor dem 
Verfall verwahrt. 
Östlich von Sittendvrs liegt Sparbach; ein kleines Schloß und ein eingesänmter 
Hochmildpark sind im Besitze des regierenden Fürsten Liechtenstein; von da ab gelangt 
man auf recht guter Fahrstraße in das enge, felsige Brühlthal, wo die Lage der alten
	        
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