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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 116)

z. B. die „Gefangennahme Christi" von 
nach, aus dem Besitz des Erzherzogs Leo- 
d Wilhelm. Anderer Herkunft jedoch ist der 
sionsaltar des Matthias Gerung, der soge- 
nte „Mömpelgarder Altar" (um 1525 bis 
0), der aus der herzoglichen Kunstkammer 
Stuttgart stammt, aber schon seit 1634 kai- 
id-ier Besitz war. Es ist ein hierzulande 
enes Beispiel eines protestantischen Altares, 
:en Einzeldarstellungen mit dem ausführ- 
en Evangelientext der Lutherischen Bibel- 
rsetzung beschriftet sind. 
den folgenden Sälen beginnt die italienische 
lerei. Zunächst im Saal VIII die veneziani- 
r Malerei des 15. und vor allem des 16. Jahr- 
iderts. Der Kreis um Giorgione, Tizian, Tin- 
ztto, Veronese. Interessant sind die zahlrei- 
1 Männerporträts, fast alle Bilder von hohen 
iezianischen Beamten, von Senatoren und 
ikuratoren. Sie sind als solche ein Hinweis 
die spezielle Verfassung der Republik Vene- 
, in der ein Mann nicht nur seines Geburts- 
ls, also seines Standes, wegen wert war, por- 
:iert zu werden, sondern auch in seiner Eigen- 
ift als Vertreter eines bestimmten Berufes. 
en besonderen Reichtum der Wiener Ga- 
e bildet die große Sammlung von Bildern 
Malerfamilie Bassano. Saal XI ist ihr aus- 
ließlidi gewidmet, und zwar vor allem den 
inen Jacopo Bassanos Francesco, Leandro 
l Girolamo. Sie sind die Schöpfer eines be- 
stimmten Stils der Landschaftsmalerei - üb- 
rigens ungefähr zeitlich parallel zu Pieter 
Bruegel d. A. -, der nid1t mehr die arkadisdi- 
idealisierte Auffassung eines Tizian teilt, son- 
dern neben allegorisdien Bezügen zum Ablauf 
der Monate und zu den Sternbildern den 
Bauern bei seiner Arbeit auf dem Land zeigt. 
Der nächste Saal (X) führt in einen neuen 
künstlerischen Bereich. Er zeigt das allmähliche 
Verflachen der venezianischen Malerei im 17. 
Jahrhundert (Liberi, P. della Vecchia, etc.), 
einige Wahl-Venezianer, wie z. B. Feti, und 
daneben den Aufschwung der bolognesischen 
Malerei, hervorgerufen durch Annibale, Lodo- 
vico und Agostino Carracci. Von Agostino 
sind die sogenannten „Amori", die nach dem 
Text des Cartari vier Stadien der Liebe zeigen. 
Durdi mehrere Beispiele ist G. Reni vertreten, 
der große Schüler des Lodovico Carracci, ebenso 
Guercino, Cagnacci - der übrigens eine Zeit- 
lang Hofmaler Leopolds I. war - und andere. 
Beispiele der gleichzeitigen römischen Malerei 
sind die „Wunder des Bischofs Martin von 
Tours" von Ciro Ferri, einem Schüler und Mit- 
arbeiter des Pietro da Cortona bei seinen Fres- 
kenaufträgen, sowie „Jephtas Tochter" von Ro- 
manelli etc. Die Provenienz dieser Bilder sowie 
der oben erwähnten venezianischen geht zum 
großen Teil noch auf Leopold Wilhelm zurück. 
Anders ist es im Saal XI, in dem die floren- 
tinischen Maler des 16. und 17. Jahrhunderts 
ausgestellt sind. Ist sonst die Sekundär 
insofern ein Spiegelbild der Primärgale 
in beiden Teilen gleichermaßen die S 
punkte der Galerie abzulesen sind - 
z. B. der große Anteil der flämisd1en I 
des 16. und 17. Jahrhunderts, der ven 
schen des 16. Jahrhunderts -, so stimmt 
soweit es die florentinische Malerei betr 
nicht mehr. Die Galerie besitzt eine 
Sammlung florentinischer Bilder vor all 
17. Jahrhunderts, wesentlich mehr als t 
deren großen europäischen Galerien - m 
nahme von Florenz natürlich. In der 1 
galerie ist kaum etwas davon zu merke 
die Sekundärgalerie kann einen Begriff 
geben, obwohl auch hier nidit alles Platz 
konnte. Der Grund für diesen Reichtum 
dem Umstand, daß sowohl Kaiser Leo; 
wie die Erzherzöge Leopold V. und Ka 
dinand durch Heirat eng mit dem Haus 
verbunden waren. Sie ließen floren 
Künstler für sich arbeiten und beriefe: 
auch an ihre Höfe von Wien und Inn 
Daher die Bilder von Biliverti, Lippi, 
Brave, Furini, Dolci, Balassi etc. 
Andere historische Gegebenheiten sind l 
sache der großen Sammlung neapolit; 
Bilder sowie einiger spanischer des 17. Ja 
derts (Saal XII). Sie gehen zum großi 
auf den jahrelangen Aufenthalt Karls 
Madrid zuriidt. Als Prätendent für die
	        
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