Maler für das Emmauskloster die Bibel der
Prager Kapitelbibliothek A 2, A 3 illumi-
nierte. Es besteht also kein Grund, die Glaub-
haftigkeit der Berichte des Emmausarchivs zu
bezweifeln, denen zufolge der Ambitus unter
Abt Paul I. Ursinus (1348 bis 1362) ausgemalt
worden ist". Hendersons Bemerkungen über
die Stilanalogien zwisdien den Emmausmale-
reien und dem Werk des Meisters des Para-
ments von Narbonne (um 1380) sind zwar
richtig, diese Ähnlichkeiten sind jedoch dahin-
gehend auszulegen, daß der Meister des Para-
ments durch die böhmische Kunst der Zeit um
1360 beeinflußt war, worauf M. Meiss, F. Avril
und der Autor dieser Zeilen schon übereinstim-
mend hingewiesen haben 23.
Der Emmauszyklus bekennt sida jedoda zur
Zeit Karls IV. nicht nur durch seinen Stil, son-
dern auch durch seinen Inhalt. Freilich wird
auch dieser heute zum Gegenstand der Diskus-
sion. An erster Stelle steht die Frage, ob unser
Zyklus nur das „rein typologische Programm",
wie R. Hausherr urteilt, verfolgt. Die Rei-
hung seiner typologischen Gruppen verrät zwar
einige Berührungspunkte mit dem Werdener
Altar, dem Petersborough-Psalter und nament-
lich mit den zeitgenössischen typologischen
Musterwerken (Biblia pauperum, Speculum hu-
manae Salvationis u. dgl.), sie stimmt indes-
sen mit keinem der erhaltenen Beispiele über-
ein. Im Widersprud1 zum Bildtext sitzt hier
gegenüber David, der mit dem Königsmantel
bekleidet ist und die Krone auf dem Haupt
trägt, während er den Goliath tötet, die ge-
krönte judith auf einem Thron, Figuren am
16
unteren Rand der Szene „Sättigung der Menge"
sitzen auf Garben, wodurch sie an die voran-
gehende Szene „Eliseus wedct das Kind der
Sulamitin, das starb, als es aufs Feld unter die
Mäher kam", Bezug nehmen. Die „Steinigung
Christi" findet auf dem Weinberg statt und
stellt ebenso wie das nachfolgende Bild „Chri-
stus in der Weinpresse" zugleich auch die Para-
bel von den „Mietern des Weinberges" dar
usw. Daraus geht hervor, daß in Emmaus nicht
der historisd1e Inhalt biblischer Erzählungen
allein gilt, sondern vor allem ihr verborgener
symbolischer Sinn.
Als Ausgangspunkt für diese Auslegung kann
vielleicht meine Betrachtung über die Behand-
lung des Lichtes in den Malereien des Emmaus-
klosters dienen, die W. H. Kruft als „sehr auf-
schlußreidn" bezeichnet. Im Prinzip handelt es
sich darum, daß die Maler des Zyklus bei ihrer
Arbeit den Lichteinfall durch die Fenster des
Kreuzganges nach der antiken, durch Cennini
kodifizierten Methode berüdisichtigten, die be-
reits von Duccio und Giotto angewandt wor-
den war. „Und Steuermann und Begleiter ist
dir das Licht der Sonne, das Licht deines Auges
und deine Hand, weil ohne diese drei Dinge
nidits Vernünftiges vollbracht werden kannqi
Der so betonten Bedeutung der Sonne entspre-
chen die Sujets etlicher Bilder. Im V. Feld wird
nodi unter der Übermalung die Sonnenman-
dorla sichtbar, die den Hintergrund der auf die
Schlange tretenden Madonna bildet. Auf dem
folgenden Bild steht die Jungfrau mit dem
Kind vor dem Hintergrund einer riesigen Son-
nenseheibe mit Strahlen und Flammen u, wäh-
rend im gegenüberliegenden Flügel des Um-
ao n" nangm Muster a" Karlsteiner Summbaumzs
slus mit Aposteln knnnna zu "nnan Gastmahl b"
(Aussdznilt). Png-Emmaus, um 1:60
11 n" jüngere Meister n" Karlsleiner Stammbaum:
dung a" 1-11. Geistes (Aussdmin). Prag-Emmaus, 11
ANMERKUNGEN 22-23
l Vgl. 1.. Helmling, Emmaus, lxurzgefaßte Gesduidne, "1
1901, S. u. - A. vyknnknl, Ernauzy, in: Cesk)"
nnnnvaany 11, mnnn m7, s. 772 1. - Es ist allerdia
vorsrellhar. anß d" Ambix vun Emmnus. am b"""
so lange ohne Ausstattung geblieben wäre. via 1-1"
urteilt; nn" daß dieser Ambit sogar b" d" feierlidnn
sterweihe 1372 nidu ausgestattet gewesen wäre!
" M. Mriss, Frendx Pzinring an (h: Time cf "n d:
n" Volumc, New York m1, s. 11011., vg. aud! 1
in: L: Librairie d: Charles v, Paris 1m, Nn 175, s.
fiiezu x. Slfejskal, vynnvn 1.n Librairie d: Charles
. 1:. s. so .
H Vgl. w. Schöne, Über das Lidn an a" Mn1"". 1:"1a
s. ss. _ nn" da. Bednatung a" Sonne an a" 1n1
Kunst s. z. 1a. wo. Graphis - Die Sonne - L:
Zürida, März-April m1. - Die Sonne büßte nnda
dernu Mn1"" aann Stellung nidn "n, 4"" Epudie
Mnn" im jahn: 11172 durda das hezeiümend benlnn
Jmplession _ sßlcil kvznt" eröffnete. Vincent vna
sagt von Delacroix, nnß a" "n Malzr-Tiun w", 1
Sonne im K0 f: hnnn, Paul Gauguin 1 x Zu, anß
Vnrslellung . " rropisdun Sonne, die aäes um "an ir
man verwandelt", verkörpern wollte usw.
"Mir a" Emwidxlung diese: Typs an 'hmen behß
i. cannlkn, xnnannvnnn Assumpu nn nülaneaina in: s
nndnadnnnaanian 1c. n. Mnaan, Przln 1923, s. so 11.
1' Vgl. audl: ,Samson, Soli: fortitutlo, Christi figul
1.. kann, Monographie an rn" dnmann 1111, Pari
s. m1.
11 Vgl. 1. Neuwinh, Da. Wzudgemäldc etc. 1. c.. Abb
x. Stcjskal, Velislai biblia icn, Pragae wo, m. 1
A. xcnnnnnk, Die Herkunft 5" auronomixdien unnan.
nna Instrumente a" Nikolaus von m", in: Min:
und Forsdzungsheiuäge a" cnannnncnanunnann s.
1963, Abb. z, s. 122. _ Christus-Sonne selbst hzsu
Himmel an "n" Quadrlg: als Hzlios aan Mosaik a"
im juliusnMausoleum unter a" Pctcnbasilika. - w.
Mnnnwnnnn nnaenaanennnn" " byzznrines, Maannn-
1954, Abb. 1.
"s. Miododska, onnanvanky bmar, nnnnnnay ennany
14. smled, in: uanäni ms, s. 1291. (engl. Ren).