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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 116)

Kurt Rossacher 
Seit Otto Beneschl sind die künstlerischen Wur- 
zeln des Franz Anton Maulpertsch immer wieder 
D ER JU N G E MAU LP ERTS C H Gegenstand der Diskussion. In ihrer umfassen- 
UND CARLO 
INNOCENZO CARLONE 
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den Monographie des Meisters hat Klara Garasz 
darauf hingewiesen, daß neben der überragen- 
den Lehrerpersönlichkeit Paul Trogers und 
neben aktuellen Einflüssen der Venezianer, wie 
Sebastiano Ricci, Gianantonio Pellegrini und 
Giambattista Pittoni, bei den Frühwerken des 
Meisters „eine gewisse Ähnlichkeit mit den 
Arbeiten des ebenfalls in Wien tätigen Carlo 
Carlone" besteht. 
Im folgenden soll versucht werden, an einem 
konkreten Beispiel Carlones Einfluß auf den 
jungen Maulpertsch zu erhärten und gleich- 
zeitig auf die Bildungsfaktoren der schwäbi- 
schen Heimat des Künstlers hinzuweisen. 
Unmittelbarer Anlaß dieses Vorhabens ist je- 
doch die Berichtigung eines Fehlers des Autors 
in einer frühen Veröffentlichung. 
In den Beständen des 1970 begründeten und im 
Aufbau befindlichen Salzburger Barockmuseums 
befindet sich eine Grisaille (Öl auf Papier, 
53 x 36 cm) mit der Darstellung der Kommu- 
nion der Apostel (Abb. 3). 
Die in ihren Zwischentönen zwischen Weiß, 
Grau, Braun und dem roten Grund sehr leben- 
dig wirkende Skizze lief ursprünglich unter 
dem Namen Maulpertsch. Schon 1964 hatte 
Klara Garasa darauf hingewiesen, daß das - 
ihr nur aus einer Fotografie bekannte - Werk 
möglicherweise eine Arbeit des frühen Maul- 
pertsch sei, der ja später eine in Komposition 
und Stil sehr verwandte Radierung geschaffen 
hat4. 
Als sich jedoch in der weiteren Diskussion her- 
ausstellte, daß die Komposition in enger An- 
lehnung an das Altarblatt Carlo Innocenzo 
Carlones in der Schloßkirche von Ludwigsburg 
steht, entschloß sich der Autor, in seinem Kata- 
log Visionen des Barock, Darmstadt 1965, 
Nr. 125, die Grisaille dem Carlone zuzuschrei- 
ben. Diese Zuschreibung als Kompositionsent- 
wurf für das 1717-1720 entstandene Lud- 
wigsburger Altarblatt ist allgemein anerkannt 
wordenö. 
Dennoch muß sich der Autor heute zur Ver- 
öffentlichung einer Korrektur entschließen und 
die Grisaille wiederum Maulpertsch zuweisen. 
Durch die Entdeckung des polychromen Mo- 
dells Carlones für Ludwigsburg durch Bruno 
Bushart7 stehen uns nunmehr vier Arbeiten 
für einen interessanten Vergleich zur Verfügung: 
Das Altarblatt Carlones (Abb. l), das Modell 
Carlones (Abb. 2), die Grisaille (Abb. 3) und 
die Radierung Maulpertschs (Abb. 4).
	        
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