Kurt Rossacher
Seit Otto Beneschl sind die künstlerischen Wur-
zeln des Franz Anton Maulpertsch immer wieder
D ER JU N G E MAU LP ERTS C H Gegenstand der Diskussion. In ihrer umfassen-
UND CARLO
INNOCENZO CARLONE
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den Monographie des Meisters hat Klara Garasz
darauf hingewiesen, daß neben der überragen-
den Lehrerpersönlichkeit Paul Trogers und
neben aktuellen Einflüssen der Venezianer, wie
Sebastiano Ricci, Gianantonio Pellegrini und
Giambattista Pittoni, bei den Frühwerken des
Meisters „eine gewisse Ähnlichkeit mit den
Arbeiten des ebenfalls in Wien tätigen Carlo
Carlone" besteht.
Im folgenden soll versucht werden, an einem
konkreten Beispiel Carlones Einfluß auf den
jungen Maulpertsch zu erhärten und gleich-
zeitig auf die Bildungsfaktoren der schwäbi-
schen Heimat des Künstlers hinzuweisen.
Unmittelbarer Anlaß dieses Vorhabens ist je-
doch die Berichtigung eines Fehlers des Autors
in einer frühen Veröffentlichung.
In den Beständen des 1970 begründeten und im
Aufbau befindlichen Salzburger Barockmuseums
befindet sich eine Grisaille (Öl auf Papier,
53 x 36 cm) mit der Darstellung der Kommu-
nion der Apostel (Abb. 3).
Die in ihren Zwischentönen zwischen Weiß,
Grau, Braun und dem roten Grund sehr leben-
dig wirkende Skizze lief ursprünglich unter
dem Namen Maulpertsch. Schon 1964 hatte
Klara Garasa darauf hingewiesen, daß das -
ihr nur aus einer Fotografie bekannte - Werk
möglicherweise eine Arbeit des frühen Maul-
pertsch sei, der ja später eine in Komposition
und Stil sehr verwandte Radierung geschaffen
hat4.
Als sich jedoch in der weiteren Diskussion her-
ausstellte, daß die Komposition in enger An-
lehnung an das Altarblatt Carlo Innocenzo
Carlones in der Schloßkirche von Ludwigsburg
steht, entschloß sich der Autor, in seinem Kata-
log Visionen des Barock, Darmstadt 1965,
Nr. 125, die Grisaille dem Carlone zuzuschrei-
ben. Diese Zuschreibung als Kompositionsent-
wurf für das 1717-1720 entstandene Lud-
wigsburger Altarblatt ist allgemein anerkannt
wordenö.
Dennoch muß sich der Autor heute zur Ver-
öffentlichung einer Korrektur entschließen und
die Grisaille wiederum Maulpertsch zuweisen.
Durch die Entdeckung des polychromen Mo-
dells Carlones für Ludwigsburg durch Bruno
Bushart7 stehen uns nunmehr vier Arbeiten
für einen interessanten Vergleich zur Verfügung:
Das Altarblatt Carlones (Abb. l), das Modell
Carlones (Abb. 2), die Grisaille (Abb. 3) und
die Radierung Maulpertschs (Abb. 4).