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zu erreichen. Auch für andere Radierungen
Maulpertschs kennen wir vorbereitende Gri-
saillen, deren Funktion sehr oft in dieser Ridi-
tung zu suchen ist, wenn auch beides - Grisaille
und Radierung - schließlich seinen weiteren
Niederschlag in größeren Gemälden findet '.
Der vorliegende Vergleich hilft uns audi, die
Kenntnis der Frühzeit des jungen Künstlers
zeitlich besser zu schließen. Wir wissen, daß der
aus Schwaben gebürtige Maler sich vorerst nur
vorübergehend in Wien aufgehalten hat, wo
er zwischen 1739 und 1745 an der Akademie
in der Anfängerklasse der Seholizren studierte 1".
1745 schließt die Akademie wegen Raumschwie-
rigkeiten, und Maulpertsch heiratet in Wien.
Bis zu seiner zweiten Wiener Studienperiode
klafft nun in der Forschung eine Lücke von
vier Jahren.
Man könnte durchaus annehmen, daß der
Künstler - seiner weiteren Chancen in Wien
noch ungewiß - in dieser Periode des Wartens
und der Existenzsuche vorübergehend auch die
alten Verbindungen und die Chancen in seiner
süddeutschen Heimat geprüft und - wenigstens
zeitweilig - genützt hat. Dies beweisen uns
ja nidwt nur eine Reihe von Arbeiten, wie bei-
spielsweise die Altarblätter der hl. Walpurga
x rruii-i IHHOH Maulpcrtxdi, da. Äkidtmit rriir iiiruri Attri-
buten zu Fußcn lüinervcns. Grisaille, 1750, 26x 31 cm.
Sämmlllllg W.Rcusd1:l, Muridirri, Bayerisches National-
ruuirurir
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mit Heiligen in Eichstätt und Ulm. Auffallende
stilistische Übereinstimmungen mit dern kur-
mainzischen Hofmaler Giuseppe Appiani 1', der
in Franken und am Bodensee tätig war, sind
bisher noch nicht erforscht. (Untersuchungen in
dieser Richtung könnten vielleicht manche Fra-
gen - wie den auffallenden Auftrag für das
Altmünsterkloster in Mainz - erklären helfen.)
Die Grisaille nach Carlones Ludwigsburger
Altarblatt scheint uns somit ein weiteres wichti-
ges Indiz für diese sdiwäbisch-süddeutsdie Früh-
zeit zwischen den Studiengängen an der Wiener
Akademie zu sein. Sie zeigt die intensive Be-
schäftigung Maulpertschs mit Carlone, der da-
mals - schon seit Jahrzehnten nicht mehr in
Wien - einen Höhepunkt seiner glanzvollen
Karriere als Freskant der deutschen Fürsten-
höfe erlebte. Die immer wieder festgestellte
Ähnlichkeit in Frühwerken Maulpertsdis findet
damit eine konkrete Begründung.
Andere Beispiele dieser Komposition - wie
ein Exemplar der Bremer Kunsthalle (von B.
Bushart versuchsweise dem J. I. Wegscheider
gegeben) 12 -- sind von Carlone ebensoweit wie
von Maulpertsch entfernte Wirkungen des in
dieser Zeit berühmten Ludwigsburger Altar-
blattes.
s Detail, Haupt CilfiSti illS Carlones Mudellskizz:
e Detail, Haupt Christi au! Mälllpärßdl GHSLHllE
r Detail, Haupt ciirirri aus Maulpertsdis Radierung
Als letzte Anregung, die uns diese Gedz
gänge geben, möge schließlich der Einbl
die Arbeit des Künstlers, das Ringen ur
Komposition, aufgezeigt werden: Zwischei
und 1750 nimmt der junge Maler die Inv
eines anderen als Skizze auf Papier mit,
schon seine eigene künstlerische Spracl
brauchend. 1763 variiert er den Vorwur
mals in einem Gemälde für die Pfarrkir
Orlat". Jahrzehnte später - 1785 -
er den in seiner Inventionssamrnlung arcl
ten Vorwurf neu auf, anscheinend an
eines konkreten Auftrages - des Refekto
bildes für Klosterbruds 14. Schrittweise
er sich vorerst durch eine Radierung vor
lone, bis schließlich eine neue, breitfori
Komposition der Kommunion der Aposti
steht.
So führte die Korrektur eines Fehlers '
zu neuen Erkenntnissen. Dieser Beitrag i
kritische Redaktion von Tatsachen, di
durch vorhergehende Leistungen ander
möglicht wurde. Ein Fund durch Bruno B
hat die grundsätzliche erste Beurteilung
Frau Klara Garas bestätigt. Am Enc
Redaktionsarbeit sei daher beiden Foi
der Dank des Verfassers ausgesprochen.
ANMERKUNGEN 9-14
'Wie die Grisaillen für dir iudirruriir Der oudriru
irri Gßfmönlidllfl Nationillmnscum Nürnberg und
Staatsgalerie Stuttgart. Eine izudii-riirir von 5. Crc
iruuiprrrrdr (Klara Garni, 1.1.0., Fig. 16) Sdltlll
Sammenhang zu Sißilvll ruir der Grisaillc Triumph d
iri der Silmmiung Rossadit-r. (ViSiOXICH des um.
Nr. es.) Dies: dort irrig als Äriwl! i. M. Sdlmldlä
Skizze Sdlüinl Ebenfalls ciiie Arbeit Maulpertsdis
Farbauftrag, Figurentypcn iirid Vcrfremdun rri weig-
Spätstil, die Komposition bildet das Mittel cld VOn
Radierung 113d} Miulptfrtidi. - eirir WEIICIC, i!!! K].
(a.a.O., Fig.7) abgebildete Radierung iiudi M:
zeigt die rtiiirii-iruriipri der Apüitll irri Querforr
künstlerisdi schwache Bill! setzt die hodaformatige r
V01] ms voraus urid gibt iri der KDmpOSiliOn das
riuiiirbiid V01] Klcsterbrudt WlCdCf. (Klara Garas.
Nr. 180-182.) .
1' Klara Gafai, a. a. 0., s. 1 n.
"BCSDHÖQYS eindrudtsvoll ist der Vergleich iiuri Appi
in sdiiriii Seehof bei Bamberg gtädlafffllßm Dedtcnf
Maul Ertidß iiur Wenig später entSllndßnüm um
sdiipg Kifdßlßlitrl. ilirurt-rirypi-ri, Bewegungen uiid
SlliDn zeigen 0171011 Uarocdiettn als ironischen Nadik
ninlS, der auch dem gleidfztltig iri Sechof tätigen
Ferdinand Dietz Clgiflltümildl 15K. Eine sriiuiriiirir, d
falls dem Wiener ÄmblCHlC entSpringEn kann. Der
möchte auf diese Frage iri einem gCSDndHWn iari
weisen.
1' Bamrk am BodenseelMaIerei, Aussrellungskzitalog,
196}, S. 69. Nr. 1513.
" Klara Gans. a, a. 0., S. 210. Nr. 154. Abb. 161.
" Klara Garas, 1.1.0., Nr. 180-181.