1erhaIb der österreichischen Avantgarde zählt
tbert Pfaffenbichler zu den konsequentesten Außen-
itern. Sein Beharrungsvermägen, gegen den Strom
schwimmen, hat der 1942 in Ybbs an der Donau
borene, seit 1960 in Wien lebende Künstler schon
rr Jahren bewiesen. Pfaffenbichler war bis 1967
1 rein „abstrakter" Maler, dessen eher spröde,
-m Betrachter nicht gerade entgegenkommende
Ider in einem sehr knapp gehaltenen Vokabular
gelähnlicher Formen und Formationen ihr Aus-
198i! fanden. Diese Beschränkung und Konzen-
ition auf wenige, dem Künstler wesentlich er-
ieinende Probleme geschah allerdings immer
ter Nutzung eines breiten Spektrums mit Verve
handhabfer graphischer und malerischer Nuan-
zrungen, die als Bilddetails in reizvollem Kontrast
den Volumina der großen beherrschenden For-
Jtionen standen.
18h in mehrfacher Weise beachtenswerten Wandel
tte Pfatfenbichlers Guvre vor vier Jahren zu ver-
ichnen. Oberflächlich betrachtet, könnte man in
rr damals vorgenommenen Rückkehr zum Gegen-
indlichen einen Bruch zu den früheren spannungs-
Ichen Abstraktionen sehen. In Wahrheit handelt
sich iedach um eine als notwendig erachtete echte
aufarmulierung eines in vielem gleichgebliebenen
iliegens und damit um eine Verlagerung eines
I wie dort konsequenten künstlerischen Wollens
d Ausdrudcsvermögens.
atfenbichlers neue Malerei und Graphik gibt so
rar in ihrer Summe ein radikal anderes, betont
biektiv interpretiertes Bild unserer Welt und ihrer
obleme, die bestimmenden und mitformenden
itriebskräfte sind iedoch im wesentlichen dieselben;
e Konzentration auf das, was einem tatsächlich
tter der Haut brennt, beziehungsweise die dieser
zltung innewohnende, iedoch nur dank entspre-
endem Umsetzungsvermögen relevante innere
uterkeit.
Hubert Pfaffenbichler interessiert die Vielschichtig-
keit signifikanter Zeiterscheinunen einschließlich
dem dazugehörigen soziologischen Hintergrund. Zur
Illustration dieses Bemühens: Pfaffenbichlers Aus-
stellungen in einem Fleischerladen und einem Schuh-
salon der Inneren Stadt, die 1968 für einige Auf-
regung im Wiener Kunstbetrieb sorgten.
Pfaffenbichlers zeitkritisch-aggressive Pop-Kreationen
wirkten damals beinahe als Schock für den Normal-
verbrauaher, der in Sachen Kunst ohnedies zur
Lethargie neigt und sich angesichts des Gebotenen
in mehrfacher Weise irritiert varkam. Was der
humorig-kauzige Maler zwischen Maßschuhen aller
Art, zwischen Beinfleisch, Schinken, Würsten, Ge-
selchtem und Senf zu durchaus erschwinglichen
Preisen anbot, fiel freilich nicht nur durch den
Schauplatz der Handlung aus dem Rahmen des
Gewohnten, sondern auch in rein künstlerischer
Hinsicht. Bilder über die Mondflüge der Astronauten
Shepard, Glenn und Cooper, ein knalliges Porträt
Mao Tse-tungs (entnommen einem lllustriertencover)
und eine unverblümte Paraphrase über das Chikago-
Massaker AI Capones waren Kostproben einer
brisanten Thematik. Pfatfenbichler, der seine Bilder
und Graphiken in den verschiedensten Techniken
seit damals zusätzlich zur Unterschrift auch jeweils
mit dem - inzwischen zu einer Art Markenzeichen
avancierten - Stempelabdruck „Rebel-Cap" („Re-
bellenkappe") signiert, greift auch heute aus der
Fülle der Realität das heraus, was ihm einerseits
als formaler Anlaß ergiebig, andererseits aber auch
inhaltlich, im gesellschaftlichen Zusammenhang, für
unsere Zeit symptomatisch erscheint.
Dieses zeitkritische Engagement entzündet sich mit
Vorliebe on aktuellen Phänomenen: an den bereits
erwähnten Mondflügen und ihrer Problematik, an
der Fragwürdigkeit politischer Leitbilder, an militä-
rischen Symbolen und Zitaten aus der Konsumwelt,
denen - gerade was Ptaffenbichlers neueste „Aus-
u-ewmd
Hubert Ptaffenbidiler, Zeichnung 1969
Hubert Ptaftenbichler, „Helm". Siebdrudr
Varianten
Hubert Pfaffenbichler, Alle Saurus dUf Caterpillar,
m7. Radierung
Hubert Pfaffenbichler, Mairtin Luther King und Cassius
Cluy, m1. Radierung
Hubert Pfoffenbichler, „EI Hombre", 1970. Beistift-
zeichnung mit Tempero
in drei
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