dazu das Glück, hierfür begabt zu sein (nicht ieder
lernt singen oder bringt es auch bei redlichem
Bemühen dabei nur auf eine bescheidene Stimme),
sa kann man sich zusätzlich auch noch Werte
schaffen, wobei ieder sein Lehrgeld zu bezahlen
hat. Wer Risiko und Verzicht auf andere schöne
Dinge des Lebens scheut, möge lieber die Finger
vom Sammeln lassen. Selbst der Einkauf eines
Schiele-Blattes garantiert nicht einen bleibenden
Wert, var allem nicht den Wert (Preis), den man
dafür angelegt hat, oder gar eine Wertsteigerung.
Und auch sogenannte „Geheimtips" können sich
(kaufmännisch gesehen) als Nieten erweisen. Allein
die Beschäftigung mit den schönen Künsten (ohne
Spekulationsgedanken) bereitet ständige Freude,
bereichert innerlich, bildet weiter und schafft eine
willkommene Auflockerung und Unterbrechung in
Arbeit und Alltag. Da der Sinn einer Sammlung
eigentlich nicht darin besteht, „im Verborgenen zu
blühen" und nur den Intentionen eines Eigenbrötlers
voll und ganz gerecht zu werden, um sie vor den
Blicken der Außenwelt zu hüten und zu schützen,
könnte es iedem Sammler, der wirklich etwas zu
bieten hat (nicht dilettantisches Zeug, das wohl den
Besitzer erfreuen aber die Uffentlichkeit keineswegs
zu bereichern vermag), nur recht sein, würde durch
eine Ausstellung auch allen Kunstsinnigen die Mög-
lichkeit geboten, sich an Beispielen der Kunst unserer
Zeit zu orientieren, den Blick zu schulen und
Anregungen zu empfangen. Es war daher nur richtig,
daß ein Teil der Sammlung im stimmungsvollen
Rahmen während der Bregenzer Festwachen (einzig
aus Privatinitiative hervorgegangen und von keiner
offiziellen Stelle unterstützt) gezeigt wurde. Ein für
österreichische Verhältnisse geradezu verschwende-
risch ausgestatteter Katalog mit einer Einführung
über das Sammeln an sich, mit einem geistreichen
und brillanten Vorwort von Reinhard Müller-Mehlis,
mit sorgf"ltig bearbeiteten Künstlerbiographien und
dazugehöriger wesentlicher Literatur, auf den letzten
Stand gebracht, sowie vor allem mit 54 herrlichen
Tafeln, begleitete die Ausstellung, die nicht nur
durch den zahlreichen Besuch, sondern auch durch
die Werbung der Massenmedien einhellig zu einem
nicht zu übersehenden Erfolg wurde. Eine Wieder-
holung dieser Ausstellung in gleicher oder anderer
Zusammensetzung aus dem reichen Bestand der
Sammlung an anderen Orten wäre zu wünschen,
wobei allerdings deutsche und Schweizer Kunst-
stötten diesbezüglich schon reges Interesse bekun-
deten, was aber gerade von österreichischen Museen
und Kunsttempeln nicht behauptet werden kann.
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