reichischen Kunstindustrie. Für die großen Bauvor-
haben der Ringstraße und die aus einem neuen
Wohlstand resultierende großbürgertiche WohnkuI-
tur waren diese Kunstbronzen ein wesentlicher Be-
standteil der Baudekoration und lnterieurgestaltung.
Es war Rudolf von Eitelberger, der Direktor des
Museums für Kunst und Industrie, der bald nach
den Erfolgen auf der Weltausstellung im Jahre
1873 eine Wiener Bronzegesellschaft gründete.
Diese bedeutende Gesellschaft wurde im Jahre
1885 zum Wiener Kunstgewerbeverein mit dem Sitz
am Österreichischen Museum umgewandelt. Da-
mals richtete man eine Ziselierschule sowie eine
chemisch-technische Versuchsanstalt an der Kunst-
gewerbeschule ein, die sich mit der Veredlung und
den Patinierungsverfahren für Bronze und Metall-
orbeiten befassen sollte.
Alle diese Maßnahmen dienten dazu, daß aus den
metallverarbeitenden Betrieben und Werkstätten
Arbeiten hervorgingen, die von einer seltenen
Perfektion und Beherrschung aller Techniken zeug-
ten. Um 1398 erreichte dieser kunstindustrielle und
kunstgewerbliche Zweig mit mehr als 230 Fabriken
und Werkstätten in Wien sowie einer Jahrespre-
duktion von 1,5 Millionen Gulden einen einmaligen
Höhepunkt. ln diesem Jahr gründete der 26iährige
Ziseleur und Gürtlermeister Carl Hagenauer, der
bei der renommierten Wiener Firma Würbel und
Czokally gelernt hatte, die „Werkstätte Hagen-
auer". Ausgerüstet mit allen Kenntnissen zur Be-
arbeitung von edlen und unedlen Metallen, schloß
er sich bald den vom Museum und seiner Schule
ausgehenden zeitgenössischen Tendenzen des Ju-
gendstils an und wurde so von Anfang an ein Ver-
treter der Moderne im Rahmen der Wiener Metall-
warenerzeugung.
Sein ältester Sohn Karl, geboren 1898, besuchte
die Wiener Kunstgewerbeschule und studierte unter
Josef Hoffmann und Oskar Strnad. Als er 1919 in
die Werkstätte seines Vaters eintrat, stand er ganz
im Banne der von Hoffmann und der Wiener
Werkstätte geprägten Stiltendenzen, die radikal den
Jugendstil der Vätergeneration ablehnten und allein
die den zwanziger Jahren zeitgemäße Formen-
sprache finden wollten. In diesen Jahren wurde die
Firma zu einem Hauptvertreter des Wiener Kunst-
gewerbes, deren Produktion ietzt nicht nur die Me-
tallverarbeitung allein, sondern auch Gebrauchs-
und Einrichtungsgegenstände aus den verschieden-
sten Materialien umfaßte. Dieser erweiterte Auf-
gabenbereich wurde durch die Mitarbeit des Archi-
tekten Julius Jirasek ermöglicht, der bei Oskar
Strnad an der Kunstgewerbeschule studiert hatte
und 1930 in die Werkstätte Hagenauer eingetreten
war. Beide, Karl Hagenauer und Julius Jirasek,
wurden zu Vorkämpfern iener ab 1928 sich immer
mehr durchsetzenden Bestrebungen einer neuen
Sachlichkeit für alle Gebiete des Kunstgewerbes.
Ihnen schloß sich der im Jahre 1906 geborene
Franz Hagenauer an, der an der Kunstgewerbe-
schule den Jugendkurs Franz Ciczeks und die Bild-
hauerklasse von Anton Hanak absolviert hatte.
Einige Arbeiten in Kupfer und Bronze zeigen ihn
als einen der wenigen Metallplastiker, die in den
dreißiger Jahren von sich reden machten. In der
Folge und bis zur Gegenwart entstanden daneben
aber auch viele Entwürfe und Modelle für Ge-
brauchsgeräte in Metall und Holz. Seit 1962 leitet
Franz Hagenauer eine Meisterklasse für freies
Gestalten in Metall an der Hochschule für ange-
wandte Kunst und gibt seine reichen Erfahrungen im
freien und angewandten Gestalten lehrend an
seine Schüler weiter. Wilhelm Mrazek
1 Exquisit 1958, Prof. Claus Josef Riedel. „Schönstes Glas
der Welt", 1959. Carning Museum New York
Sinusvase, 1968. Prof. Claus Josef Riedel und Rudolf
Truwäger
Colombo 1969. Ardi. Jae Colombo
Beschläge von Carl Hagenauer, 1900. Messing
Abstelltisch van Julius Jirasek, 1937. Kirschholl mit
Geflecht
Kaffeeservice van Karl Hagenauer, ca. 1926. Chinasilbar
Kopf van Franz Hagenauer, 1936. Alpaku, getrieben
Torso von Franz Hagenauer, 193a. Kupfer, getrieben
tknokfku- und Kaffeekanne von Karl Hagenauer, 1936.
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