eine DpUf aggressiver una airekter,
bleibt iedoch im wesentlichen seiner
Thematik genauso treu wie der far-
big intensiven, graphisch betonten
Art seiner ausgesprochen expressi-
ven Umsetzung. Seine realistisch-dra-
stischen Darstellungen gleichnishaften
Charakters interpretieren den Men-
schen als sexuelles Monstrum, einge-
keilt in Perversionen verschiedenster
Art. Ringels ausladend breite Weiber
und fratzenhaft verzerrte männliche
Ebenbilder sind triebbesessene Pro-
dukte einer nicht bewältigten Umwelt
von Konsum und Sex, die den Men-
scheu in lasterhafte Roboter, in ge-
fährliche „Gestörte" und Isolierte um-
wandelt. Sie müssen und werden ihre
Aggressionen in symptomalisch nega-
tiver Weise los. Man kann diesem
schockierenden Anliegen seine Legiti-
mität nicht absprechen. Ob freilich
das Suiet in der nun schon einige
Jahre hindurch strapazierten Version
im geistigen und malerisch-graphi-
schen Vollzug auch in Zukunft
noch genügend herzugeben vermag,
bleibt allerdings fraglich. Ringel wird
sein Kokettieren mit dem Häßlichen
zumindest stark abwandeln müssen,
um dem Vorwurf spekulativer Ma-
nieriertheit zu entgehen und seinem
schmeichelhaften Ruf als „neuer
Schiele" gerecht zu bleiben. Daß seine
Bilder mehr denn ie gefragt sind, ist
daher in gleicher Weise Bestätigung
wie Verpflichtung. Dies gilt auch für
Ringels Personalschau in der Frank-
furter Surrealisten-Galerie Sydow, die
- begleitet von einem umfangreichen
Farbkatalog - inzwischen eröffnet
wurde (Abb. 9).
Kleine Galerie -
Lore Richter-Heuermann
Batiken werden heute im allgemei-
nen, wie vieles andere mehr, das man
bei uns mit dem nicht gerade präzise
abgrenzenden Vokabel „Kunsthand-
werk" umsdtreibt, sofort und aus-
schließlich in ihrer rein angewandten
Funktion als Kopftücher und derglei-
chen eingestuft und bewertet. Damit
ist fälschlicherweise zumeist auch eine
Abwertung in künstlerischer Hinsidit
verbunden, was zwar in Anbetracht der
Durchschnittspraduktion vieler Kunst-
handwerker verständlich sein mag,
den Einzelfall iedoch nicht berühren
dürfte. Wer die auch international
immer stärker beachtete Qualität un-
serer führenden Kunsthandwerker
kennt, weiß allerdings, wie verwerf-
lich ein derartiges Pauschalurteil auf
diesem ohnedies in einer gewissen
strukturellen Krise befindlichen Sektor
bildnerischen Schaffens ist. Funk-
tionsabhängigkeit und Art eines Ge-
genstandes tangieren den künstleri-
schen Wert nur sekundär, so daß auch
im Kunsthandwerk immer wieder Lei-
stungen anzutreffen sind, die hinsicht-
lich ihrer Qualität und Absicht Bei-
spielen der freien Kunst durchaus ver-
gleichbar sind. Zu diesen erfreulichen
Ausnahmen zählen auch die farbigen
Bildbatiken der Wienerin Lore Richter-
Heuermann, die im April in einer be-
sonders qualität- und verdienstvollen
Ausstellung der Kleinen Galerie zu
48
metrischen Abstraktion in der Malerei
ist der Stil Lore Richter-Heuermanns
sehr intuitiv geprägt. lhre auf Holz-
rahmen aufgespannten Tücher bewei-
sen die Sensibilität der Künstlerin für
formale Spannungsgegensätze und
ihre Sidierheit im Zueinander har-
monischer Farbkombination und
Wertigkeiten. Die bis zu zweieinhalb
Meter hohen, in zumeist drei bis vier
Farben hergestellten Bildbatiken ver-
einen den materiellen Reiz und die
detailreiche Struktur der Seide mit
sehr übersichtlich und ausgewogen ge-
setzten geometrischen Zeichen und
Symbolen eines breiten, beherrschen-
den Pinselduktus. Als gelungene Bei-
spiele engagierter Arbeit könnten
diese preiswerten und dekorativen
Bildbatiken auch für andere Künstler
Ansporn zu einer intensiveren Nut-
zung der adäquaten Möglichkeiten
dieser traditionellen Technik sein
(Abb.10).
Galerie im Griechenbeisl -
Gottfried Fabian, Leopold Hauer
Malerei als eine im wesentlichen
gleichgebliebene geistige Haltung und
bildnerischen Vollzug dokumentierte
die Ausstellung von Gottfried Fabian
in der Galerie im Griechenbeisl in
Wien. Die mehr als dreißig Werke
umfassende Schau vereinte Arbeiten
der letzten vier Jahre, die Fabian mit
Kunstharzfarben auf Leinwand oder
Hartfaserplatten gemalt hat. Als ab-
gerundeter Einblick in das im allge-
meinen zuwenig bekannte und be-
achtete CEuvre des 1905 in Dresden
geborenen Künstlers und Freundes
von Hans Hartung kam der - außer-
halb der üblichen Modetrends lie-
genden - Schau gerade innerhalb
der Wiener Ausstellungsszene eine
wichtige informative Funktion zu.
Fabians Abstraktionen sind klar über-
schaubar. Sie beruhen im wesentlichen
auf den reizvollen und sehr bewußt
gehandhabten Wechselwirkungen au-
tonom gesetzter graphischer Linien,
Verläufe und Balken mit farbigen
Bahnen, Spannungsfeldern und ähn-
lichen flächigen Partien. Fabians
Bilder - und hier vor allem die be-
sonders gelungenen kleineren Formate
- lassen sich als sehr persönliche und
eigenständige Variante zwischen Ac-
tion-Painting und dem ebensosehr
durch die spontane Geste bestimmten
lyrisdien lnformel charakterisieren.
Trotz ihrer klaren formalen Bestimmt-
heit provozieren die sehr spannungs-
reichen, lebendigen und alles eher
denn sdiematisch-stereotypen Darstel-
lungen im Betrachter einen weiten
Assoziationsspielraum. Dieser sollte
freilich weniger gegenständlich inter-
pretiert, als vielmehr in Analogie zur
Musik verstanden und genützt wer-
den. Den iüngst entstandenen Bildern
aus 1971 wäre allerdings ein Plus
an Formverfestigung und Verdichtung
im Sinne früherer Kompositionen zu
wünschen.
1971 ist für Österreich ein Jahr wich-
tiger Künstleriubiläen. Der weit über
die Grenzen seiner Heimat hinaus
bekannte Architekt Clemens Holzmei-
ster feierte seinen 85. Geburtstag, der
endung seines 75. Lebensiahres stellte
die Galerie im Griechenbeisl einen
weiteren Doyen österreichischer Ma-
lerei vor: Leopold Hauer. Hauer über-
rascht auch in seinen neuesten Arbei-
ten durch ungetrübte Vitalität und ein
spürbar lebendiges und edites Ver-
hältnis zur Malerei. Das beweisen vor
allem einige im Voriahr entstandene
Ulbilder, die so einfachen und schein-
bar nebensächlichen Motiven wie
einer „Brettltür', einem „Schindeldach'
oder einem „Gatter" gewidmet sind.
Die meist mittelgroßen Formate un-
terstreichen die noch immer beacht-
liche handwerkliche Sicherheit, mit
der Hauer in eigenwilliger und subtiler
Form dieser Poesie alter Mauern und
Hölzer stattgibt. Hauers Palette be-
vorzugt Grau- und Braunnuancen.
Wenn es das Motiv verlangt, werden
diese iedoch durch kräftige und fri-
sche Akzente ergänzt. Ein besonders
gelungenes Beispiel für diesen reiz-
vollen Kontrast; ein 1969 gemaltes
Bild aus dem bosnischen Jayce, das
zu den stärksten der Schau gerechnet
werden konnte. Ergänzend zu der ur-
sprünglich durch Egon Schiele und
Egger-Lienz oeeinflußten Malerei
stellte der um die Relationen der
Kunst wissende und sich stets be-
scheiden im Hintergrund haltende Ma-
ler eine Auswahl von Tuschzeichnun-
gen vor. Leopold Hauer hat sie von
seinen Jugoslawienreisen mitgebracht.
In ihrer sparsamen Linearität kaum
abstrahierender Beschreibung gelten
auch sie den Lieblingsmotiven des in
Niederösterreich lebenden Künstlers:
der Landschaft und der bäuerlichen
Architektur, deren diverse Formen für
Hauer echte Symbolkratt besitzen (Ab-
bildung 11, 12).
Modarn-Art-Galerie
Hans Staudacher
Mit einer kleinen Schau von Computer-
Graphiken des Wieners Otto Beckmann
wurde eine neue Galerie mit dem
etwas hochtrabenden und nicht ge-
rade originären obenstehenden Titel
eröffnet. Auf Beckmann folgte Hans
Staudacher, einer unserer profilier-
testen Maler Lyrischen lnformels, der
zur Vernissage seiner Schau 120mal
die gleiche Lithographie an die
Wände hängte. Staudachers als Fünf-
farbenoffsetlitho erschienene Graphik
mit dem Titel „Hände" fungierte da-
mit als publicityträchtiger Eröffnungs-
gag, mit dem sich der bekannte Künst-
ler über den allenorts feststellbaren
Druckgraphikboom in gewohnt ironi-
scher Form lustig machte. Seriöser und
künstlerisch ergiebiger verlief freilich
die zweite Hälfte der zweigeteilten
Staudacher-Schau. Sie gab an Hand
größerer und kleinerer Bildfarmale
einen knappen Querschnitt durch Stau-
dachers Produktion der letzten Jahre,
wobei übermalte Collagen sowie ei-
nige kleinere lyrische Blätter beson-
ders hervorstachen (Abb. 13).
Peter Baum
1959. Max von Esterle, dessen
Karikaturen in verschiedenen
schritten erschienen sind, köni
wir getrost neben manchen se
bekannteren Zeitgenossen ste
einer an Gulbransson erinneri
Kraft sind von ihm so bekannt
Persönlichkeiten iener Jahre vi
Albin Egger-Lienz, Karl Schön
Ludwig von Ficker, Georg Tra
Theodor Deubler, Frank Wede
und Karl Kraus mit dem Zeichi
festgehalten worden. Das Cha
stische ist lebendig und gegen
Seine Ölbilder hingegen trage
deutlidi den Stempel des Jugi
Erich Lechleitner, von dem
hauptsächlich Aquarelle und T
bilder zu sehen waren, ist sich
der Stillere, was sich audi in s
Farbgebung manifestiert. ln d:
Entwicklung ging er weiter. Ei
zu unterschätzenden Eindruck
seine Reise nach Paris 1911 hi
lassen haben. ln vielen seiner}
ist die Spur Cezannescher Gef
zu spüren. Es ist sidier bedaui
daß diese nobel gemalten Bilc
schon früher eine größere,
zusammenfassende Präsentatir
erfuhren (Abb. 14, 15).
WELS hatte in der GULDEN-G
vom 12. März bis 4. April den
Niederösterreicher JÜRG HIET
zu Gast. lm ganzen waren 13
Radierungen, sieben Lithos, ne
Linolschnitte, davon viele in m-
Farben, und zehn Tusche-Pins
nungen zu sehen. Der Künstler
zeitkritischer und satirischer
geworden. In manchen Figurat
erinnert er an George Grosz. 1
weisen auf eine auch bei andi
Graphikern unserer Tage stark
auftretende Neigung zu Bilder
ähnlich iener der Comics, hin.
Die Vergänglichkeit wird uns ii
Anblick der Uhren, ein Motiv,
sich Hi tzgern immer wieder
besdiäftigt, bewußt, wenn aud
dieses und ienes, dieser und ie
Kasperl die Zeiger anzuhalten
versucht (Abb. 16).
In LINZ stellten in der NEUEN
GALERIE zwei Kärntner Maler
Graphiker aus. Vorn 15. April E
15. Mai waren die Arbeiten der
beiden Villadter HEINZ PETER
und HUGO WULZ zu sehen. Es
eine sehr umfangreiche Schau.
zeigte 41 und Wulz 44 Arbeiten
Jüngere, Mayer, ist außerorder
sparsam, seine Ulbilder sind ni
in wenigen Farben gehalten, ur
Formen, einfache Körper darste
sind wie das Sigel einer Bilder:
Von den von ihm noch vor einig
Jahren in der Nähe Klimts halt
Figuratianen ist er zu einer eigi
ausdrucksstarken Dingwelt gek
lnkrustationen geben den Tafel
eine hieratische Feierlichkeit. H
Wulz, schon immer mehr graph
orientiert, zeigt diesen Hang ai
in seinen Kunslharzbildern verw
wo die reinen Flächen hinter- b
nacheinander gesetzt seine selt:
Traumlandschaften ergeben. W
Maver mit seinen Bildern offen
nur statische Figuren hinsetzen