aus dem reichen Fundus der Fresken in
der Pöllauer Stiftskirdne, obgleich hier, im
Unterschied zur Sakristei, die umgekehrte Zeit-
folge der Übernahme vorliegt, in Freienstein
also nach den Vorbildern im Langhaus der
Pöllauer Kirche gearbeitet wurde. Als überaus
bedeutungsvoll für die vorliegende Abhandlung
ist die Kreuztragungsszene an der Decke der
Freiensteiner Kirche anzusehen. Das Zentrum
des Bildes, abzüglich der Johannes-Maria-
Gruppe links und der Frauen mit den Kindern
rechts, ist ein nahezu getreues Abbild des
Kartuschenfreskos in der zweiten linken Empore
der Pöllauer Kirche. Christus stürzt unter der
Last des Kreuzes, das ein Häscher wieder auf-
zurichten sucht, Veronika reicht das Schweiß-
tuda, Simon von Kyrene erfaßt den Kreuzes-
balken, und ein Offizier erteilt vor einer we-
henden Fahnc mit weisender Armbewegung
im Hintergrund seine Befehle.
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'44 .v __
_ X iävainauy-a
Wenngleich der farbliche Erhaltungszustand der
Freiensteiner Fresken im Verhältnis zu Pöllau
als ungleidi besser erscheints, besonders die
Fresken in den Emporen und Seitenkapellen
von Pöllau haben erheblich gelitten, so kann
doch noch immer mit zureichender Sicherheit
auf dieselbe Anwendung des Kolorits bzw. der
gleichlautenden farblichen Akzentuierung ver-
wiesen werden. Schon R. Meeraus erwähnt „ein
klares Hellblau, manchmal dem Lavendelblau
leicht genähert, (das) mit strenger Konsequenz
zur Akzentuierung der Hauptfiguren verwen-
det wird". In beiden Darstellungen ist der
Faltenwurf des hellblauen Mantels, den Christus
trägt, vollkommen gleich. Auch allen Marien-
gewändern ist in Freienstein das erwähnte
Blau vorbehalten; diese Farbe bleibt somit auch
hier auf die Hauptgestalten beschränkt. Neben
dieser Farbe muß noch der auffallend stark
und hell aufgetragene Farbton Gelb erwähnt
seren Erhaltungszustand, mit jener der F
folge von Pöllau identisch, deren Gesa
kung Meeraus mit „braunviolett von
rem Helligkeitswertm" charakterisiert. F
nend in diesem Zusammenhang, daß der
ler in den Himmelszonen, wie zum Bei:
der Kreuzerhöhurig, auf Blautöne kon
verzichtet, eine Eigenschaft, die für Pö
gleicher Weise bestimmend ist.
Zusammenfassend wäre zu bemerken, (
nerhalb der Freskenfolge von Freiensti
„Kreuzerhöhung" im Hinblidt auf die F
Sakristei und einer angenommenen kii
schen Urheberschaft Görz' die Bedeutur
Terminus post quem, für die „Kreuztr:
rückwirkend auf die erwähnte Empc
Stiftskirche, ein Terminus ante quem zu
chen ist. Für eine Zuschreibung an Görz
der „Kreuzerhöhung" zweifellos die höh
levanz zu, da nicht angenommen werdei
daß Görz etwa zwei Jahre später in de
auer Sakristei das Motiv der den Krei
ken emportragenden Engel nach einem
bekannten, in Freienstein vielleicht
Künstler kopiert hat. Vielmehr dürfte c
ler ein einmal kreiertes Motiv - eine S1
lage könnte der Anlaß gewesen sein -
verwendet haben.
Daß der Künstler gerne bei erarbeitete
formeln zu verweilen pflegte, ist schon
anzunehmen, weil auch alle in den Z
der Tonne angebrachten Kartuschenfeli
Kirche auf Bildvorstellungen fußen, d
zwei bis vier Jahre zuvor von Görz
Langhausdecke der Pöllauer Stiftskircl
wendung fanden. Es handelt sich dabei
Darstellung der Heiligen Zad1arias, J
Johannes d. T. und Anna, die auf den Y
bänken des Langhausfreskos thronen.
rasdiend gleichlautend mit den Mitglied
heiligen Sippe in den Freiensteiner Kar
fresken konzipierte der Künstler die I
Zacharias, Anna und Joachim. Mit seine
ten Arm weit ausholend, trägt der heili
chim in der linken Hand sein seit dem
der Barockzeit gewöhnlich verwendete:
but, die Hirtenschippe, einen an seinem
Ende mit einer Schaufel versehenen St
charias schwenkt bei jeder Darstellu
derselben Armhaltung sein Weihrauchf
trägt die seitlich gehörnte Mitra des
priesters. Audi in der Wiedergabe der
Anna, in Pöllau neben Joachim postie.
es der Künstler keineswegs der Mühe '
Freienstein seinen einmal konzipierten l
typus zu variieren. Für die Sakristei de
kirche in Pöllau gleichsam apriorisdi, bt
J Ehem. Stifrskirdie Püllau. Sakristei 7 Matthias
Dedu-nfrcsko, 1723
4 Wzllfahrlskirdie Maria-Freienstein - Matthias
Dcdtenfrexken, um 1720121
5 lzhcm. Suftskirdie Püllau - Matthias von Gör
fresko. Ausschnitt, 1718 vollendet
b Ehcm. Stiftskirche Pöllau, zweite linke Empore -
von Göre, Wandfresko. um 1718
ANMERKUNGEN 8-10
" DIE Wallfahrtskirdie St. Peter-Freienstein wurde 1
ricrt; s. UZKL) IVl1950, S. 116.
' R, Meeraus, 1.2.0., S. 28.
"' R. Mccraux, a. a. 0,. h. 211.