eine Reihe von Kopien, solche nach eigenen
Bildern und solche nach Bildern aus fremden
Galerien. Das ist weiter nicht verwunderlich,
wenn man bedenkt, wie nahe es liegt, sich ein
Bild vom Bild zu machen. Es ist nicht nur sehr
instruktiv zu kopieren oder auch nur abzue
zeichnen, Zug für Zug zu wiederholen und
verstehend jeden Strich nachzuvollziehen: es
ist auch so, als führte der Meister selbst dem
Schüler die Hand, damit d ser ihm gewisser-
maßen uachspreche und in das Wesen des M
sters eindringe. Neue Gebiete schließen sich
hier dem Kopierenden, dem Nachvollziehenden
auf und lassen ihn fast einen Abglanz der
Schöpferfreude nachempfinden.
Dabei versteht sich fast von selbst, dal's man
nur das wiederholt, wozu man eine Affinität
verspürt, eine Hinneigung und innere Vere
vwaxidtschaft. Das gilt natürlich nicht nur für
den Kopierenden, sondern ebenso für den alle
fälligen Sammler und eventuellen Besteller der
Kopie. Freilich ist der Vorgang der Anniihee
rung und der Auswahl beim Besteller und beim
Kopierenden - besonders wenn dieser selbst
ein Künstler ist - verschieden. Letzterer weiß.
was er will und was er ucht. Wenn Rubens
Tizian kopiert - die Wiener Galerie besitzt
zwei solche Kopien -, dann deshalb, weil die
Art, in der Tizian seine Probleme malerisch
löst. den Absichten des Rubens entgegenlwmmt,
ihm verwertbar erscheint. weil - um eine der
Absichten herauszugreifen - die spezifische
Sinnlichkeit der venezia eben Malerei sich
mit seinen eigenen Vorstellungen deckt. Das
beste Beispiel hiefür ist das „Pelzchen", das
Porträt seiner Gattin Halene Four ent, das
eine Abwandlung von '- ' chen im
Pelz" ist: keine Kopie, sondern gewissermaßen
eine zweite Fassung desselben Themas, voll-
bracht mit künstlerischen Mitteln, die berei-
chert sind durch jene, die Tizian zur Verfügung
standen. Übrigens kann man dieses Bild wohl
als ein besonders eindrucksvolles Beispiel eines
„imitare" ansehen, wie es das späte 16. jahr-
hundert verstanden hat; nicht als reine N
ahmung, sondern als schöpfe
ten und neu Überlegenh Freilich konnte eine
„imitatiu" derart sublimer Auslegung nur
einem Künstler vom Range eines Rubens ge-
lirigeri.
König Philipp IV. von Spanien, ein großer
Kunstkenner und Sammler, zahlte 900 Gulden
für Bilder Tizians, die aus dem Nachlall Ru-
bens" stammten. Er gab aber das Doppelte für
Kopien des Rubens nach Tizian'-' wohl nicht
deshalb, w ' ihm Rubens so viel mehr wert
war als Tizian. Dieser stand immer im höch-
sten Ansehen, sowohl bei den spanisehen wie bei
den österreichischen Hbsburgern, ebenso üb-
rigens auch am engli n Hof. Die Meinung