fenster wellig begrenzte und etwas dunkler ge-
färbte Rauhputzzone. Darüber folgt ein reicher
Schmudtfries: Zwischen den Fenstern sd1weben
vor einem Blattwerkhintergrund drei Engel,
die vier Lorbeerkränze halten. Diese einst be-
malten Figuren sind dem Putzgrund flächig
aufgelegt. Auch an diesem Haus ist das weit
auskragende Abschlußgesims nicht über die volle
Fassadenbreite, sondern nur im Bereich der
Fenster durdigeführt, die Eckpfeiler dagegen
nur etwas über die Dadikontur erhöht.
Am Hause 8 kehrt der Rauhputz wieder, doch
bedeckt er hier als Imitation von Pflanzen-
wuchs die ganze Fassade mit Ausnahme eini-
ger willkürlich ausgesparter „Kahlstellen",
durch die das Stengelwerk sichtbar wird. Die
Fenster haben frei vorspringende Wellblech-
verdachungen. Sie sind jedod-i sonst gleich den
Fensterh der anderen Häuser ausgebildet. Die
rechte Hauskante gegen die zurüdcgesetzte Ein-
gangszone des Hauses 6 ist vom zweiten Ge-
Schoß an abgerundet. Davor steht, auf der den
Übergang markierenden Konsole, eine vollpla-
stische Muttergottesfigur, die von einem stili-
sierten Putzbäumchen an Stelle eines Baldachins
überragt wird. Diese Eckausbildung bedingt
die Verschiebung der vier Fensterachsen nach
links, wodurch die dem Haus 4 ähnliche Hö-
herführung der Eckpfeiler nicht mehr logisch
begründbar ist. Der Hauseingang ist nidut be-
sonders hervorgehoben.
Die Absdnlußgesimse aller drei Häuser sind rein
dekorativ vor die Fassade gesetzt und haben
weder mit der Inneneinteilung der Baukörper
nodi mit der Dachausbildung etwas zu tun.
Rein formal zeigen sie die für die Wiener
Secession typische, weit auskragende Form, die
den Baukörper (hier die Fassade) wie ein
Deckel abschließt. Sie sind aus Plattenelemen-
ten zwischen Eisenträgern gebildet und ent-
springen den Mauerflädien über Zierleisten, die
mit Sprudnbändern unterlegt sind:
Baumeister, wer Du audu bist, Gott gab Dirs
Gemüth.
Legt mit Gott den Grundstein, zieht von selbst
das Glück ein.
Wie die Leute leben, so klingen ihnen einst die
Glocken.
Die eigentlid1e Bauinschrift der Dreihäuser-
gruppe ist über dem Hauseingang Nr. 6, unter-
halb der Muttergottesstatue, angebracht:
Erbaut im Jahre des Herrn 1902.
Außerdem trägt jedes der Häuser an der Fas-
sade den Namen des Architekten Sepp Hubatsch.
DIE FASSADEN DES ZWEITEN
BAUABSCHNITTES VON 1906-1908:
Im zweiten und im dritten Bauabschnitt sind
die Kellergeschosse so hoch herausgehoben, daß
sie von außen direkt betreten werden können.
Der durch die vergrößerte Gebäudehöhe be-
dingte starke Sprung in der abgetreppten Dach-
kontur zwischen den Häusern 8 und 10 wird
nicht mehr kaschiert oder aber zur Belebung der
Reihe bewußt genutzt, sondern die Häuser
8 und 10 stoßen ganz hart aneinander. Auch
die vertikale Seitenbegrenzung der einzelnen
Objekte entfällt des öfteren oder wird unlo-
gisch angewandt. Horizontale Gliederungen
treten in den Vordergrund und werden durch
Balkone noch verstärkt. Die Abschlußgesimse
laufen über die ganze Hausbreite durch und
30
kragen weniger weit aus, dodi bleiben die
eigentlidien Fassaden den Baukörpern vorge-
blendet. Der Dekor schließlidi unterscheidet sich
von dem der Dreihäusergruppe sehr deutlich,
wenn audi fallweise aus deren formalem Be-
stand zitiert wird.
Das Haus 10, das bis 1911 im Besitze Hubatschs
verblieb, zeigt bei gleid-ier Fensterausbildung
wie bei Haus 8 (mit ebensolcher Wellblechver-
dachung) eine ab der Erdgeschoßsohlbank be-
ginnende gleichmäßige Horizontalnutung.
Erstmals wird das Dadugesdnoß an der Fassade
durch eine Reihe runder Lochfenster deutlich
ablesbar. Am Haus 6 war es über dem Haus-
tor bereits angedeutet. Ein Blattwerkfries, in
dem Eulen nisten, entsprießt den die Ober-
geschoßfenster flankierenden Stengeln und faßt
die Dachgeschoßfenster zu einem Band in gan-
zer Fassadenbreite zusammen. Das gleichfalls
über die ganze Hausbreite durchlaufende Ab-
schlußgesims ist als geputzte Platte ausgebildet
und die darüberliegende Attika so rechteckig
begrenzt, daß die höher aufsteigenden Seiten-
teile nicht mehr der Fassade, sondern eher den
Stirnen der Feuermauern anzugehören scheinen.
Das gleichzeitig erbaute Haus 12 zeigt von der
Sohlbank des Erdgeschosses an vertikale Kanne-
luren über die ganze Fassadenfläche. Die Fen-
ster haben keine Sohlbankgesimse mehr und
die Stelle der Ornamentleiste am Sturz nimmt
eine glatte Fläche ein. Während im Obergeschoß
ein weit vorspringender Balkon auf Eisen-
trägern über die ganze Fassadenbreite läuft,
werden im Erdgesdnoß nur die zwei rechten
Achsen durch einen Balkon zusammengefaßt.
Sozusagen als Ausgleich der Asymmetrie wer-
den die zwei linken Achsen im Obergeschoß
durch eine gemeinsame Wellblechverdachung
zusammengefaßt, während die übrigen Ober-
geschoßfenster einzelne Verdachungen haben.
Die querrediteckigen Dachbodenfenster werden
durch zwei Putzbänder, mit weldien die Kanne-
luren durchflochten sdieinen, friesartig zusam-
mengefaßt. Ein gleiches Putzband unterteilt
das Erdgesd-ioß in Kämpferhöhe. Die weißge-
strichenen Balkongeländer aus Vierkanteisen
zeigen ziegelverbandähnlidie Teilungen. Das
plattenförmig ausgebildete Abschlußgesims
läuft gleichfalls über die ganze Fassadenbreite
durch und wird folgerichtig von einer völlig
ungegliederten, red-itedtigen Attika überragt.
Das erst 1908 erbaute Haus 14 blieb bis 1932
im Besitze des Erbauers. Mit seiner zurückge-
setzten Eingangsachse, die den Knick in der
Bauflucht kaschiert, ist es das breiteste der
Gruppe. Die Differenztreppe zwischen Vor-
garten und Erdgeschoß liegt hier im Hausin-
neren und die Haustür ist daher entsprechend
hoch. Das Haus war zunächst als Ende der
Zeile gedacht, weshalb der Hauseingang wie
bei Haus 4 im Seitenabstand lag, bis die Zeile
doch fortgesetzt und der Seitenabstand in der
heutigen Form geschlossen wurde. Vermutlich
aus dem gleichen Grund kehren hier die Engel
des Hauses 4 fast genau an der Fassade wieder,
Anfang und Ende der Zeile markierend. Auch
andere Details der ersten Baugruppe tauchen
hier wieder auf. So ist die Fassade hier wieder
von der Höhe der Kellerdecke an durch zwei
vertikale Glieder seitlich begrenzt. Erstmals
jedoch treten diese als Putzvorlagen leicht vor
die Fassadenflädie. Das Abschlußgesims wird
wieder von sichtbaren Eisenkonsolen g
und überschattet nur den Mittelteil der
zwischen den seitlichen Lisenen, die ganz
wieder die Attika leicht überragen.
Die beiden mittleren Achsen sind in
Geschossen durch weit auskragende
auf Eisenträgern verbunden. Die Fenstei
nur noch im Obergeschoß die zurück
glatte Flädie am Sturz auf, sind Sonst
völlig rahmenlos aus der Mauer ges
und haben auch keine Verdaohungen. i
in Dreiergruppen rhythmisch die Fassa
Edtlisenen überziehenden Horizonta
mit versetzten Rollen scheinen durch
rung kleiner Abstände von den Fenste
den eine Rahmung anzudeuten. Die
geländer sind aus Drahtgitter mit
quadratischen Maschen gebildet. Der ül
Engelfries verbleibende Raum ist völli
gliedert, die Dachbodenfenster sind wie
fallen.
DIE FASSADEN DES DRITTEN
BAUABSCHNITTES VON 1912:
Neben allgemeinen Merkmalen, wie der
Endung der Attiken, die infolge der
über die ganze Fassadenbreite durrhg
Abschlußgesimse völlig unlogisch gewoi
der wieder vorherrschenden Horizont:
rung und der Balkone in beiden Stock
wird besonders der ornamentale Appz
Häuser 8 und 10 wiederholt.
An Haus 16, das wie Haus 14 seitlic
leicht vorspringende Lisenen gerahmt
auch die Horizontalstreifung, diesm:
Rollen, wieder auf. An Stelle des Eng
ist die Zone über den Obergeschoßfenst
lig glatt und war ursprünglich bemalt
Haus wurde bis 1936 von Hubatst
dessen Witwe bewohnt.
Haus 18 ist wie Haus 8 von imitiertem
bewuchs überzogen, hat jedoch Balkone.
Haus 20 bringt wieder die Horizontals
von Haus 16 und den Eulenfries von 1'
Im Erdgesdioß sitzt asymmetrisch ein
asymmetrisch gestalteter Erker mit unn
ausgerundeten Fenstern, dessen urspr
Oberfläche jedoch nid-it mehr erhalten is
Nur das letzte Haus, Nr. 22, bringt
neue Gesichtspunkte. So sind die mittle
den Fensterachsen näher aneinandergeri
durch Balkone in beiden Geschossen gei
Erstmals sind die Fenster umrahmt un
richtig ist auch die Fassade durch 1
trennende Horizontal- und achsentr
Vertikalbänder, zum Teil gekuppelte,
dert. An den Kreuzungsstellen liegen
Quadrate mit einem diagonalen Andre
die auch je Geschoßhöhe zweimal wiede
Die Attika zeigt eine wellige Kontur,
den Vertikalbändern der Fassade auf;
und am linken Ende der ganzen Häv
wie am Haus 6 obeliskenähnlich höher
Die hier beschriebene Reihenhaussiedlun,
196900 im Aulmzg des Instituts für Bault
Buuaufnabmer: an der Tecbriisdren Hoch
Wien von Godfried Karg! und Alexander
als Studienarbeir vermessen, gezeichnet und
Iiert. Die Veröffentlichung der Fassndennl
erfolgt mit Genehmigung des Institutrv
o. Prof. Dr. Hans Koepf.