eine „Ars magna lucis et umbrae", ein Malen und
Zeichnen mit Hilfe des Lichtes und der Dunkelheit.
Vor diesen Arbeiten, die den letzten Stand einer
experimentell-autonomen Photographie markieren,
scheint die Streitfrage „Kunst oder Nichtkunst" mü-
ßig zu sein. Wilhelm Mrazek
Herbert Bayer. Wandteppische und Entwürfe
ElTELBERGER-SAAL, ALTES HAUS, 19. AUGUST bis
19. SEPTEMBER 197i
Um den im Ausland weithin bekannten Österreicher
Herbert Bayer, geboren l900 in HaagfOberöster-
reich, auch in Wien mit seinen neuesten Arbeiten
bekannt zu machen, wurden nunmehr die 1969-70
in der Nürnberger Gobelinmanufaktur nach Entwür-
fen des Künstlers hergestellten neun Gobelins im
Österreichischen Museum für angewandte Kunst ge-
zeigt. Die Ausstellung, 1970 von der Albrecht-Dürer-
Gesellschaft in Nürnberg im Germanischen Natio-
nalmuseum veranstaltet, gelangte, nach einer Zwi-
schenstation in der Neuen Sammlung in München,
nunmehr auch nach Wien.
Dem Ausstellungskatalog, der die neun Wandtea-
piche in Farbe wiedergibt, entnehmen wir ienen
Absatz, in welchem der Künstler über seine Arbeit
an den Entwürfen berichtet.
„Mein neues Farberlebnis, welches den Gabelinent-
würfen zugrunde liegt, geht zurück auf einen Auf-
enthalt in Marokko. Unmittelbar zuvor war ich
vertieft in das Phänomen des Monochromatischen -
eine Serie von Raumillusianen reduziert auf das
Minimum einer grauen Farbe und ihre Hell- und
Dunkelvariationen, ernst in der Gesamthattung.
Es war wohl die Kraft des Südens, die mir wieder
die Augen öffnete für die Welt der reinen Farben.
Ich hatte das klare Gefühl und den unmittelbaren
Trieb, alle vorangegangene Arbeit zu vergessen
und wieder von vorne zu beginnen, beim leeren
Nichts anzufangen, ganz neu zu lernen.
Nun war ich wieder in der Sonne, wie ein Kind,
das noch nichts wußte. Jetzt habe ich schon graue
Haare, bin aber von neuem unter den Suchenden.
Die reine Farbigkeit des Spektrums ist der Aus-
gangspunkt. Zerlegung in die warme Skala von
Gelb durch Rot zu Violett und in die kühle Skala
von Gelb durch Grün zum Blau ergab deren be-
wußte Gegenüberstellung, Im Detail gesehen be-
tont dies weniger die Harmonie, als es Kontraste
und Vibrationen erzeugt, da sich in diesem Prozeß
komplementäre Effekte natürlich ergeben. In eini-
gen dieser Arbeiten sind die Proportionen der
Komposition durch mathematische Progressionen be-
stimmt, ein Motiv, das mich seit langem beschäftigt.
Beeindruckt von der Teppichkultur Marakkas, habe
ich auch die Konventionen des Bildmäßigen beiseite
gelassen, um das Thema meiner Entwürfe zu ent-
wickeln und um die selbstexpressive Realität der
reinen Farbe zum Ausdruck zu bringen." N
Hans Mayr, Begegnung
Hans Mayr, Concorde
Wladimir Narbutt-Lieven, Biagenese weiß
Wladimir Narbutt-Lieven, Quasar
Bronislaw Rogalinski. Vzrsleinerung
Bronislaw Rogalinski, Lunaris I
Hans-Joachim Tatge, Torsa
Hans-Joachim Tai e, Space
Herbert Bayer, cEromatic squares with circle. Wand-
teppich
Herbert Bayer, chromatic interlocking. Wandteppich
Herbert Bayer, chromatic structure. Wandlepplch
Herbert Bayer, chramatic triurigulutien with two squa-
res. Wandteppich
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