druckgrafisatier Blätter von Jürgen
Messensee in der immer stärker als
Regulator im österreichischen Kunst-
handel tungierenden Wiener Galerie
Ariadne.
In der von George McGuire mit
Geschick geleiteten Galerie zeigte
der 1936 in Wien geborene Künstler
eine qualitativ durchwegs erstrangige
Auswahl seiner neuesten Ulbilder,
Zeichnungen, Pastelle und Druck-
gratiken. Sie alle kreisen um das von
Messensee seit langem bevorzugte
Thema der menschlichen Figur,die von
ihm in überaus eigenständiger, frei-
zügiger und auch tatsächlich zeit-
gemäßer Form als bildnerischer Anlaß
einer stark grafisch betonten Um-
setzung genommen wird. Messensees
expressive Malerei verfügt über eine
sehr breite Farbskala mit vielen
Zwischentönen und feinen Valeurs, die
zusammen mit den oft balkenähnlichen
dunklen Strichgefügen und Konturen
ein spannungsreiches Miteinander
ergeben. Jürgen Messensee, der
neuerdings als Zeichner besonders
aufgeholt hat und hier mit einigen
seiner stärksten Arbeiten aufwartet,
zählt auf Grund dieses neuerlichen
Leistungsbeweises absolut zur ersten
Garnitur figurativer Maler in Öster-
reich. Neben der unbestreitbaren
künstlerischen Qualität und selbst-
kritischen Haltung muß für diesen
erfreulichen Beweis einer konsequen-
ten Weiterentwicklung auch eine von
Selbstüberschätzung freie Preisbildung
angeführt werden, die nicht zuletzt
glänzende Verkaufsergebnisse für den
iungen Künstler zur Folge hatte
(Abb. 12).
Galerie im Griachenbeisl -
Josef Bauer
Die Galerie im Griechenbeisl kann -
ähnlich wie in anderen Fällen - das
Verdienst für sich in Anspruch nehmen,
Josef Bauer entdeckt und bereits
wiederholt dem österreichischen
Publikum vorgestellt zu haben. Bauer,
der eine begrifflich nur schwer zu
fixierende Position innerhalb der
österreichischen Kunstszene einnimmt
und sich seit Jahren mit einer
erstaunlichen Anzahl bildnerisch-
ästhetischer Prableme herumschlägt,
zeigte dort bis 12. Juni Beispiele
„Taktiler Poesie".
Einiges davon war freilich schon bei
Bauers letzter Ausstellung in Linz zu
sehen, wurde allerdings ergänzt durch
Neues zu einem spannungsreichen
ldeenensemble vereint, das in der
intimen räumlichen Atmosphäre des
Griechenbeisls bestens zur Geltung
kam. Auffallend an dem in seiner
Konsequenz und Ökonomie beacht-
lichen Werk des 1934 in Wels gebo-
renen Künstlers ist die oftmalige
Verbindung rein bildnerischer Elemente
mit inhaltlichen Bezugnahmen, welche
insgesamt auf ein intellektuelles Über-
prüfen bestimmter Materialien, ihrer
Verwendungszwecke und begrifflichen
Fixierungen hinausläuft. Dabei
begegnet man dem Moment der
Irritation ebenso wie dem der
Verfremdung, für welches Beispiele
bei den Dadaisten, im klassischen
Surrealismus oder bei dem Tschechen
Jifi Kolaf zu nennen wären. Eine
„Landschaft" setzt sich bei Bauer aus
naturbelassenen Steinen, einem
Baumfragment, einer farbig und mit
Buchstabenfragmenten verfremdeten
Mistgabel und einer Wolke in Form
eines Tafelbildes zusammen.
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Durch diese und ähnliche Verfrem-
dungseffekte, zu denen auch die über-
dimensionierte Vergrößerung von
Buchstaben gehört, verweist Bauer auf
die Relativit ästhetischer Normen,
Gräßenverhältnisse und bestimmter
sachbezagener Inhalte. Zugleich unter-
streicht er aber auch - unterstützt
durch die Art der Anordnung und
Gruppierung - die formalen Qualitä-
ten und die daraus neu resultierenden
Kombinationsmöglichkeiten
bestimmter Materialien und Gegen-
stände: ein Relief, bestehend aus
Aluminium, daran anschließend eine
gelbliche Polyesterfläche, an die sich
wiederum eine in reinem Schwarz
gehaltene Verflechtung ausgeschnit-
tener Buchstaben reiht.
Besonders gelungen sind Josef Bauer
die als Multiples hergestellten „Litera-
turbeutel": in mit Wasser gefüllten
transparenten Plastikkuverts schwim-
men schwarze Kunststofflettern, die
bei iedem Anfassen und Schwenken
neue optische Konstellationen ergeben.
Auf Grund des Bewegungselementes
Iäßt sich das ästhetisch ansprechende
Obiekt der Kinetik zurechnen, die
Verwendung der Buchstaben provo-
ziert den Vergleich mit konkreter
Poesie und Letterismus oder - wie
Bauer selbst formuliert - „taktiler
berührbarer Poesie". (Auf die gleich-
zeitig stattgefundene Ausstellung des
in Wien lebenden tschechischen
Plastikers Zbynek Sekal sowie die
Schau ungarischer Konstruktivisten
kommen wir in unserer nächsten
Ausgabe zurück.) (Abb. 13.)
Fotogalerie "Die Brücke" -
Herbert Bayer
Als Organisator, Gestalter und künst-
lerisch Beteiligter der bedeutenden
Ausstellung „50 Jahre Bauhaus", die
seit 1967 als historische Wander- und
Lehrausstellung um die Welt geht, hat
er zuletzt das Interesse der inter-
nationalen Kunstwelt auf sich gelenkt:
Herbert Bayer, 1900 in Haag in Ober-
Österreich geborener Entwerfer, Maler
und Architekt mit dem heutigen
Wohnsitz in Aspen, Colarada, USA.
Der Fotogalerie „Die Brücke", Wien I,
Bäckerstraße 5, war es zu danken,
daß dieser (sieht man von einer
größeren Ausstellung der Linzer
Neuen Galerie ab) hierzulande nur
wenigen bekannte Künstler öster-
reichischer Herkunft mit einer hoch-
interessanten Folge seiner 1936
entstandenen Fotomontaen der
Vergessenheit entrissen und einer
breiteren Öffentlichkeit vorgestellt
wurde.
Die in Wien gezeigten zwanzig Foto-
mantagen erschienen als Mappe in
einer Gesomtauflage von 40 nurnerier-
ten und signierten Exemplaren. Sie
vereinen Elemente und Verfremdungs-
effekte des klassischen Surrealismus
mit stärker konstruktivistisch bestimm-
ten Bildteilen. Bayers ldeen- und
Assoziationsreichtum ist dabei ebenso
bewundernswert wie die handwerk-
liche Umsetzung, die nahtlose Ver-
schmelzung einander ursprünglich
widersprechender Fragmente, und die
Poesie dieser kleinformatigen Bild-
werke. Sie zeichnet fast alle der zu-
meist stillebenartigen Arrangements
aus. Zur historischen Mappe, die eine
echte Rarität am Kunstmarkt ist und
mit 40.000 Schilling selbst für eine
schlecht dotierte österreichische
Sammlung tragbar scheint, wird er-
gänzend eine knappe Dokumentation
über Herbert Bayer, der von 1912 bis
1919 in Linz lebte, gezeigt. Eine
sehenswerte Ausstellung in einer be-
reits erfreulich profilierten Galerie.
Als einzige Institution dieser Art in
Österreich präsentiert die „Brücke"
Spitzenleistungen internationaler
Fotografie, die ähnlich wie Bilder
oder Druckgrafiken, versehen mit den
Signaturen der Autoren, gesammelt
und gehandelt werden.
Galerie Stubenbastei -
Johannes Wanke
Siebenundzwanzig zwischen 1968 und
1971 entstandene Holzschnitte stellte
Johannes Wanke in der Galerie auf
der Stubenbastei vor. Wanke, der in
der heute immer seltener werdenden
Technik des Holzschnitts nicht nur in
Österreich einsame Klasse darstellt,
zeigt sich in seinen zumeist zyklisch
entstandenen Blättern um entschiedene
formale Reduktion, um gestalterische
Verdichtung im Sinne einer Hervor-
kehrung des Wesentlichen bemüht.
Seine Landschaften und Bauernhäuser
aus dem Burgenland, wo sich Wanke
zuletzt wiederholt aufhielt, tragen alle
Spuren einer unverkennbaren Hand-
schrift, die in beinahe abstrakten
Balken und Strukturen das Motiv
stilisierend festhält. Dabei entwickelt
der Künstler viel Sinn für formale
Spannungswerte und die reizvollen
Kontrastwirkungen flächig-stroktureller
zu tlächig-kampakten, satt und dunkel
gedruckten Bildpartien. Eine sehens-
werte, ausgewogene, unproblema-
tische Ausstellung - ein weiterer
beachtlicher Schritt in einem bereits
sehr beachtlichen, mehr als 500Werks-
nummern verzeichnenden Guvre
(Abb. 14).
Peter Baum
Berichte
In KLAGENFURT war in der GALERIE
MAKON internationale Graphik aus
Italien unter dem Titel ILLUMINATION
vom 19. bis 31. Mai zu sehen. Die
Aussteller (allerdings nicht allzu
international) waren NOBUYA ABE,
Japan, RODOLFO ARICO, Italien,
PETER CHINNI, USA, MARCIA
HAFIF, USA, ALDO SCHMID, PAOLO
PATELLI und ANTONIO
D'AGOSTINO, Italien. Die Ausstellung
zeigte saubere Arbeiten, war aber
eher gleichmäßig steril. Einzig Alda
Schmids Siebdrucke brachten eine
temperamentvollere Note in die sonst
durchwegs blassen Gestaltungen.
Ebenfalls bei MAKON war vom
16. Juni bis 9. Juli eine Präsentation
von Werken der LUCIA KELLNER und
des Ehepaares GERDA und KURT
SPUREY. Lucia Kellner zeigte farbig
frische Aquarelle, leicht und gekonnt
hingesetzte phantastische
Figurationen, die sich manchmal zu
Chagallschen Traumfigurationen ver-
dichten. Die mit Tusche und Feder oft
wie eine Schrift eingeritzten
graphischen Elemente verschmelzen
auf diesen Blättern zu einem
harmonischen Ganzen. Gerda und
Kurt Spurey hatten ihre exquisiten
Porzellanarbeiten gebracht. Vasen
und andere Gefäße in eleganten
Formen sowie skulpturale Gebilde, die
ihre eigene Formenaussage haben,
fanden begeisterte Aufnahme
(Abb. 15).
VILLACH sah in der GALERIE AN DER
STADTMAUER vom 19. Mai bis 4. Juni
Autoblechplastiken von HARRY
JESCHOFNIG. Der Bildhauer, der
früher in herkömmlichem Sinne
arbeitete, verwendet seit einem
Aufenthalt in der Schweiz, wo auch
der bekannte Schrottplastiker Robert
Müller zu Hause ist, hauptsächlich al
Autobestandteile. Einige der in
Villach gezeigten Arbeiten wiesen
iene dekorativen Merkmale auf, die
wir schon anläßlich der Ausstellung
im IKC und im Künstlerhaus, Wien,
nur als hübsch empfunden haben.
Bei einigen anderen Gestaltungen,
asymmetrischen, zornigen Gebärden,
ist eine zupackende Kraft zu spüren
(Abb. 1a).
In der GALERIE AN DER STADT-
MAUER waren auch vom 16. Juni b
2. Juli Aquarelle von HANS HIES-
BERGER zu sehen. Die großen Blätter
zeigten einen kühnen, mächtigen
Pinselschwung. Mit wenigen Farb-
strichen wird das Wellige, Brennende
einer südlichen Landschaft gebannt.
Aus dem Flimmern des Lichtes wird
ein venezianisches Motiv und aus
großen, ruhigen Farbelementen
Londons Stadtbild gebaut. Besonders
scheinen uns iene dynamisch angeleg
ten Blätter gelungen, bei denen Hies-
berger mit außerordentlich kräftiger
Palette korsisches Gebirgsland fest-
hält (Abb. 17, 1a).
In LINZ konnte man in der NEUEN
GALERIE vorn 21. Mai bis 13. Juni
Scherenschnitte von HANNS
WALLNER sehen. Der über 80 Jahre
alte Pädagoge, der sich schon seit
Jahrzehnten mit diesem Metier befafi
hat der selten ausgeübten und kaum
über den volkskundlichen Bereich
hinausgreifenden Technik eine inter-
essante Entwicklung gewiesen, die
freilich, der mühsamen, langwierigen
Arbeitsweise wegen, kaum Nachfolgt
finden wird. Das gezeigte CEuvre, es
waren 63 Exponate, stammte aus derr
letzten Jahrzehnt und zeigte eine
Breite vom Gegenständlich-Figuralerr
über Ornamentalem bis zu Op-art-
Schnitten, wie „Kreise" (1966) oder
„Dunkel-Hell-Dunkel" (1969) (Abb. 15
GRAZ hatte dank der Initiative
DDr. Wilfried Skreiners in der
Berichtszeit eine Menge sehr guter
Ausstellungen, die dem Trigon-
Gedanken und guter nachbarlicher
Beziehungen entsprachen. In der
NEUEN GALERIE am Landesmuseum
Joanneum waren 107 Siebdrucke, die
BRANO HORVAT gemacht hatte, in
der Zeit vom 16. April bis 9. Mai zu
sehen. Der Zagreber Graphikdesigne
der schon 1958 ein eigenes Siebdruck-
atelier in seiner Heimatstadt ein-
richtete und ein Jahr darauf im
Studentenzentrum Zagreb eine eben-
solche größere Werkstatt anregte,
arbeitete mit vielen europäischen
Künstlern von internationalem Rang
zusammen. ALVIANI, BILL, FONTANI
POMODORO bis VASERELY und
VECENAY, um nur einige Namen zu
nennen, waren vertreten. Die
Ausstellung zeigte in konzentrierter
Weise, was in dieser Technik alles
gemacht werden kann. Die Spanne
reicht von starken Kontrasten bis zu
feinsten Nuancen beim Auftrag von
sieben und mehr Farben (Abb. 20).
Ebenfalls vom 16. April bis 9. Mai
stellte der Zagreber ZVONCO
LONCARIC in der NEUEN GALERIE
Plastiken und Graphiken aus. Diese
puppenhaften, gefaßten Figuren habe
mit ihren humorvollen Titeln und auct