hneider-Manzell,
LUNG VON BRONZESTATUETTEN UND PLAKETTEN VERANSTALTET
.ZBURGER KULTURAMT lM ROMANISCHEN KELLER, SALZBURG
llS 15. AUGUST 1971
pfer epischer Monumentalplastik ist uns Toni Schneider-Manzell längst
ff. Durch Werke wie das Julius-Raab-Denkmal in Wien oder das Tor
Kanzel des Salzburger Domes bekannt, durch seine iüngste Schöpfung,
altige Haupttor des Kaiserdomes in Speyer, nunmehr im ganzen
t Sprachraum berühmt, bleibt er iedoch auf derart monumentalem
Jnserem sinnlichen Alltag irgendwie entrückt.
sstellung seiner Bronzestatuetten und Plaketten gab uns einen intimeren
n das Wesen und den Schaffensprozeß des Künstlers und lehrte uns,
k persönlich zu erkennen und zu lieben.
en aus der Kunstgeschichte, wie unzählige kleinformatige Werke der
' verlorengegangen sind. Auch die Geschichte der Dichtkunst lehrt,
Be Epiker oder Dramatiker - sei es aus dem Ehrgeiz, sich nur in
italen Werken zu manifestieren, oder aus Scheu, lntimitäten des
schen bloßzulegen - ihr lyrisches Werk verborgen und dem Zufall
er Entdeckung überließen. Daß die Lyrik Toni Schneider-Manzells heute
ist und in Bronze gegossen der Nachwelt erhalten bleibt, bedurfte der
"enden Bitten der Freunde. Dies sei hier vermerkt.
retten und Plaketten zeigen iunge Mädchen und Frauen, aus Distanz
et - Liebe, die sich im Gestalten erfüllt -, Knaben und Männer, die
a bewußten Apostolates umgibt, Liebende auf Brücken, Menschen auf
-r . . ., lyrische Impressionen des Bildhauers.
'ätkäpfe, meist Frauen, sind äußerst zart charakterisiert, fast verweht
ihrer Oberfläche, Lebende, in der Bronze um Jahrhunderte entrückt.
nnen die Funktion solcher Kleinplastik als tägliche Auseinandersetzung
tlers mit dem Schicksal des Menschen, die ins monumentale Werk ein-
soll.
etti für Speyer bersten von innerer Monumentalität. Am ausgeführten
st die barocke Fülle des Entwurfes wieder zurückgenommen.
nis Kunst kennzeichnet Einfachheit und Strenge. Diese Zurücknahme
mens verzichtet auch auf iede Stilisierung der Gewänder und reduziert
an Körper zu einem fast knabenhaften Menschenbild. Toni erfaßt die
weder in fließender Bewegtheit noch in statuarisch posierendem
l. Es erscheint mir als seine höchste Gabe, daß er den Menschen in
esentlichen Moment zu erfassen vermag, in dem er - gerade in einer
g innehaltend - sinnend oder träumend seines Schöpfungsaugenblickes
wird. Die sparsame Form wird noch verborgen hinter einer skizzen-
)bertlöche. Der Tocco der modellierenden Hand bleibt sichtbar. Der
er ist aufgerufen, das Werk mitschäpferisch zu vollenden. Durch letzte
ng des gußtechnischen Vorganges wird der sinnliche Reiz der Ober-
tCh gesteigert. In ihrem Farbenspiel erscheinen diese Bronzen besonders
;h, im Feuer geboren.
Schneider-Manzell modern, ist seine Richtung aktuell? Eine müßige
ai einem Künstler, den Tagesaktualitäten nicht interessieren, der nicht
sein will. Ich würde sagen, Toni ist zeitlos aktuell und gültig für
w, die besinnlich schauend ihr Dasein als von oben gelenktes Mysterium
er ist ein Lebender, der schon vor Jahrtausenden da war als unbe-
Steinmetz, zarte Reliefs in das Grabmal des Pharao meißelnd, oder
ch auf der Reichenau, einen elfenbeinernen Buchdeckel schnitzend,
Hofe der Medici - immer neu und iung im Erlebnis der Schöpfung. Die
onen solcher Kunst werden in allen Jahrhunderten erscheinen, solange
Maler und Staatsmann
Amintore Fanfani
AUSSTELLUNG VON BILDERN DES
ITALIENISCHEN SENATS-
PRÄSIDENTEN
Die Ausstellung von Zeichnungen und
Gemälden des gegenwärtigen Senats-
präsidenten der italienischen Republik,
Amintore Fanfani, der auch zu den
aussichtsreichsten Kandidaten als
Nachfolger des Staatspräsidenten
Saragat zählt, läßt in uns allerlei
Überlegungen aufkommen.
Der Gedanke an Winston Churchill,
den englischen Premierminister, dessen
liebstes Hobby die Beschäftigung mit
der Malerei war, liegt dabei am
nächsten. „Musische Staatsmänner"
gab es schon immer und wird es
immer geben.
Fanfani aber steht unter den Politikern
der Jetztzeit mit seiner künstlerischen
Neigung vereinzelt da. Gewiß ist er
notgedrungen „Sanntagsmaler",
iedoch kein Dilettant. Seine Ausbildung
als Maler fand er u. a. bei Guglielmo
Michele, der auch der Lehrer von
keinem Geringeren als Modigliani
gewesen ist. Das beweisen auch die
50 Bilder, die ietzt in einer Florentiner
Galerie zu sehen sind, sie stammen
fast durchwegs aus der Zeit von 1965
bis 1971. Allerdings werden auch ein
halbes Dutzend Beispiele aus früheren
Jahren seit 1928 gezeigt.
Fanfani neigt mehr zum kleineren
Format. Das größte Bild hat die
Ausmaße 7B x 46 cm und das kleinste
10 x 14 cm.
Vielfältig ist seine Themenwahl. Auch
hat er sich für keine bestimmte
; Stilrichtung entschieden. Diese wird
1 ieweils vom Motiv diktiert: ist es aus
der Architektur genommen („New
York", „Der Palast der UNO",
„New Jersey" und „Festung"), so geht
er mit großen Flächen an das Problem
der Dreidimensionalität heran,
silhouettenhaft ist ein Porträt
[„Biancarosa"]. Aber auch abstrakten
Themen wendet er sich zu. Das Pastell-
bild „Sincromia" ist allein auf die
Farbe aufgebaut. Aus Schwarz, Blau,
' Gelb und Rot wird versucht, die
en unserer Kultur dauern. Solche Kunst bleibt gültig; Tagesmoden aber '
I wie Schaum in der Brandung (Abb. 32-35).
Ku rt Rossacher .
35
LL_I
Gegensätze in einer harmonischen
Gesamtkomposition zu bringen.
Eines seiner letzten Bilder „Composi-
zione Nr. 1" schließt in sich eine echte
zielgerichtete Aggression. Die „Blu-
men Nr. 1" werden in den gleichen
Farbkontrasten abstrahiert, die auch
in den symbolistischen, weichen,
runden Farmen des Bildes „Mutter-
schaft" vorhanden sind. Nur ist im
letztgenannten Bild das harte, dunkle
Blau aufgehellt und gibt nun der
ganzen Komposition ikonenhaften
Charakter. In der Nähe der letzten
Bestrebungen um eine neue Gestaltung
der Bildfläche sehen wir Fanfani bei
seinem größten Bild „Harizont". Es ist
auf Schichten und Linien aufgebaut.
Entschiedene Farben sind unterdrückt:
vom Olivgrün über Ocker, Himmel-
blau, Rosa, Sandgelb bis zu einem
pastosen Grau, dazwischen Bänder in
Dunkelblau, gebrochenem Rot, Hellblau
und Hellgrün. Das malerischste Bild
einmal Äin nlnnaxsn kln K" C.- lnAtir-ÄAÖ
Erholung noch Vergnügen wäre,
sondern einfach „etwas Notwendiges",
um zu leben, für sein Gefühl der
Ganzheit und schließlich, um sein
eigenes Wesen und seine Berufung als
Politiker zu rechtfertigen.
Christiane David
Museum Paldi Pezzoli -
..Mailand 70170:
ein Jahrhundert Kunst"
2. Abschnitt, 191 5-1945
Vom 28. April bis 10. Juni 1971 zeugten
Gemälde, Zeichnungen, architektoni-
sche Entwürfe, Möbel, Keramiken,
Stoffe, Silbergegenstände und Schmuck
aus öffentlichen und privaten Samm-
lungen in dieser 2. Ausstellung des
Poldi Pezzoli auf außergewöhnlich
eindrucksvolle Weise vom
künstlerischen Schaffen einer wider-
spruchsvollen und faszinierenden
Epoche der iüngsten Geschichte, den
dreißig Mailänder Jahren zwischen
den beiden Weltkriegen.
Ausgestellt waren Bilder von Carra,
Sironi, De Chirico, Morandi, Funi,
Campigli, Birolli und anderen;
Skulpturen von Fontana, Melotti,
Messina, Manzü, Marini, Martini;
architektonische Zeichnungen von
Terragni, Muzio, Gardella, Baldessari,
Figini und Pollini und noch anderen;
dazu graphische Entwürfe von Nizzoli,
Carboni, Veronesi, Garretto; Kerami-
ken von Giö Panti; Stoffe von Nizzoli,
Möbel von Terragni, Pizzigoni, Buzzi,
Pagano, von Ulrich und vielen anderen
mehr. Plakate, Zeichnungen, Schmuck,
Silber, Glasgegenstände, Emailarbei-
ten und sogar Rechenmaschinen und
Radios vervollständigten diese
Bestandsaufnahme aller Zweige der
bildenden und angewandten Kunst.
Bilder und Skulpturen, Möbel und
Zeichnungen, Plakate und Keramiken
wurden erstmals nicht mehr nach den
Kriterien veralteter Klassifikationen
und Diskriminationen der Scheidung in
„große Kunst" und „Kleinkunst" ge-
zeigt, sondern allein in ihrer Eigen-
schaft als Kunstwerk, also aufgleicher
Ebene.
So stand der Besucher vor einem
völlig'neuen Ausstellungsbild, das
nichts mehr mit den üblichen
aseptischen und verdünnten, mono-
graphischen Ausstellungen zu tun
hatte. Er wurde herausgefordert, aus
dem ungesanderten Mosaik der
Werke den ihm bisher vielleicht
undeutlichen Zusammenhang her-
auszufinden, der zwischen Plakat
und Gemälde, zwischen Einrichtungs-
gegenstand und städtischer Architek-
tur besteht. Dazu wurde er in die Lage
versetzt, die endlich klar und greifbar
gewordenen Beziehungen zwischen
den verschiedenen Künstlern zu
erkennen, den Austausch zwischen den
verschiedenen Kunstbewegungen,
zwischen den Malern, Architekten,
Kunsttischlern, Graphikern ein und
derselben Epoche in derselben Stadt.
n