auch Österreicher. Diese setzten sich - stärker
als die Maler (edes anderen Landes - insbeson-
dere im 18. Jahrhundert auf dem mährischen
Gebiet durch, auch wenn sie damals, infolge des
Auftretens einheimischer Maler, vorwiegend zu
künstlerischen Aufgaben bedeutenderer Art her-
angezogen wurden, und zwar vor allem bei
repräsentativen Innenausstattungen.
Etgens, der in Italien (konkret in Neapel und
Rom) durch zeitgenössische Malschulen beein-
flußt wurde, erlernte zwar verhältnismäßig ge-
schickt in der Umrahmung monumentaler Schein-
architekturen die Komposition seiner Deckenge-
mälde zu entfalten, überwand iedoch in seinem
Ausdruck niemals eine gewisse formale Starr-
heit, eine Schwerfälligkeit und übermäßige Be-
dachtsamkeit, deren Ursache wahrscheinlich
durch seine persönliche Veranlagung bedingt
war, zweifellos aber auch dem Einfluß des
Milieus entsprang, das sich seine eigenständige
barocke Maltradition eigentlich erst zu schaffen
begann. ln den Sammlungen der Mährischen
Galerie zeigt seinen künstlerischen Ausdruck in
charakteristischer Weise sein Entwurf für ein
Deckengemälde in der Czchenstochau-Marien-
kapelle in der Kirche in Brünn-Zabrdovice
(Obrowitz).
Mit zwei Entwürfen für Deckenmalerei im ehe-
maligen Landtagssoal in Brünn (Allegorie auf die
glückliche Regierung Mährens und Apotheose
auf die Regierung der Gerechtigkeit) ist in der
Galerie Daniel Gran (1694-1757) vertreten, der
- ähnlich wie in Böhmen - auch in Mähren nur
gastierte. Die kompositorische Klarheit und farb-
liche Einfachheit verliehen den beiden Brünner
Werken dieses Zeitgenossen von B. Altomonte
und P. Troger eine lyrisch getönte Ruhe, die
durch die Art der Formung von etwas schweren,
gleichmäßig akzentuierten Figuren unkomplizier-
ter Konturen unterstützt wurde, welche - wie es
auch die beiden Brünner Entwürfe Grans zeigen
- insbesondere in den Deckenmalereien in ein
übersichtliches, harmonisches Kompositionssy-
stem eingeordnet sind und sich mit ihrer bunten,
flachen Farbgebung vom atmosphärisch durch-
leuchteten Hintergrund abheben.
Von den Barockporträts erwähnter Sammlung
kann man - außer dem Selbstporträt von Etgens,
robust gemalt - das Porträt eines Mannes van
Peter van Roy (tätig zwischen 1706-1738 als kai-
serlicher Kammermaler in Wien), den man als
Lehrer von Maulbertsch annimmt, anführen. Das
Bild reiht sich an Roys andere Arbeiten in Mäh-
ren,und zwar an dieAltarbilder in der Pfarrkirche
von Uhersky Brod (Ung. Brod). An diesen ist in
viel höherem Maße als an dem angeführten
Porträt die flämische Herkunft des Malers sicht-
bar.
Der Autor des Bildes mit dem Thema Die hl.
Sippe, das aus dem Kloster in Raihrad (Raigern)
stammt und jetzt in der Brünner Galerie auf-
bewahrt wird, ist J. T. Rotter (1701-1763). Das
Werk gehört zu der Äußerung des Malers, die
für den späten Abschnitt seines Schaffens maß-
gebend ist. Dieser ist durch den streng rationa-
listischen Aufbau der Komposition charakteri-
siert, der bewußt mit der Eingliederung subtiler
Figuren von Heiligen - in etwas matten Farben
behandelt - arbeitet. Diese Figuren werden in
den Bildraum, konstruiert mit Hilfe der gemalten
architektonischen Elemente, eingegliedert. Rot-
ter, der außer anderem z. B. für die Altbrünner
Kirche, für die Brünner Thomas- und Kapuziner-
kirche arbeitete, kann als Vertreter des Aus-
gleichspols jener malerischen Richtung in Mähren
gelten, die durch den Einfluß von P. Troger
von expressiven Farb- und Lichtwerten getragen
wurde.
Der Einflußsphäre von P. Troger, der auch ge-
legentlich in Mähren gearbeitet hat, zählt man
u. a. J. L. Kracker (1717-1779) hinzu, der auf
mährischem Gebiet vorwiegend in Klosterobiek-
ten arbeitete, sei es in Nova Rise [Neureisch),
Znoimo (Znaim), Mor. Tiebova (Mähr. Trübau)
oder in Brünn. Die Bilder aus dem Besitz der
Mährischen Galerie (Hl. Sebastian, Hl. Sippe,
Das Gastmahl des hl. Antonius) zeigen - auch
wenn sie nicht zu Krackers besten Werken ge-
hören -, daß, ähnlich wie bei Troger, auch bei
Kracker das auffallendste Merkmal für den ln-
halt der feierliche Ernst ist. Die großzügige
Komposition, die sich in seinen Bildern gewöhn-
lich nur auf einige wenige Figuren konzentriert,
unterstreicht noch den feierlichen Ausdruck. Die-
sen vervielfachte der Maler durch seinen Sinn
für eine volle, übersichtlich arrangierte und
plastisch durchmodellierte Form. Zugleich zeugt
das Werk auch von starkem Gefühl für die
Farbgestaltung, die die Details oft leicht ex-
pressiv pointiert.
Krackers Werk war vorn Ausdruck her wesent-
lich gemäßigter als ienes eines anderen Troger-
Schülers, nämlich F. A. Maulbertsch (1724-1796),
der, insbesondere in seinem Werk der fünfziger
und sechziger Jahre, die in der Malerei seines
Lehrers enthaltenen expressiven Elemente auf
radikale Weise steigerte. Die Maulbertsch-Skiz-
zen und kleinen Hängebilder dokumentieren in
den Sammlungen der Mährischen Galerie das
Schaffen dieses Künstlers, der für die Entwick-
lung des Spätbarocks in Mähren durch einen
bestimmten Teil seines direkt für dieses Land
entstandenen Werkes eine große und unmittel-
bare Bedeutung hatte. Maulbertsch beeinflußte
den ganzen Kreis mährischer Maler, von denen
manche auch in der Brünner Galerie vertreten
sind.
Außer den bereits früher bekannten Arbeiten
von Maulbertsch (die rokokoartig zarte Szene
mit Rebekka und Eliezer am Brunnen, die bril-
lant gemalte Entführung [Legendenszene], die
schwungvoll skizzierte Diana und Kallisto oder
die ikonographisch bisher unklare Schlachtszene)
erwarb das genannte Brünner lnstitut vor kurzem
zwei kleine Maulbertsch-Werke. Es sind Entwürfe
für das Deckengemälde in der Hippolytkirche von
Hradistä bei Znoimo (Znaim). Diese sind male-
risch und der Komposition nach bestimmt inter-
essanter und vor allem qualitativ besser als die
andere Skizze zu Maulbertschs definitivem, im
Jahre 1767 für Mähren entstandenem Werk,
das ebenfalls zu den Sammlungen der Mähri-
schen Galerie gehört, und zwar der Entwurf zum
Altarbild der Kirche in Piedklasteti (Vorkloster
bei Tischnowitz) mit dem Thema Die Predigt
Johannes des Täufers. Das Maulbertsch mit ge-
wissem Vorbehalt neu zugeschriebene Gemälde
Maria Magdalena mit Christus bei Simon dem
Pharisäer ist wahrscheinlich eine Nachbildung
des Bildes, das sich im Jahre 1962 im Wiener
Privatbesitz befand. (Publiziert in Alte und mo-
derne Kunst, Jg. 7, 1962, Heft 60161, S. 39).
Es reiht sich, wie es scheint, an iene Kompo-
sitionen, auf die der Autor, eventuell seine
nächsten Mitarbeiter zurückkamen, wodurch
entweder eine Replik oder aber eine Variante
entstand. Das war auch bei einem kleinen Bild
von Josef Winterhalder d. J. (1743-1807) der
Fall, mit dem ikonographischen Thema Christus
erscheint dem ungläubigen Thomas, das eine
Replik von Maulbertschs Variante des Entwurfs
zum Bild des Hauptaltars in der Brünner Thomas-
kirche ist. (Eine dritte kleine Komposition, die
auch im Format mit dem angeführten Wiener
Maulbertsch fast identisch ist und sich nur un-
wesentlich vom Brünner Winterhalder unter-
scheidet, befindet sich in der Olmützer Galerie.