. Österreichisches Museum für angewandte Kunst
Albrecht Dürer und die Druckgraphik um
Kaiser Maximilian I.
7. Ausstellung der Bibliothek und
Kunstblöttersammlung
Altes Haus - l., Stubenring 5
4. November 1971 bis 30. April 1972
Anlößlich der 400. Wiederkehr des Geburtstages
von Albrecht Dürer veranstaltete im Jahre 1871
das „Usterreidtische Museum für Kunst uncl Industrie"
die erste bedeutende Dürer-Ausstellung von
internationalem Rang. Im gleichen Jahre wurde auch
das neueGebäude am Stubenring für das bis dahin
im Ballhaus untergebrachte Museum feierlich eröffnet.
Beide Ereignisse gaben die Veranlassung, nunmehr
nach hundert Jahren Dürers 500. Geburtsta und
das Gedächtnis der Schlußsteinlegung gemeinsam
zu feiern. Auch verpflichten der von Eitelberger so
sehr betonte Auftrag und die aus dem Jahre 1871
überlieferte Tradition des Dürer-Gedächtnisses und
die Pflege der Wissenschaft an der Bibliothek und
Kunstblöttersammlung bis heute.
Schon einmal, in den Jahren 1969170, wurde der
Versuch unternommen, Dürers Werk unter ein
wissenschaftliches Thema zu stellen. Unter dem
Titel „Albrecht Dürer und die Druckgraphik der
Reformation" wurden die religiösen Arbeiten
Dürers untersucht; diesmal sollen die von Albrecht
Dürer und den Künstlern seiner Zeit im Auftrage
Kaiser Maximilians durchgeführten drudcgraphischen
Arbeiten im Zentrum der Ausstellung stehen.
Albrecht Dürer und Maximilian I. sind so sehr die
Repräsentanten einer Zeit geworden, die zwar
nicht politisch, um so mehr aber künstlerisch und
kulturell einen absoluten Höhepunkt in der
Entwicklung des Heiligen Römischen Reiches
bedeutet, daß sich um beide eine Art Volks-
mythos gebildet hat. Die Frage nach dem
Verbindenden zwischen dem Kaiser und seinem
Künstler - aus dem zweifellos zumindest ein Teil
ihrer Popularität resultiert - steht im Zentrum
unserer Ausstellung. Wie die erhaltenen Werke -
sowohl Maximilians literarische als auch Dürers
künstlerische - zeigen, fanden sich in Maximilian
und Dürer zwei kongeniale Menschen, zwei
Humanisten, die dieWissenschaft, das Buch, verband.
Ehrenpforte, Triumphzug und Triumphwagen sind
die Vollendung von Maximilians großangelegtem
autobiogrophischem Ruhmeswerk; die Kunst
Albrecht Dürers und seiner Werkstatt wurde hier in
ihrer höchsten Vollendung Maximilians Gedanken
und Entwürfen dienstbar gemacht. Diese Werke, die
an sich die Grenzen der graphischen Kunst fast
überschreiten, sind Mittelpunkt unserer Ausstellung
und wurden so aufgebaut, wie sie von Kaiser und
Künstler ursprünglich gedacht waren. Den großen
Holzschnittserien wurde aus unseren Beständen Zu-
gehöriges, das sind mit dem Humanismus in Ver-
bindung stehende Werke Albrecht Dürers, vor al-
lem seine theoretischen Schriften, die Bücher Maxi-
milians, Arbeiten aus dem Kiinstlerkreis
Maximilians und die wesentlichen historischen
Werke der Zeit Albrecht Dürers und Kaiser
Maximilians, angeschlossen.
Ein besonderer Glücksfall war, daß im
Zusammenhang mit den Vorbereitungen zur
Ausstellung in der Bibliothek eine bisher völlig
unbekannte Handschrift eines Ritters aus dem
Gefolge Maximilians gefunden wurde. Die
Handschrift, die in Form von tagebuchartigen
Berichten und „Neuen Zeitungen" ein höchst
lebendiges Bild der Zeit von 1514-1519 vermittelt,
enthält vor allem eine sehr verlößliche und für die
Geschichtsforschung wesentliche Beschreibung der
letzten Monate im Leben Kaiser Maximilians
vom Augsburger Reichstag bis zu seinem Tode im
Jönner 1519. Gelegentlich der Darlegung der
Verfügungen Maximilians über seine Bestattung
heißt es dort, der Kaiser habe seinen Sarg so
bauen lassen, daß er die „Historien", also
alle seine autobiagraphischen Ruhmeswerke, mit
hineinnehmen könne. Ein Beweis mehr, wie sehr im
Mittelpunkt von Maximilians Denken und Handeln
das illustrierte Buch stand. [Frontispiz S. 39, Abb. 1-4).
Gerhart Egger
40
50 Jahre Kosel-Plakate
Altes Haus - l., Stubenring 5, Säulenhof
26. November bis iverl.) 23. Jönner 1972
Die durch die industrielle Revolution im 19. Jahr-
hundert erfolgte Steigerung der Produktion auf
allen Gebieten und das freie Spiel der
wirtschaftlichen Kröfte waren Anlässe, um neue
Mittel und Wege der Information und
Kommunikation zwischen Produzenten und
Konsumenten zu suchen. Neben Ausstellungen und
Messen entwickelte sich innerhalb weniger Jahr-
zehnte das Plakat als wirkungsvoller Mittler und
Botschafter zwischen dem Erzeuger und allen
Schichten der Bevölkerung.
Nach zögernden Anfängen erreichte diese neue
und für die Straße gedachte Bildgattung um 1900
einen ersten Höhepunkt. Gustav Klimt, Kolo Moser,
Alfred Roller, Berthold Löffler und andere schufen
künstlerische Plakate, in denen die gleichen
Geslaltungstendenzen wie in ihren Bildern
vorherrschten.
Hermann Kasel, der am 20. März 1896 in Wien als
Sohn des Hoffotografen Hermann Clement Kosel
geboren wurde, kam erstmals durch sein Plakat für
die „Rote-Kreuz-Redoute" mit Julius Klinger und
seinem Kreis in Berührung. In der Folge entwickelte
sich ein engeres Verhältnis, und Kosel trat als
Lehrer in die Schule Klingers ein, die gleich der
Wiener Werkstätte Josef Hoffmanns die Werbe-
graphik und Plakatkunst der zwanziger und
dreißiger Jahre entscheidend beeinflußte.
Bis zur 1938 erfolgten Emigration gehörte Kosel zu
den führenden Plakatkünstlern in Österreich. In
Frankreich, wo er bis zum Jahre 1949 blieb,
widmete er sich ausschließlich der Malerei. Er
malte in Frankreich Bilder, in denen die Landschaft
eines van Gogh und Cezanne in einer seinem
schwerblütigen Temperament entsprechenden Farb-
gebung wiedergegeben ist, in einer ihm ganz
eigenen Weise.
1950 heimgekehrt, waren es Plakate, die erkennen
lassen, daß Kosel in seiner Gestaltungsweise
strenger, lapidarer und ernster geworden ist.
In den folgenden Jahren entstanden nicht nur
zahlreiche Messeplakate, sondern auch viele
Arbeiten für die Wiener Museen und zahlreichen
Ausstellungen zur Festwochenzeit. In einer Zeit, in
der sich die Plakatkunst immer mehr von den
gültigen Prinzipien der Flöchenkunst entfernt und in
der außerkünstlerische Faktoren immer mehr
überhandnehmen, zeigt Hermann Kosel, worauf es
ihm ankommt: Auf Konzentration und
Komprimierung einer Idee zu einem einfachen,
allgemein verständlichen Zeidien. (Abb. 5, 6)
Wilhelm Mrazek
Erste Österreichische Spar-Cosse
rettet Barockschronk
Übergabe und Pressekonferenz,
Möbelsommlung
Altes Haus - l., Stubenring 5
29. November 1971
In einer kleinen Morgenfeier, die gleichzeitig als
Pressekonferenz bestimmt war, übergab die Erste
Usterreichische Spar-Casse dem Usterreichischen
Museum für angewandte Kunst einen künstlerisch
überaus wertvollen Barockschrank aus dem
18. Jahrhundert. Das wertvolle Obiekt konnte so
vor dem Ausverkauf ins Ausland bewahrt werden
und wurde dem Österreichischen Museum als
Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Dem Leiter
der Möbelsammlung des Museums, Dr. Franz
Windisch-Graetz, kommt in erster Linie das
Verdienst zu, diese Aktion erfolgreich abgeschlossen
zu haben. Im Jahre 1956 fiel dieser Schrank
Dr. Windisch-Graetz bei einem Wiener Kunsthöndler
erstmals auf, und im Jahre 1971 bei der
1. Usterreichischen Anliquitötenmesse geriet er
abermals in sein Blickfeld. Da einem Erwerb
dieses bedeutenden Stückes vor allem finanzielle
Hindernisse entgegenstanden, beschritt er den in
diesem Lande neuen, ungewöhnlichen Weg zu
einem Bankinstitut. Noch langwierigen Bemühungen
und Verhandlungen gelang es dann, diesen
Schrank vor dem Abverkauf ins Ausland und
für das Österreichische Museum zu retten. D:
künstlerisch Bedeutsame dieses Barockschran
die Ausgewogenheit der Proportionen und d
weniger durch üppige Verzierungen und
Dekorationen wirkt, sondern eher durch sein
vornehme Noblesse. Von hohem Rang sind c
die hervorragend gravierten Zinnintarsien, d
so wertvoll machen. Hergestellt wurde der S
von einem unbekannten mitteldeutschen Mei:
zwischen 1720 und 1730 und befand sich zunE
im Besitz des Prinzen Eugen, der ihn später r
kaiserlichen Familie schenkte. (Abb. 7)
Elisabeth Eisler - freigebaute Kerami
Altes Haus, Eitelbergsaal - l., Stubenr
29. November 1971 bis (verI.) 17. Jänn
Elisabeth Eisler, 1920 in Wien geboren, besui
von 1934 bis 1939 die Kunstschule „Wiener F1
akademie", trat 1941 erstmals mit ihren kerc
Arbeiten in Gmunden auf und studierte von
bis 1947 an der Akademie der bildenden Kür
bei Prof. Pauser, wo sie auch ihr Diplom erh
Die Künstlerin ist mehrfach ausgezeichnet
für ihre keramischen Arbeiten.
Elisabeth Eisler lebt und schafft seit Jahren i
das Gestalten stimulierenden Umwelt. In- e
Jahrhunderten gleichgebliebenen Umwelt un
Atmosphäre, wo alles mit und aus der Hand
entsteht, wo nur mehr allein iene Unmittelbi
und Freiheit vorhanden sind, die alle schöpft
Leistungen zur Voraussetzung haben. Wie in
Urzeiten oder heute vielleicht noch in Primi
ren knetet, drückt und formt sie das Material
entstehen ihre freigebauten Keramiken.
Die Künstlerin meint über ihre Arbeit: Meine
sollen funktionsrichtig sein. Funktion erstreck
aber nicht nur auf praktische Handhabung,
sondern auch auf den formalen und farbiger
Ausdruck. Einmal erarbeitete Formen behalte
prinzipiell bei; sie unterliegen iedoch im Lau
Zeit verschiedenen Umbildungen.
Glasuren sind für mich den Formen beigegel
malerischer Ausdruck. (Abb. B, 9)
Feierliche Inauguration des ersten
Rector magnificus der Hochschule für
angewandte Kunst, o. Prof. akad. Mal
Carl Unger
Altes Haus, Säulenhof - l., Stubenring
3. Dezember 1971
Rektor und Gesamlkollegium der Hochschule
angewandte Kunst in Wien luden zu der am
dem 3. Dezember 1971, um 11 Uhr c. t. in der
Säulenhof des Usterreichischen Museums für
angewandte Kunst in Wien stattgefundenen
feierlichen Inauguration des ersten für die
Studienjahre 1971-1975 zum Rector magnifici
gewöhlten o. Prof. akad. Maler Carl Unger.
einer von Musik umrahmten Feier versammel
sich eine ansehnliche Festgemeinde aus dem
gegebenen Anlaß, an der Spitze Frau Bundes
für Wissenschaft und Forschung, Dr. Hertha
Firnberg, sowie zahlreiche Persönlichkeiten c
öffentlichen und kulturellen Lebens. Wir we
nach Möglichkeit gesondert über das Ereigni
berichten. (Abb. 10-12)
Bundesministerium für Wissenschal
und Forschung
Besucherstotistik der staatlichen
Museen und Kunstsammlungen
Das Bundesministerium für Wissenschaft
und Forsdtung gibt bekannt, daß in den
unterstehenden staatlichen Museen und
Kunstsammlungen in den Monaten
Oktober 1971 insgesamt 129.289,
November 1971 insgesamt 100.455
Besucher gezählt wurden.
Für das Jahr 1971 wurden insesamt
1,376.832 Besucher gezählt.
1. Halbiahr (Jönner-Juni) 635.443
2. Halbiahr (Juli-Dezember) 741.389