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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 121)

Hanna Dornik- Eger 
Die Teilnahme der Natur 
am Tod des Monarchen - 
Himmelszeichen des 
Humanismus 
3 Sternhieroglyph aus der von Pirckheimer in das 
Lateinische übersetzten und von Dürer illu- 
strierten Hieroglyphica des Horapollon (Capie 
Cod. 3255 Bibl. Pol.) 
4 Hieroglyph aus einer deutscgien HorapolIaus- 
etrl, 
gabe, edruckt bei Heinr. Basel 1554. 
U. M., . 1.3022 (A II3I 
 
16 
Während der Vorbereitungsarbeiten zu der an- 
läßlich des Dürer-Jubiläumsiahres von 1971 ver- 
anstalteten Ausstellung der Bibliothek und Kunst- 
blättersammlung des Österreichischen Museums 
für angewandte Kunst, „Albrecht Dürer und die 
Druckgraphik für Kaiser Maximilian l.", fand 
eine ob ihres Pergamenteinbandes aus der 
Sammlung Figdor in die Bibliothek des Mu- 
seums übernommene mittelalterliche Handschrift 
erstmals iene Beachtung, die sie als historisch 
bedeutsame Quelle verdient. Das bisher nur als 
Vorbild für Einband und Schrift des 16. Jahr- 
hunderts dienende Buch vereint das „Salpuech 
vbr Zanngberg" aus dem Jahre 1514 mit dem 
Conportato Hansen Hertzhaymers ab Anno 1514 
ad 1519'. Innerhalb iener „Conportata" aber ist 
die „Neue zeutung von Ro! Kay! Mt. wei- 
Ianndt herrn Maximilianus todtlichenn abganng 
zu Wels am 12. tag Jannuarii Anno 1519"? 
von besonderem Interesse. Diese Zeitung gibt 
eine Zusammenfassung der Ereignisse während 
der letzten Monate im Leben Kaiser Maximilians, 
der Ereignisse vor und nach dem Tod des Mon- 
archen und schließlich eine Aufzählung der 
gelegentlich des Todes des Kaisers beobachteten 
Himmelszeichen. 
Der Verfasser, Hans III. von Herzheima (Abb. 13), 
wurde 1463 zu Trostberg an der Alz geboren, 
kam mit elf Jahren an die Universität Wien, um 
hier durch zwei Jahre Logik und Metaphysik zu 
studieren. Seine gediegene kriegerische und 
höfische Ausbildung erhielt er im Anschluß an 
diese Studien durch seinen Onkel Gentiflor 
Pfeffinger. Bereits als fünfzehniöhriger Jüngling 
trat er in den Kriegsdienst König Wenzislaus 
von Böhmen und Ungarn ein, wechselte bald 
in österreichische Dienste über und wurde 1486 
von Herzog Sigismund von Österreich zum Rit- 
ter geschlagen. Bei der Bekämpfung des Schwä- 
bischen Bundes focht Herzheimer an der Seite 
Kaiser Friedrichs lll., dessen Gunst und Achtung 
er rasch durch seine ausgezeichnete Haltung er- 
warb. Sein eigentlicher Aufstieg setzte aber erst 
nach dem Tode Friedrichs, unter der Regierung 
Maximilians l., ein. Durch seine ungewöhnliche 
Tapferkeit, die er 1493 in der Schlacht bei 
Laibach gegen die Türken erwies, erwarb er 
die Aufmerksamkeit Maximilians, der ihm nach 
der Schlacht den Ritterschlag zum zweiten Male 
erteilte. Herzheimers Ansehen bei Maximilian 
wurde so hoch, daß der Monarch ihm schließlich 
das vielbegehrte, einträgliche Amt des Salz- 
verwalters zu Aussee verlieh, mit einer Beteili- 
gung an den Erträgnissen. Zusätzlich erhielt er 
die Verwaltung des Urbar- und Gaugerichtes zu 
Aussee, so daß sich Herzheimer selbst „Kaiser- 
Iicher Vizeregens zu Aussee" nennen konnte. Sa 
4 
gamma. 
 
aber war Herzheimer nicht nur ein hochc 
sehener, sondern auch vermögender Mann 
worden, der als umsichtig, unermüdlich, Q4 
senhaft und unbestechlich galt, so wie es 
von ihm so hochgehaltenen ldeal der Ritt 
gend entsprach. Bis zum Tode Maximilians 
Herzheimer vor allem in der Steiermark 
delnd auf. Erst nach des Monarchen Tode 
er sich aus den österreichischen Ländern ir 
mehr auf seine bayrischen Besitzungen zu 
Im Herbst des Jahres 1518 entschloß sich I 
heimer zu einer Reise nach Sachsen. Da r 
dieser Zeit ohne kaiserlichen Auftrag l 
wollte er die Gelegenheit nützen, seine in W 
berg studierenden SöhneJohannes Evangelis 
Johann Jordan zu sehen und gleichzeitig 
Churfürstenhof seine Aufwartung zu ma 
Aber erst am 11. Dezember 1518 brach Her 
mer zu dieser Reise auf, hatte er doch 1 
seine persönlichen Angelegenheiten zu r: 
gehabt und auch den Kaiser gelegentlich d! 
Reise nach Wels treffen und nach seinem St: 
schloß Trostberg begleiten wollen. 
Am 9. Jänner 1519 kommt Herzheimer an 
churfürstlichen Hof zu Torgau an der Elbe 
erhält hier in der Nacht vom 22. zum 23. JE 
durch Wolf von Schonburg die Nachricht 
Maximilians Tod. 
Unmittelbar nach Erhalt der Todesnacl 
wurde Hans Herzheimer zu Churfürst Frie 
dem Weisen gerufen, dem er während 
langen Schlittenfahrt genauen Bericht über 
ximilians Leben und Wesen geben mußte. 
Gemessen an der großen Trauer, die ob I 
milians Tode am sächsischen Churfürsti 
herrschte und von der Herzheimer eink 
Bericht gibts, ist es durchaus möglich, dat 
„Neue Zeitung" im Auftrag des Churfürste 
gefaßt wurde und wohl auch für den DrucI- 
gesehen war. Dafür spricht, daß gerade 
rend der Zeit um 1520 „Neue Zeitungen" 
vorwiegend nachrichtlichem Inhalt immer I 
ger' erschienen, wie auch, daß die sächsi 
Druckereien zu den ersten gehörten, die 
vollen Entfaltung der Publizistik wöhrenc 
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts dienten 
mal gliedert sich Herzheimers „Neue Zei 
durchaus dem allgemeinen System ein:zur 
dadurch, daß nur ein Ereignis, in diesem 
der Tod des Kaisers, behandelt wird, ein 
sationeiles Ereignis, wobei die Sensatior 
das die Nachricht rechtfertigende Außergev 
Iiche betrachtet wird. Weiters die stilis 
Form der protokollartigen Dokumentatior 
durchaus zu den Charakteristika einer „P 
Zeitung" gehört, wie schließlich auch da 
richten merkwürdiger Himmelserscheinunge 
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