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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 121)

itossacher 
Brautfahrt der Thetis, 
i verschollene 
IPOSIIIIOD des Franz 
an Maulbertsch 
Maulbertsch, Aufbruch zur Brauttahrt der 
, Federzeichnung um 1750, Salzburger Ba- 
iuseum 
ungen 1-5 
über Bleigrittel, 224 x 264 mm. Ursprünglidt grö- 
Anton 
Ilatt. 
Maulbertsdi 1724-1790, 
ist 1960, Nr. 34, Abb. 30. 
Garas, Franz 
Garas, a. a. 0., s. us, Fig. 1a, und s. 229, Nr. 36a. 
Sams, a. a. 0., s. m, 142. 
im Grisaille auf braunrotem Grund, auf Holz 
, ss x 7a cm, in „Visionen des Barock", Aus- 
gskatalag, Darmstadt 1966, s. 142, 143, KaL-Nr. es 
rig als 1. M. Schmidt geführt. 
Dem weitgehend erforschten Werk des F. A. 
Maulbertsch können auch heute noch gelegent- 
lich Handzeichnungen und Olskizzen hinzuge- 
fügt werden, welche die Kenntnis seines CEuvres 
weiter verdichten helfen. 
Im folgenden soll versucht werden, an Hand 
einer nach unbekannten Federzeichnung, einer 
neu zugeschriebenen Grisaille und einem Kup- 
ferstiolw nach Maulbertsch aufzuzeigen, daß sich 
der Künstler über einen langen Zeitraum hinweg, 
zwischen 1750 und 1790, mit dern Thema „Braut- 
fahrt der Thetis, von Venus geleitet" (aus Ovids 
Metamorphosen) auseinandergesetzt hat. 
Das neugegründete Salzburger Barockmuseum 
besitzt eine Federzeichnung (Abb. I), in deren 
Mitte Thetis von Nereiden hingeleitet wird zu 
einem von Meeresrossen gezogenen Gefährt, 
auf welchem Neptun steht, während Venus (als 
Venus Marina oder Fortuna) das wehende Segel 
IIÖITI. 
Der kühne Strich, die kraftvoll eingesetzten 
Schraffuren, die besondere Attitude der Bewe- 
gungen und die andeutende Charakterisierung 
der Frauengesichter weisen auf die Hand des 
iungen Maulbertsch. Am nächsten steht diesem 
Werk unter den Zeichnungen Maulbertschs eine 
Kampfszene der Sammlung A. Schmid, Wien. 
Klara Garas datierte dieses Blatt „um 1750". 
In diese gleiche Zeit der frühen Reife möchten 
wir auch die Salzburger Zeichnung einordnen. 
Rund vierzig Jahre später, 1792, entstand nach 
einer verschollenen Arbeit Maulbertschs ein 
Kupferstich von Samuel Czetter mit derselben 
Thematik, aber in einer anderen Komposition 
(Abb. 2)". Das Gefährt der Thetis, von einem 
Delphin gezogen, liegt noch in der schützenden 
Bucht. Venus hält es mit der Linken zurück, wüh- 
rend sie mit erhobener Rechter Neptun um 
seinen Beistand bittet. In Czetters Kupferstich 
fehlen die Leichtigkeit und die atmosphärische 
Heiterkeit der frühen Zeichnung, der Geist des 
Rokokos ist seit Jahrzehnten verweht. Manche 
Fragen drängen sich auf. War die Feder- 
zeichnung eine Vorarbeit für ein verschollenes 
oder nicht ausgeführtes Fresko? Ihre Kompo- 
sition und der Vergleich mit Fresken Maul- 
bertschs, wie das Deckenbild „Diana und Aktäon" 
in Schloß Ebenfurth, lassen dies vermuten. Ist 
der Kupferstich Samuel Czetters nach einer Ra- 
dierung oder nach einem verschollenen Tafelbild 
entstanden? Wann mag das Vorbild entstanden 
sein? Die Annahme von Klara Garas', daß 
dieses wahl um 1790 entstanden sei, in einer 
Zeit, als Maulbertsch mangels monumentaler 
Freskoauftröge mit einer neuen Generation iun- 
ger Klassizisten konkurrieren mußte und kleinere 
Olbilder für Private malte, ist sicherlich zutref- 
fend. Die angereicherte Komposition und die 
betonte Gefälligkeit der figurenreichen Szene 
weisen darauf hin. 
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